Mobilität

Hyundai: Mit Start-ups in neue Geschäftsfelder

Für Hyundai gehören Roboter zur Mobilität der Zukunft. Foto: Hyundai

Hyundai investiert in Start-ups. Damit will der Autobauer neue Geschäftsfelder erschließen.
Elektromobilität bedeutet weit mehr als die Umstellung auf elektrifizierte Fahrzeuge. Auch Themen wie autonomes Fahren, Konnektivität und innovative Mobilitätsdienste treiben die Wirtschaft weltweit um, mit gravierenden Folgen für die Fahrzeughersteller. Nur Autos zu bauen, ob mit Elektro- oder Verbrennermotor, führt auf Dauer in die Sackgasse. Deshalb beschäftigen sich sämtliche großen Fahrzeughersteller seit Jahren mit allen Facetten der Mobilität und versuchen, neue Geschäftsfelder zu erschließen.

Hyundai, der nach Toyota und VW weltweit drittgrößte Automobilkonzern, hat erkannt, dass das nicht alleine von Korea aus funktioniert. Wer wissen will, was wo passiert, muss vor Ort präsent sein. Und so durchforstet der koreanische Konzern mit eigenen Teams die weltweiten Start-up-Szene nach jungen Unternehmen, in die man investieren kann. „Wir wissen, was wir gut können – Autos bauen – und was nicht. Daher suchen wir den Kontakt zu Partnern, die gut zu uns passen“, sagt Edvin Eriksen, der das deutsche Büro von Hyundai leitet. „Wir wollen herausfinden, wie der Konzern in 10 oder 15 Jahren Geld verdienen kann, und in welchen Ökosystem wir uns dann bewegen.“


Von Berlin den Blick auf Europa

Von Berlin aus betreuen Eriksen und sein achtköpfiges Team die Region Europa, immer auf der Suche nach jungen Unternehmen, die sich für Partnerschaften eignen. Solche regionalen, intern Cradles – also Wiege – genannten Büros betreibt Hyundai in Beijing, Singapore, Israel und natürlich auch im Silicon Valley. Jede Region setzt eigene Schwerpunkte, aber die Büros sind eng miteinander vernetzt und tauschen sich ständig aus.

Die USA sind weit vorne, was urbane Mobilität mit Lufttaxis angeht. Israel dagegen sei bei Cyber-Sicherheit, Software und künstlicher Intelligenz stark. Eriksens Team engagiere sich wiederum stark im Themenfeld rund um Smart-City-Konzepte. „Ob Paris, Barcelona, Stockholm oder eben Berlin, wir strecken unsere Fühler über ganz Europa aus und wollen wissen, was in allen Hotspots passiert.“

Der Konzern hat fünf Bereiche definiert, in denen man sich künftig verstärkt betätigt: intelligente Städte, Mobilität, Energie, künstliche Intelligenz und Robotik. „Momentan sind wir mitten in einer Transformationsphase“, sagt Jürgen Keller, Geschäftsführer von Hyundai Deutschland. „Wir wollen nicht nur Autos, sondern zukunftsweisende, intelligente Mobilitätslösungen anbieten.“

Verkehrswende ist längst angelaufen

Das mag abstrakt klingen, doch in großen Städten wie Berlin, Paris oder Barcelona sind die Umwälzungen in Sachen Mobilität längst sichtbar. Wo sich früher Blechkarawanen durch die Straßen wälzten, werden heute Fahrradspuren eingerichtet. Statt Parkplätzen gibt es Ladeparks für E-Autos, Menschen fahren mit Miet-Bikes oder Scootern durch die Stadt, Lastenräder ersetzen Lieferwagen.

An manchen Dienstleistungen ist Hyundai bereits beteiligt. Der Einstieg bei Ionity etwa öffnete Hyundai-Kunden das Schnellladenetz entlang der europäischen Autobahnen zu vergünstigten Ladepreisen. Auch bei H2 Mobility ist Hyundai eingestiegen. Das Unternehmen baut ein europaweites Netz an Wasserstofftankstellen auf. Die Infrastruktur ist essenziell für Hyundai, um die eigenen Brennstoffzellen-Lkw in Europa zu vermarkten.

Die Kunden bekommen von den wenigsten Projekten etwas mit. Beispielsweise von den gravierenden Umwälzungen in der Produktionstechnik, die Auswirkungen auf den Bau von Fahrzeugen hat. „Hier tut sich gerade in Europa momentan extrem viel“, sagt Eriksen. Künstliche Intelligenz und Robotik eröffne dem Konzern völlig neue Möglichkeiten. „Momentan bauen wir in Singapur eine intelligente Fabrik. Dorthin bringen wir interessante europäische Start-ups, um vor Ort neue Technologien zu testen und sie dann gegebenenfalls in allen Werken weltweit einzusetzen.“

Alles mit dem großen Ziel der CO2-Neutralität, die der Konzern bis 2045 anstrebt. „Wenn wir das als riesiger Konzern in der gesamten Wertschöpfungskette schaffen wollen, müssen wir jeden einzelnen Bereich betrachten“, sagt Deutschland-Chef Keller. „Alleine erreichen wir das Ziel nicht, dafür brauchen wir Partner.“ (SP-X)

Über den Autor

Frank Mertens

Nach dem Sport- und Publizistikstudium hat er sein Handwerk in einer Nachrichtenagentur (ddp/ADN) gelernt. Danach war er jahrelang Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele (Sydney, Salt Lake City, Athen) als Berichterstatter begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das bloße Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche. Neben der Autogazette verantwortet er auch den redaktionellen Teil des Magazins electrified.

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