Elektro

Ladestationen: Design als Differenzierungskriterium

Der Mercedes EQC an der Ladestation von Ionity. Foto: Daimler

Wer sich mit seinen Ladestationen vom Wettbewerb abheben will, muss mehr bieten als attraktive Preise und eine gute Ladeleistung. Auch das Design der Säulen muss stimmen.

In den frühen Jahren der aufkeimenden E-Mobilität ging der Ausbau der Ladeinfrastruktur in Deutschland schleppend voran. Hier und dort wurden in symbolischen Aktionen von Städten oder Kommunen zusammen mit lokalen Energieversorgern schmucklose Kästen vor Rathäuser gestellt, welche den Aufbruch in das neue Zeitalter der Mobilität markierten.


Das Design der Ladesäulen war zumeist nachrangig, Kunden ohnehin Mangelware. Doch in einem zunehmend von Wettbewerb um Stromkunden geprägtem Markt könnte dem Design von Ladesäulen eine Schlüsselrolle zukommen. Zugleich wird auch für Autohersteller die Inszenierung ihrer eigenen Ladesäulen für den Markenauftritt an Bedeutung gewinnen. Parallel könnten Lademöglichkeiten angesichts pragmatischer Überlegungen zum großflächigen Ausbau einer Infrastruktur vielerorts allerdings auch ganz verschwinden.

Ionity mit expressiven Design

Statt wie einst als subventioniertes Feigenblatt wird der Betrieb von Ladesäulen in Zukunft als Geschäftsmodell durchsetzen, welches Einnahmen durch Vertrieb von Hardware, den Service und natürlich den Handel mit Energie verspricht. Derzeit drängen viele Player auf den Markt. Den sich dabei anbahnenden Konsolidisierungsprozess der kommenden Jahre werden nicht alle überleben.

Wer bestehen will, muss sein Dienstleistungsangebot in besonderer Weise inszenieren. Ionity, die Schnellladesäulen unter anderem entlang deutscher Autobahnen betreiben, hat sich zum Beispiel mit einem expressiven Ladesäulen-Design für diesen Wettbewerb gerüstet. So hat das von mehreren Autokonzernen gegründete Unternehmen Ende 2019 eine neue Schnelllader-Generation vorgestellt, die mit einer aufwendigen optischen Inszenierung nicht nur schick und modern wirkt, sondern außerdem noch spezielle Funktionen integriert.

Mit 2,60 Meter Höhe soll sie auf Rastplätzen leichter auffindbar sein. Zur besseren Sichtbarkeit während der Dunkelheit trägt sie außerdem eine Art Krone in Form eines farblich variablen LED-Lichtrings. Dieser macht nicht nur auf die Säule aufmerksam, sondern informiert mit verschiedenen Farben über den Verfügbarkeits- sowie Ladestatus und versorgt Kunden zudem mit Licht. Der unscheinbare, graue Kasten eines Mitbewerbers dürfte jedenfalls weniger Beachtung bei E-Auto-Nutzern finden.

Supercharger mit Alleinstellungsmerkmal

Ebenfalls an Bedeutung gewinnen wird das Ladesäulendesign für die Autohersteller. Tesla hat sich nicht nur mit seinen Autos, sondern außerdem mit dem Aufbau einer eigenen Ladeinfrastruktur den Nimbus als der E-Mobilitäts-Pionier erarbeitet. Dabei haben die Amerikaner auch besonderen Wert auf das Erscheinungsbild ihrer Supercharger-Stationen und dem Design der Ladesäulen gelegt. Diese schlichten Kästen zeichnen sich durch eine große Öffnung in ihrer Mitte aus, die in der Markenfarbe Rot gerahmt ist.

Zudem befindet sich am oberen Rand noch der leuchtende Schriftzug „Tesla“. Tesla hat damit eine Ikone geschaffen, die bereits Nachahmer findet. So plant Ford in den USA eine Elektro-Offensive, die außerdem vom Aufbau einer Ladeinfrastruktur flankiert werden dürfte. Einige Ladesäulen wurden bereits gesichtet, die sich in Hinblick auf ihr Design stark am Vorbild von Tesla orientieren. Auch hier gibt es einen Quader mit großer Öffnung, die allerdings in der Ford-Farbe Blau gerahmt ist und am oberen Rand den leuchtenden Markennamen Ford trägt.

Auch Hersteller setzen auf Differenzierung

Auch deutsche Elektroauto-Hersteller inszenieren sich mit dem Design ihrer eigenen Ladesäulen. Ein frühes Beispiel sind 2014 von BMW an seinem Museum in der Münchener Konzernzentrale installierte Ladestationen. Dabei bildet eine organisch geformte Säule in einem weiten Bogen eine Überdachung, die auf der Unterseite beleuchtet und auf der Oberseite mit Solarzellen bestückt ist. Die Botschaft hier: E-Mobilität ist schick, nachhaltig und sauber.

Allerdings haben diese Design-Ladesäulen vor allem Leuchtturm-Funktion, sind jedoch nicht für eine flächendeckende Versorgung gedacht. Anders bei Porsche, wo man seit einiger ein Netzwerk durchgestylter Schnelllader aufbaut. Dabei hat die konzerneigene Designabteilung sich für eine besonders schlanke und hoch bauende Variante entschieden, die wie ein mächtiger und futuristischer Obelisk wirkt. Ganz im Sinne der Markenphilosophie von Porsche zeichnen sich diese durch ein extrem hohes Ladetempo aus.

Angebote ums Laden herum anbieten

Schnellladestation von EnBW. Foto: EnBW

Doch es wird in Zukunft nicht allein auf das Design der Ladesäulen ankommen. Entscheidend dürfte außerdem sein, wie verlockend der Aufenthalt an dieser ist, da Langstreckenfahrer die Lade- auch als Erholungspause nutzen werden. Selbst wenn sehr schneller Ladestrom verfügbar ist, wird man an diesen Orten 15 bis 30 Minuten verweilen.

Ein wenig Grün, Erfrischungsangebote, Internet-Anbindung und bequeme Sitzgelegenheiten in einem Lounge-artigem Ambiente werden da sicher mehr Anreize bieten als eine schlichte Aneinanderreihung von Haltebuchten mit Ladepunkten. Ein schönes Beispiel einer solchen Wohlfühloase bietet ein vergangenes Jahr vom Energieriesen E.ON und dem dänische E-Mobilitätsanbieter Clever in der Stadt Fredericia in Betrieb genommene Pilotanlage. Dabei handelt es sich um ein überdachtes Areal mit einer aus Holz gefertigten Gründach-Konstruktion, in dessen Zentrum ein kleiner Birkenwald mit Sitzgelegenheiten zum Verweilen lockt. 48 solcher Wohlfühl-Stationen sollen in Skandinavien in den kommenden Jahren entlang von Autobahnen entstehen.

Laden an Straßenlaternen

Anders als bei den Schnellladern entlang der Fernwege deutet sich in urbanen Zentren hingegen eine Tendenz zu einem pragmatischen Design von Lademöglichkeiten an, die in Zukunft als solche gar nicht mehr explizit in Erscheinung treten werden. Ein gutes Beispiel für den Aufbau einer weitgehend unsichtbaren Ladeinfrastruktur verfolgt das Berliner Start-up Ubitricity. So hat das Unternehmen unter anderem in London und Berlin bereits in größerer Zahl bestehende Straßenlaternen mit einer Ladefunktion aufgerüstet. Eine Ladesäule, und damit die Frage nach ihrem Design, wird bei diesem Angebot schlicht ausgeklammert.

Ebenfalls weitgehend unsichtbar könnten künftige kabellose Ladestationen sein, die per Induktion den Akku mit Strom versorgen. Diese werden dann nur noch durch eine im Boden eingelassene Plattform erkennbar sein, über der das E-Auto parkt. Ganz ohne lästigen Kabelsalat könnten E-Auto-Nutzer in Zukunft an sehr schlichten, fast unsichtbaren Ladepunkten ihren Strom beziehen. (SP-X)

1 Kommentar

  • Das Design als Auswahlkriterium kommt in meiner Realität an ungefähr 2755ster Stelle.
    Funktionieren müssen die Dinger, ausreichend vorhanden und anständig gekennzeichnet sein (auch in Sachen Falschparker) und Maingau ESL muss funktionieren. Mehr brauche ich nicht 😉

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