Lifestyle

«Das Ziel ist, den CO2-Fußabdruck wo es nur geht zu verkleinern»

Zum Shooting vor der Berliner Volksbühne kam Lenn Kudrjawizki mit einem Ioniq 6. Foto: Viktor Strasse

Lenn Kudrjawizki ist ein bekannter Schauspieler. Der 48-Jährige ist aber weitaus mehr als nur Schauspieler: er ist auch Musiker, Autor, Pate bei Unicef und engagiert sich für den Klimaschutz.

Es ist ein Spätsommertag Anfang September in Berlin. Wir sind mit Lenn Kudrjawizki in einem Café an der Schönhauser Allee am Prenzlauer Berg verabredet. Es ist sein Kiez, hier lebt der 48-Jährige seit 1999 mit seiner Familie, mit seiner Frau, der Violinistin Nora Kudrjawizki, und den beiden Kindern.


Dem Gros der Öffentlichkeit dürfte Kudrjawizki als Schauspieler bekannt sein. Neben seiner Rolle als Ermittler Emil Perica im Kroatien-Krimi ist er aus einer Vielzahl internationaler Produktionen wie die „Vikings“, „Jack Ryan“, „Die Päpstin“ oder „Die Fälscher“ bekannt. In der gerade in der ARD ausgestrahlten vierten Staffel von „Babylon Berlin“ spielte er die Rolle des KGB-Spions Oskar Kulanin.

Mehr als nur Schauspieler

„Sagt Lenn. Das ist einfacher.“ Noch bevor wir unser Gespräch beginnen, bietet uns Lenn Kudrjawizki zur Begrüßung das Du an. Das Angebot nehmen wir gern an. Wir nehmen draußen Platz. Vor dem Café Impala direkt vor dem U-Bahnhof Senefelder Platz herrscht reges Treiben. Ein Radfahrer herrscht einen Autofahrer an, der ihn beim Abbiegen fast übersehen hätte. Typisch Berlin halt.

Der Schauspieler Lenn Kudrjawizki bei unserem Treffen in einem Berliner Café. Foto: Viktor Strasse

Wer so umtriebig ist wie Lenn Kudrjawizki, was sagt der eigentlich bei der Frage nach seinem Beruf? Lenn muss nicht lange überlegen. „Mensch.“ Festlegen lassen mag er sich nicht, schon gar nicht will er sich in eine Schublade pressen lassen. „Ich habe das Glück und das Privileg, die Dinge zu tun, die mir Spaß machen, die mich erfüllen, mich inspirieren – und das ist mehr als nur die Schauspielerei.“

„Familienbande“ in Bestsellerliste

Dazu gehört neben der Musik und Regierarbeit auch die Schriftstellerei. Sein Buch „Familienbande. Vom Leben, Lieben und Loslassen“ hat es kurz nach der Veröffentlichung für mehrere Wochen auf die Spiegel-Bestsellerliste geschafft. Darin beschreibt Lenn, der in St. Petersburg geboren wurde, aber bereits als Kleinkind mit seiner Familie nach Ost-Berlin gezogen ist, seinen Lebensweg. Dazu gehört seine Kindheit in Lichtenberg, der schmerzvolle Verlust seines Vaters (da war er gerade 19) und der Mord an seinem jüngeren Bruder. „Den hatte ich damals nie richtig verarbeitet, ich bin danach in ein dunkles Loch gefallen“, erinnert sich Lenn.

Irgendwann kam die Erkenntnis, dass er diese Erlebnisse nicht allein mit der Arbeit verdrängen kann. Er habe gemerkt, dass seine Seele, sein Körper auf die Dinge reagieren, die weit zurückliegen. Das habe dazu geführt, dass er sich mit der Epigenetik auseinandergesetzt habe. Es sei interessant zu erfahren, „dass Schockmomente, Traumata unter Umständen weitervererbt werden an unsere Nachkommen, die davon körperlich und psychisch schwer beeinträchtigt sein können.“ „Mittlerweile liebe ich den Prozess des Verarbeitens, Vergebens und des Loslassens.“ Das habe dazu geführt, dass er seine Familiengeschichte erforscht habe, „mit faszinierenden Ergebnissen“. Das habe angefangen bei seinem „jüdischen Ur-Großvater, der Apotheker des russischen Zaren war, die Revolution überlebt, aber alles verloren hat, bis hin zu seiner jüdisch-russisch-ukrainischen Familie, die durch ganz Europa gezogen ist“. Dabei habe er festgestellt, dass er nicht nur russisch-ukrainische Wurzeln habe, sondern auch griechisch-italienische und zu einem kleinen Teil sogar koreanisch-japanische. „Ich bin quasi ein europäischer Mix“.

Respekt gegenüber der Natur haben

´Der Schauspieler Lenn Kudrjawizki bei unserem Treffen in einem Berliner Café. Foto: Viktor Strasse

„Und, wie nimmst Du den zunehmenden Antisemitismus im Land und das Erstarken der Rechten wahr?“ wollen wir von Lenn wissen, der auch Mitglied der jüdischen Gemeinde in Berlin ist. Natürlich mache es ihn nachdenklich, dass eine Partei wie die AfD gerade derartige Zuwächse aufweist – doch dieses Erstarken der rechten Parteien sei nicht allein ein ostdeutsches Problem, wie manchmal gesagt werde, sondern ein weltweites. Er verweist auf Italien, auf Paris und die USA. „Viele Menschen haben Existenzängste.“ Sie fühlten sich von den etablierten Parteien nicht mehr ausreichend vertreten – sind überfordert mit den Informationen, die auf sie einprasseln, wenden sich dann Parteien zu, die ihnen vermeintliche einfache Lösungen bieten, die oft mit alten oder neuen Feindbildern verbunden sind, sucht Lenn nach einer Erklärung.

Dann sagt Lenn noch, dass er selbst „gar nicht so sehr zwischen Ausländerfeindlichkeit, Rassismus und Ausgrenzung“ unterscheide. „Es gehe vielmehr um Respekt und um grundlegende Werte des Miteinanders. Respekt, den man nicht nur anderen Menschen entgegenbringt, sondern auch der Natur, unserem Lebensraum.“ sagt Lenn. „Für mich ist Mensch, Tier und Natur eine Einheit, die einander braucht. Wenn wir diese Einheit wieder mehr ins Gleichgewicht bringen, bekommen wir die derzeitigen Herausforderungen wieder mehr in den Griff.“

Einsatz für mehr Klimaschutz

Fährt gerne elektrisch: Lenn Kudrjawizki hinter dem Steuer eines Ioniq 6. Foto: Viktor Strasse

Deshalb sei es wichtig, dass man sich für den Schutz des Klimas einsetzt. Lenn tut dies seit Jahren, nicht nur privat, sondern auch beruflich. 2015 hat er mit seiner Frau Nora, einer Konzertmeisterin, seinem Musikproduzenten Felix Neumann und Booking Agent Stefan Lohmann das Berlin Show Orchestra gegründet.

Die Idee dazu kam ihm bei einem Konzert am Tag der Deutschen Einheit in Frankfurt. „Damals gaben wir ein Konzert vor 10.000 Zuschauen mit Jimmy Somerville, Nik Kershaw und Howard Jones, da haben wir richtig abgerockt.“ Als bei den Proben und nach jedem Soundcheck die Musiker von der Bühne kamen und einen Plastikbecher in die Mülltonne warfen, hat es bei Lenn Klick gemacht. „So eine Müllverschwendung muss nicht sein“, hat er sich gesagt. Daraufhin hat er Stefan Lohmann und sein Team dabei unterstützt ein Konzept, „einen Sustainable Event Solution Rider“, zu entwickeln, der aufzeigt, wie Events nachhaltiger gestaltet werden können. Das reicht vom Bühnenkonzept bis hin zum Catering, ein besonders wichtiger Aspekt für die Reduktion des CO2-Fußabdrucks.

Letztes Jahr bereits 32 Flüge eingespart

Lenn verzichtet, wo immer es geht, privat als auch beruflich, aufs Flugzeug. „Das Ziel ist, den CO2-Fußabdruck wo es nur geht zu verkleinern.“ Ein ambitionierter Anspruch. Dort, wo eine Vermeidung derzeit noch nicht gelingt, hat sich das Berlin Show Orchestra für die Kompensation entschieden. „Wir unterstützen dabei Klimaschutzprojekte mit Social Plus Aspekten, die dem Goldstandard entsprechen, um unseren CO2-Fußabdruck zu reduzieren.“

Lenn selbst setzt bei der eigenen Mobilität vor allem auf die Bahn oder das Elektroauto. Er mag es, elektrisch unterwegs zu sein. Letztes Jahr hat er bereits auf 32 Flüge verzichtet. Als Markenbotschafter von Hyundai ist er großer Fan der neuen Ioniqs. Den Ioniq 5 mag seine Frau besonders und beim Ioniq 6 sitzt er selber gerne am Steuer. Doch warum fährt er Hyundai und keine andere Marke? „Ich mag deren Nachhaltigkeitsansatz“, sagt Lenn und verweist darauf, dass in den Modellen der Koreaner der Anteil von recycelten Materialien wächst. Zudem engagiere sich Hyundai für die Weltmeere, ist Partner der Meeresschutzorganisation „Healthy Seas“. Lenn war mit den Aktivisten schon selbst unterwegs, hat Plastik aus den Weltmeeren gesammelt.

Mit seinem Ioniq 6 fährt Lenn übrigens auch zu unserem Shooting vor der Berliner Volksbühne vor. Auf der Motorhaube befindet sich ein Aufkleber mit der Aufschrift „Antritt mit Herz – Unicef: Für jedes Kind“. Damit macht Lenn aufmerksam auf seine Spendenaktion und für die Kinderhilfsorganisation, für die er seit Jahren als Pate fungiert.

Neues Projekt mit Unicef geplant

Mit dem Berlin Show Orchestra versucht Lenn Kudrjawizki den Co2-Fußabdruck bei Events zu reduzieren. Foto: Viktor Strasse

In dieser Funktion sammelt er Geld, kommuniziert deren Arbeit und besucht Unicefprojekte. In Kroatien hat Lenn beispielsweise vier Projekte im dortigen Erdbebengebiet auf den Weg gebracht. Darunter befindet sich unter anderem ein Jugendzentrum und ein Programm, das traumatisierten Kindern psychologische Hilfe bietet. Aktuell plant Lenn zusammen mit Unicef ein Projekt in der am Indischen Ozean liegenden Republik Mosambik, wo es um die Klimaresilienz geht. „Aufgrund des Klimawandels steigt Jahr für Jahr der Wasserspiegel. Ganz banal geht es z.B. darum, dass die Bevölkerung schwimmen lernt, gerade die Kinder “, berichtet Lenn. „Daneben sollen auch Schulen so gebaut werden, dass dort auch trotz der steigenden Temperaturen und zunehmenden Stürmen unterrichtet werden kann.“

Lenn Kudrjawizki spielte in einer Vielzahl internatialer Rollen mit. Foto: Viktor Strasse

Lenn Kudrjawizki spielte in einer Vielzahl internatialer Rollen mit. Foto: Viktor Strasse

Dass Deutschland seine selbst gesteckten ambitionierten Klimaziele bis zum Jahr 2045 wohl verpassen wird und deshalb gerade Kritik des Expertenrats für Klimafragen einstecken musste, nimmt Lenn enttäuscht zur Kenntnis. Frustriert ihn das? „Klar ist das auch frustrierend.“ Doch für ihn liegt der Frustrationspunkt nicht in den Sektoren Verkehr und Gebäude – die ihren Klimazielen hinterherlaufen – sondern bei der Ernährungsindustrie. „Der Verkehr sorgt für viele Emissionen“; sagt Lenn. Doch vielmehr sollten wir uns über die Ernährungsindustrie und unseren Fleischkonsum unterhalten. „Wenn wir alle kein Fleisch mehr essen würden, wäre viel für das Klima gewonnen.“ Lenn selbst hat sich bereits vor Jahren entschieden, sich nur noch vegetarisch zu ernähren – seine Familie folgt diesem Beispiel.

Der Weg zur Klimaneutralität ist mühsam – im privaten wie im beruflichen. Das weiß auch Lenn. „Ich habe einfach angefangen, meine Gewohnheiten zu verändern und dabei festgestellt, dass es mir so viel Freude bringt, neue Dinge zu lernen, zu erfahren und damit einen Beitrag zu leisten, der auch meinen Kindern zugute kommen wird. Die Hoffnung stirbt nie.“

Hier geht es zur Spendenaktion

Über den Autor

Frank Mertens

Nach dem Sport- und Publizistikstudium hat er sein Handwerk in einer Nachrichtenagentur (ddp/ADN) gelernt. Danach war er jahrelang Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele (Sydney, Salt Lake City, Athen) als Berichterstatter begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das bloße Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche. Neben der Autogazette verantwortet er auch den redaktionellen Teil des Magazins electrified.

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn Sie diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwenden oder auf "Akzeptieren" klicken, erklärst Sie sich damit einverstanden.

Schließen