Hybrid

Mitsubishi Outlander PHEV: Blender oder Schnäppchen?

Bietet ein gutes Fahrverhalten: der Mitsubishi Outlander. Foto: Mitsubishi

Wo ist das der Haken? Ein Mittelklasse-SUV als Plug-in-Hybrid und dann noch für unter 30.000 Euro? Geht das? Der Mitsubishi Outlander macht vor, dass das geht.

Die Japaner bieten ihr großes SUV im neuen Modelljahr 2019 tatsächlich für 29.990 Euro an, nachdem vom eigentlichen Basispreis (37.990 Euro) 6500 Euro Prämie von Mitsubishi und 1500 Euro Umweltprämie abgezogen worden sind. Fahren wir jetzt also ein echtes Schnäppchen oder ist der Outlander nur ein Blender?


Der Outlander ist in der Plug-in-Variante schon seit fünf Jahren im Handel und laut Mitsubishi sowohl europa- wie auch weltweit das meistverkaufte SUV mit einem solchen Antrieb.

Outlander umfassend überarbeitet

Zum neuen Modelljahr stand nun die erste große Überarbeitung an. Und hier haben sich die Ingenieure nicht lumpen lassen. Der Benzinmotor ist sogar völlig neu, der Hubraum beträgt nun 2,4 statt 2,0 Liter, Leistung (+14 PS) und Drehmoment (+21 Nm) wurden angehoben. Zusammen mit den beiden Elektromotoren vorn (82 PS) und hinten (/95 PS, +13 PS) ergibt sich ein elektrischer Allradantrieb und eine Systemleistung von 1220 PS.

Das Cockpit im Mitsubishi Outlander. Foto: Mitsubishi

Das System ist ausgereift und sorgt für eine souveräne Fortbewegung des immerhin zwei Tonnen schweren Fahrzeugs. Überzeugend fällt auch die rein elektrische Reichweite aus, die nach NEFZ-Verbrauchszyklus 54 und nach der neuen WLTP-Messung 45 Kilometer beträgt. Die Batteriekapazität wurde auf für einen PHEV üppige 13,8 kWh angehoben, sie ist an einer Schnell-Ladestation nach 25 Minuten geladen, an einer Haushaltssteckdose dauert es 5,5 Stunden. Mitsubishi gewährt auf die Lithium-Ionen-Batterie übrigens eine Garantie von acht Jahren (bis 160.000 Kilometer).

Geschmeidige Beschleunigung

Über ein Getriebe verfügt der Outlander Plug-in-Hybrid nicht, der Benziner wird per Kupplung zugeschaltet und ist dann über eine große Übersetzung an die Räder gebunden. Bei geringen Geschwindigkeiten fährt der Japaner immer elektrisch. Das alles muss den Fahrer aber nicht interessieren, denn das große Fahrzeug beschleunigt SUV-typisch geschmeidig und bleibt natürlich bis zum Einschalten des Ottomotors auch leise. Richtig schnell kann man mit dem Fünfsitzer sowieso nicht fahren, bei rein elektrischer Fortbewegung ist bei 135 km/h Schluss, arbeitet der Verbrenner mit, sind maximale 170 km/h drin.

Aber hohes Tempo und lange Fahrten sind weder die Domäne des Mitsubishi, noch ist das für ein Plug-in-Hybrid sinnvoll. Denn ist die Batterie leer, steigt der Verbrauch des durch den Doppelantrieb vergleichsweise schweren Fahrzeugs schnell in zweistellige Dimensionen. Im Alltag gilt es vielmehr, die vielen Möglichkeiten zu entdecken, die der Outlander bietet. So sind die Lenkrad-Paddles nicht etwa zum Schalten da, sondern zum Wählen der Rekuperationsleistung. In der Einstellung „0“ wird praktisch gar kein Bremsmoment aufgebaut, während in „5“ maximale Energierückgewinnung mit entsprechender Verzögerung angesagt ist.

Zudem gibt es die Möglichkeit, mit dem Verbrenner die Batterie wieder aufzuladen, wenn man etwa trotz leeren Akkus am Ende der Fahrt die letzten Kilometer im Wohngebiet elektrisch zurücklegen will. Über zwei Steckdosen lässt sich zudem jederzeit komfortabel Strom entnehmen.

Gut ausgestattet unterwegs

Das Heck des Mitsubishi Outlander. Foto: Mitsubishi

Wirklich überraschend ist, dass Mitsubishi das aufwendige System und den günstigen Preis nicht über eine frugale Ausstattung erkauft. Tatsächlich ist die „Basis“ genannte Ausführung mit Klimaautomatik, 18-Zoll-LM´s, DAB-Empfang, Licht und Regensensor, Rückfahrkamera und einigem mehr ausgestattet. Über „Plus“ (Bi-LED´s, beheizbares Lenkrad, Einparkhilfe vorn und hinten, diverse Assistenten) geht es zum Spitzenmodell „Top“ mit elektrischem Fahrersitz, Leder, Glasschiebedach und weiteren Assistenzsystemen. Beim Navi setzt Mitsubishi auf das Smartphone der Besitzer, nur in der höchsten Stufe kann man ein festes System für 600 Euro dazu buchen.

Zum feinen Innenraum des Outlander PHEV passt allerdings das Außendesign weniger gut. Der Wagen wirkt insgesamt, vor allem von hinten und in der Seitenansicht, arg konservativ; vorne zeigt man mit dem typischen Markengesicht (Dynamic Shield) zwar mehr Flagge, richtig überzeugen kann die hier etwas zerklüftete Optik aber auch nicht.

Das ist dann aber auch eine der wenigen Schwächen des Fahrzeugs. Wer ein großes SUV mit Plug-in-Technik sucht und dazu einen günstigen Preis, kommt derzeit am Outlander kaum vorbei. Die für nächstes Jahr von Marketing-Chef Christian Andersen in Deutschland anvisierten 3000 Einheiten, erscheinen daher als ein mindestens realistisch, vielleicht sogar als zu bescheiden formuliertes Ziel. (SP-X)

Über den Autor

Frank Mertens

Nach dem Sport- und Publizistikstudium hat er sein Handwerk in einer Nachrichtenagentur (ddp/ADN) gelernt. Danach war er jahrelang Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele (Sydney, Salt Lake City, Athen) als Berichterstatter begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das bloße Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche. Neben der Autogazette verantwortet er auch den redaktionellen Teil des Magazins electrified.

Kommentare

  • Leider doch eher Blender …
    Leider wird nirgends erwähnt, dass das, an sich tolle Fahrzeug, einen großen Mangel hat und Mitsubishi keine Anstrengungen unternimmt, diesen zu beheben. 🙁
    Der Akku verliert sehr schnell an Leistung, was aber nicht dem Akku geschuldet ist, sondern einer fehlenden Kalibrierung der Software auf den Akku. Anscheinend ist schon nach 8000km der Akku meist nur noch zu 70% verfügbar, was die Reichweite enorm einschränkt und die Wirtschaftlichkeitsbilanz enorm schmälert.
    Hier würde einfach helfen, den Akku einzumessen und die Software zu kalibrieren, aber solange Leute das Auto kaufen und der Bug quasi nicht groß bekannt wird (Autohäuser kennen den nicht mal), bekommt der Kunde ein sehr mangelhaftes Fahrzeug.
    Schade, wäre sonst meine Nr.1 gewesen, in der nächsten Zeit!
    Das wirft ein sehr negatives Licht auf Mitsubishi in Bezug auf Qualität und Kundensupport.

    • Da kann ich nur zustimmen mein ist gut 10 Monate alt und es hat noch max.26-28km elektrische Reichweite und Mitsubishi Deutschland will von Einen Softwareproblem nichts wissen.Ich finde auch die Aussagen das man 8Jahre Garantie hat nicht hilfreich,ich habe mir das Fahrzeug in Hoffnung gekauft um Sparsam zur Arbeit zukommen aber wenn man zwischen 9-10 kwh.Tankt und da mit nur so ein paar km.kommt und den Rest wieder der Verbrenner ran muss,hätte man auch wieder einen Diesel kaufen können,der wäre auch billiger bei der Anschaffung gewesen.
      Danke Mitsubishi.

  • Dem kann ich garnicht zustimmen. Das die angezeigte elektrische Reichweite abnimmt mit zunehmend gefahrenen Kilometern ist einer Rechnung aufgrund der eigenen vergangen Fahrweise incl.
    Verbrauchen geschuldet. Reißt man sich zusammen oder begnügt sich im Winter mit Sitz- und Lenkradheizung statt den Innenraum mit horrendem Stromverbrauch zu erwärmen steigt diese auch wieder. Ein Defekt oder gar derartiger Kapazitätsverlust des Akkus ist mit einer Garantie gedeckelt!

  • Habe jetzt den Outlander im zweiten Jahr. Im Gegensatz zu anderen Kommentatoren bin ich mit der Reichweite zufrieden. Mit der Fahrweise kann ich diese stark beeinflussen.
    Auf jeden Fall reicht eine Batterieaufladung für zweimal zum Arbeitsplatz und zurück zu kommen (ca. 20km/Richtung). Damit fahre ich fast ausschließlich mit Strom. Im Urlaub sieht das anders aus. Die Stromtankstellen sind zu teuer. Da lädt man besser mit dem eigenen Motor auf. Nicht schlecht sind auch die zwei Schukosteckdosen. Da kann man u.U. Werkzeuge anschließen, wie Wagenheber oder Radmutternschlüssel.
    Die Beschleunigung des Fahrzeugs fasziniert mich, da ich zuvor einen G-Klasse (Benziner) gehabt habe, der da sehr lahm war.
    Was bei dem Auto nervt, ist das Infotainment. Die Software mußte zunächst auf den neuesten Stand gebracht werden, damit diese überhaupt brauchbar war (Fiel während der Fahrt andauernd aus).
    Die ewige Bimmellei für alle sinnen-freien Warnungen sind besonders lästig. Für Personen, die aus gesundheitlichen Gründen keinen Gurt tragen dürfen, ist die Gurtwarnung nicht abzuschalten (außer mit dem Seitenschneider). Ich habe eine Menge Autos zuvor getestet aber dieser Outlander hat nach meiner Meinung die schlimmste Software von allen.
    Auch TOM-TOM ist so schlecht wie seine Mutter Garmin. Der findet kaum ein Ziel direkt. Gut, wenn ein Handy mit WAZE oder Google angekoppelt werden kann!
    Faszinierend funktioniert die automatische Abblendung der Scheinwerfer. Gar nicht funktioniert der Regensensor (Manchmal läuft der Wischer auf vollen Touren bei ein paar Tröpfchen Wasser, manchmal muß man bei einem Platzregen an den Fahrbahnrand, weil der Scheibenwischer im Intervallbetrieb oder zu langsam läuft.
    Die Seitenfenster sind völlig verprogrammiert: Wenn man das Fahrzeug verläßt und bemerkt, daß der Beifahrer das Fenster offen gelassen hat, muß man wieder einsteigen und das Fahrzeug einschalten um die Scheibe hochzufahren. Ebenso kann man die Scheiben nicht öffnen, wenn man als Beifahrer etwas Luft schnappen möchte. Da müßte man auch den Motor wieder einschalten.
    Was den Innenraum angeht, ist der Fahrer mit dem elektrisch verstellbaren Sitz gut bedient. Der Beifahrer hat da wenig Möglichkeiten mit der rein mechanischen Verstellung. Es gibt dafür laut Händler auch keinen Austausch.
    Die hinteren Sitze sind mehr als eng, kaum Beinfreiheit. Das ist wahrscheinlich den kleineren Japanern geschuldet.
    Möchte man in dem Auto jedoch liegen, können die hinteren Sitze so umgeklappt werden, daß eine nahtlos ebene Fläche entsteht. Feine Sache!

    Mich hatte der Antrieb fasziniert. Aber der nächste wird von mir vorher etwas genauer getestet.
    Dieses Auto veranschaulicht sehr deutlich, daß man immer Kompromisse eingehen muß.

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