Simona De Silvestro ist nicht nur Markenbotschafterin des Zürcher Titelsponsors ABB. Die Schweizerin ist zudem Test- und Entwicklungs- sowie Ersatzfahrerin bei Porsche in deren erster Formel E Saison.
Simona De Silvestro kann ihr Glück anscheinend immer noch nicht so recht fassen. Die 31 Jahre alte Pilotin strahlt, sobald man sie auf Porsche anspricht, nennt es ihren „großen Durchbruch“.
Das, obwohl sie unter anderem in der IndyCar Serie ihr starkes Können unter Beweis stellen und ihren kritischen Landsmann, Rennsportkommentator und Ex-Formel 1 Fahrer Marc Surer von ihrer Power überzeugen konnte. Mit Porsche ist sie künftig auch im ADAC GT Masters am Start. Eine Rennsportfahrerin durch und durch, die einerseits Souveränität ausstrahlt und ihre neuen Aufgaben gleichzeitig mit der Leidenschaft eines Rookie beherzt angeht.
Von Anfang an in der Formel E dabei
Werksfahrerin für Porsche, zusammen mit Sébastien Buemi, auch ein Schweizer, Markenbotschafterin für den Hightech-Konzern ABB. Die gutaussehende Simona ist die ideale Kandidatin, um die Funken der Formel E auf eine wachsende Zuschauerzahl überspringen zu lassen und damit das Interesse an der rein batteriegetriebenen Mobilität. Tatsächlich war sie von Anfang an in die F E involviert. In der Debütsaison der Serie 2014/15 fuhr sie die letzten beiden Rennen, bevor sie für die Saison 2015/16 als Stammpilotin von Andretti verpflichtet wurde.
Letzte Saison war sie kurz bei Venturi als Testfahrerin im Einsatz. „Mich interessiert das Thema Formel E sehr, und ich glaube, für unsere Generation ist das etwas ganz Besonderes. Es ist der Eintritt in eine neue Ära des Rennsports“, sagt sie. Schließlich erlebe sie live, wie es ist, elektrisch zu fahren und mitzuerleben, wie die Entwicklung innerhalb der letzten fünf Jahre vorwärtsgegangen ist.
„Wenn ich dann in 30 Jahren zurückblicke, kann ich sagen: ich war dabei, als alles angefangen hat. Das ist schon spannend.“ Klar, der Sound sei nicht der, den auch sie gewohnt war. Aber sogleich gibt sie zu bedenken: „Die Formel 1 vor 30 Jahren hat die Automobilindustrie wirklich gepusht, und ich glaube, heutzutage ist die Formel E da, um das Thema Elektromobilität zu pushen.“
Gruppenbild mit profilierter Dame
Dann kommt sie umgehend wieder auf Porsche zu sprechen. „Es ist megaspeziell, mit Porsche in deren erster Formel E-Saison mit im Team zu sein“, berichtet sie freudig über die „große Familie“, als die sie das vielköpfige TAG Heuer Porsche Formel E Team um Motorsportchef Fritz Enzinger empfindet. Simona fährt mit in den Rennen vor der eigentlichen Formel E, und zwar gegen echte Profis in der Simulationsdisziplin.
Die Vollblut-Rennfahrerin schlägt sich wacker, sagt aber, diese Art von Rennen sei „komplett anders“ als Rennen auf der Strecke. „Als normaler Rennfahrer muss man sich ein bisschen daran gewöhnen.“ Für sie bringen der heimische Simulator und die Rennen gegen die Hardcore Sim-Racer den Vorteil, dass sie die europäischen Rennstrecken besser kennenlernen kann. Denn Simona war zwar viel unterwegs, aber nicht so sehr in Europa.
Jani und Lotterer in den Punkten
Im dritten Rennen am vergangenen Samstag im virtuellen Monte Carlo hatte sie Pech. Dafür schlug sich Neel Jani im ebenfalls virtuellen Rennen der aktuellen Formel E-Piloten wacker, verbesserte sich von Platz sieben in der Quali auf Platz vier im Rennen. Auch Teamkollege André Lotterer landete als Siebter in den Punkten. Ein erfolgreicher F E Samstag also für das TAG Heuer Porsche Formel E Team.
Wann aus der sogenannten „Race at Home Challenge“ zugunsten von UNICEF und Covid-19 Pandemie wieder reale Rennen werden, ist noch nicht klar. Die Rennen in London und New York jedenfalls sind verschoben. Vor Juli werde es definitiv keine Rennen geben und dann höchstwahrscheinlich als Geisterrennen vor Ort zwar nicht simuliert, aber ohne Zuschauer.
Aus der Not durch Corona eine Tugend gemacht
Faszinierend bei den simulierten Rennen, sowohl im Vorrennen mit Simona De Silvestro als auch in der eigentlichen Formel E danach, ist es, miterleben zu können, wie schnell die Rechner zum Beispiel bei Crashs den Grad der Beschädigung des virtuellen Boliden berechnen können. Monte Carlo sah zwar nicht annähernd real aus, das sonst so mondäne Flair wirkte künstlich, grob gepixelt und quasi keimfrei. Und auch die Fahrer, die tatsächlich alle mit einem Simulator versehen waren und sich von ihren Heimatorten ins Rennen „einloggten“, um mit ihren Boliden als Atavar bei grünen Ampeln möglichst einen guten Start hinzulegen, empfanden die Atmosphäre als gewöhnungsbedürftig.
Für die Zuschauer dagegen bleiben auch die virtuellen Rennen maximal spannend und mitreißend dank der professionellen Kommentierung und der Präsenz des TV Gesichts der Formel E, Nicki Shields, die auch in der virtuellen Welt als Gastgeberin und lockere Gesprächspartnerin mit den Rennfahrern überzeugt.
Lademöglichkeiten von ABB
Und wie ist das mit dem Laden im richtigen Rennen? Die Stromversorgung einer Stadt kann nicht so viel Energie zur Verfügung stellen, wie so ein Rennen verschlingt. Die Formel E braucht deshalb Schnellladestationen, erzeugt den Strom selbst mit Aggregaten. Hier kommt das Schweizer Unternehmen ABB ins Spiel. Der Titelsponsor der Formel E gilt als führend in Bereichen wie Stromübertragung, Elektrifizierungsprodukte und Industrieautomation und ist offizieller Ladepartner für die Jaguar I-Pace eTrophy, eine weitere Unterstützungsserie der ABB FIA Formel E Meisterschaft.
Die bahnbrechenden Terra 53 DC-Schnellladegeräte von ABB ermöglichen das Aufladen von Rennwagen innerhalb von minus 35 bis 55°C, so dass sie in den unterschiedlichen klimatischen Bedingungen des gesamten Kalenders reibungslos funktionieren. Dies, so ABB, demonstriere die Leistungsfähigkeit der Schnellladegeräte von ABB „in der realen Welt.“
Für jedes der E-Teams stellt ABB maßgeschneiderte Schnellladegeräte zur Verfügung, die auf den Terra 53-Ladegeräten basieren, wie sie weltweit zu finden sind. Diese Ladegeräte sind mit ihren 2,2 Metern zu hoch für den Rennbetrieb. ABB hat deshalb eigens für die F E das Terra 53 DC Ladegerät in eine langlebige, 1,5 Meter hohe Einheit umgepackt, die während der gesamten Rennsaison problemlos transportiert werden kann, ohne die Leistung der Ladegeräte zu beeinträchtigen.
Zwei Meister ihrer Disziplin
Für ABB ist die Formel E mehr als ein Rennen. „Sie ist unser Prüfstand für innovative Technologien, die wir im täglichen Leben anwenden können.“ Tarak Mehta, ABB Vorsitzender für das Elektrifizierungsgeschäft, freut sich über die Partnerschaft mit der Rennserie: „Die ABB FIA Formel E Meisterschaft biete einen faszinierenden Blick in die Zukunft der Elektromobilität.“ Jedes Rennen, so Mehta weiter, rufe ins Bewusstsein, was möglich und was machbar sei. Der Vorsitzende des ABB Geschäftsbereichs Industrieautomation wiederum freut sich darüber, mit den ABB Automatisierungs- und Robotiklösungen für Hersteller von Elektroautos die digitale Transformation der Automobilindustrie mit voranzutreiben.
Die Veranstalter nennen ihre Rennserie eine der wettbewerbsintensivsten und unberechenbarsten Kategorien im Motorsport, mit vier verschiedenen Meistern in den ersten fünf Saisonen. Ein Formel-E-Auto zu fahren ist etwas völlig anders als jeder andere Einsitzer. Das merken hartgesottene Formel 1 Fahrer wie Felipe Massa, der sich bisher ganz schön schwer tut mit der anderen Fahrweise. Erfolgreiche Fahrer wie André Lotterer oder Brendon Hartley mit Rennerfahrungen in F 1 und WEC (World Endurance Championship) nennen das F E Fahrzeug gar das am schwierigsten zu fahrende Auto, weil es während eines Rennens viel mehr auszubalancieren gibt, wie zum Beispiel die Energiegewinnung und die Bewältigung eines engen Stadtkurses. Eine Herausforderung, wie sie Rennfahrer lieben.
Mit vielen prominenten Fahrern als Zugpferden aus Formel 1, Formel 2, Langstrecken-Weltmeisterschaft, Super GT und Indycar, die sich auch in der noch jungen Rennserie messen wollen, kann sich die Formel E weiter wachsender öffentlicher Aufmerksamkeit sicher sein. Immer mehr Markennamen stoßen hinzu, wie Mercedes-Benz und Porsche in der noch laufenden sechsten Saison.
Krönung der Karriere des „Iron Maiden“
Weltensprinterin Simona hat ihre mehr als 15 Jahre währende Motorsportkarriere mit dem Vertrag als Werksfahrerin bei Porsche nach eigenem Bekunden gekrönt. Der Schweizer Frauenjoker passt mit ihrer offenen und humorvollen Art hervorragend ins Team und ist hart im Nehmen. Daher auch ihr Spitzname „Iron Maiden“, den sie prompt mit dem Hinweis quittiert, er sei deutlich origineller als das austauschbare Label „Swiss Miss“, wie sie in den USA auch genannt wurde.
Als beinhartes „Iron Maiden“ erwies sie sich im Rennen in Indianapolis vor neun Jahren, als ihr Dallara in Flammen aufging. Simona dazu: „Trotz Verbrennungen an beiden Händen bin ich am Folgetag ins Auto gestiegen und habe es in die Qualifikation geschafft. Seither nennt man mich dort drüben ‚Iron Maiden‘ und nicht mehr ‚Swiss Miss‘. Das gefällt mir.”
Damit dürfte jedem klar sein, aus welchem Stoff Simona gebaut ist, wenn sie als künftige Fahrerin eines Porsche 911 GT3 im ADAC GT Masters mitmischt. Die Liebe zum Vollgas treibt sie an – bei aller Leidenschaft auch für die Elektromobilität und den Taycan von Porsche. „Das GT Programm mit Team 75 ist schon etwas anderes, weil ich noch nie GT gefahren bin. Bei meinem Porsche Engagement ist alles ein bisschen neu – aber megaspannend, weil ich wirklich gute Leute um mich habe, wir alle Erfolg haben und gewinnen wollen.“
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