Honda bietet mit dem Jazz ein kleines Raumwunder. Aber nicht nur das. Als Vollhybrid präsentiert sich das Modell auch als ausgesprochen effizient.
Kleinwagen-Vans sind eine eigentlich aussterbende Art. Honda hält mit dem im Sommer frisch aufgelegten Jazz an diesem eigentlich praktischen Vernunft-Format jedoch unvermindert fest. Mehr noch: Die Japaner haben ihr pfiffiges Raumwunder dank Vollhybridantrieb auf ein technisch höheres Niveau gestellt. Sein dreimotoriger Antrieb bringt bei artgerechter Nutzung nämlich Fahrspaß und Sparspaß in cleverer Weise in Einklang. Und auch sonst geleitet der Honda seine Insassen erfreulich gut durch den Alltag.
Trotz moderner LED-Leuchteinheiten, zweigeteilter Rückstrahler, markanter Sicken und den auf Höhe der Schulterlinie eingelassenen Türgriffen ist der Jazz eine eher unauffällige und sachliche Erscheinung. Dem allgemeinen Trend zum bullig-selbstbewussten Design hat sich Honda in diesem Fall versagt. Der Arbeitsplatz präsentiert sich aufgeräumt und übersichtlich. Hinterm Lenkrad gibt es ein informatives 7-Zoll-Farbdisplay, während mittig im Armaturenbrett ein 9-Zoll-Touchscreen mit kurzer Reaktionszeit eingebaut wurde, der zur unkomplizierten Nutzung vieler Funktionen bereitsteht. Auch ein schnell verbundenes Telefon lässt sich hierüber bedienen. In der Mittelkonsole finden sich noch Drehregler für die Klimaautomatik, mehrere praktische Ablagen und zwischen den Vordersitzen der Wahlhebel für das automatische CVT-Getriebe.
Gute Qualität der Materialien
Schick sind die Textilsitzbezüge der Teilledersitze, die eine natürliche Behaglichkeit vermitteln. Verarbeitung und Materialmix sind auch an anderen Stellen tageslichttauglich. Loben darf man den Jazz außerdem für die gute Rundumsicht, denn durch die großen Scheiben bleibt dem Fahrerblick weniger von der Umgebung als bei anderen Autos verborgen. Schmale A-Säulen mit Zusatzscheiben vergrößern das Blickfeld zusätzlich. Die Sicherheitsausstattung mit zehn Airbags sowie vielen Helferlein des Sensing genannten Assistenzpakets ist ebenfalls vorbildlich. Der Wagen managt das Fernlicht, hält in der Spur, erkennt Tempolimits, regelt den Abstand zum Vordermann und einiges mehr.
Wie in der Vergangenheit bleibt der Jazz seiner Nutzwert-Seele treu. Vorne wie hinten genießen Gäste mehr Freiheiten für Haupt und Beine als man von einem rund 4 Meter langen Auto erwarten würde. Zudem befindet sich der Benzintank statt im Heck unterm Beifahrersitz, was ein besonders tiefes Wegklappen der Rückbank erlaubt. Traditionell nennt Honda diese spezielle Lösung samt cleverer Klappmechanik „Magic Seats“. Der Clou: Beim Umklappen der Rückbanklehne sausen parallel die Sitzflächen in die Tiefe, was nach kurzem Handgriff eine Extraportion Stauraum schafft. So wächst der mehr hohe als tiefe Kofferraum von bescheidenen 300 auf über 1.200 Liter. Außerdem lassen sich die Sitzflächen alternativ hochklappen. Dann entsteht zwischen Rückbanklehne und den Vordersitzen ein Stauabteil für besonders hohes Ladegut.
Drei Motoren im Einsatz
Gleich drei Motoren kommen im Bug zum Einsatz. Hören kann man vor allem den 1,5-Liter-Benziner, der meist einen 70-kW-Generator antreibt, der wiederum das eigentliche Antriebsherz, eine E-Maschine, mit Strom versorgt. Klingt kompliziert, funktioniert aber reibungslos und geschmeidig. Und auch spritzig, denn immerhin 109 PS und 253 Newtonmeter stellt die E-Maschine für den Vortrieb zur Verfügung. Vor allem im Stadtverkehr erlebt man den drehmomentstarken E-Boost als spritzig. Es macht jedenfalls Laune, immer wieder bei Zwischensprints diesen kräftigen Schub zu fordern. In 9,4 Sekunden lässt sich der Jazz auf Tempo 100 treiben. Bei Vollgasmanövern macht sich der kernige Benziner akustisch allerdings überdeutlich bemerkbar.
Beschleunigt man in der Stadt behutsam, wechselt der Antrieb dank kleiner Traktionsbatterie vom hybridischen immer wieder in einen rein elektrischen Vortrieb, bei dem der Vierzylinder abgeschaltet wird. Hier bringt der Jazz sein Spritsparpotenzial zur Geltung. Im urbanen Verkehr waren Werte unter 4 Liter kein Problem. Auf der Autobahn hingegen kommt man leicht über 6,5 Liter Verbrauch, aber nicht über Tempo 175 hinaus. Besonders flotte Autobahnetappen verleidet ohnehin der akustisch dann dauerhaft aufdringliche Benziner. Da wir den Jazz vornehmlich auf der Autobahn mit Tempo 130 bewegt haben, lag der durchschnittliche Spritkonsum mit 6,5 Liter deutlich über dem eigentlich praxisnahen WLTP-Wert von 4,6 Litern.
Komfort als Stärke
Die ganz flotte Gangart ist auch bei Links-Rechts-Manövern nicht das bevorzugte Metier des kleinen Japaners. Geradeauslauf auch bei hohem Tempo sowie der Komfort geben wiederum wenig Grund zur Klage. Für den flotten Kurvenstrich auf der Landstraße hat Honda hingegen andere Kaliber im Programm. Dafür bietet der kleine Jazz einen kleinen Wendekreis, was sich im Stadtverkehr als angenehm erweist.
In der Basisversion kostet der Jazz e:HEV rund 21.700 Euro, für die von uns getestete Topversion Executive steigt der Preis auf rund 24.500 Euro. Klingt nach viel für ein Auto im Kleinwagenformat. Im Gegenzug bekommt man antriebs- und sicherheitstechnisch, raumökonomisch und bei der Ausstattung allerdings auch sehr viel geboten. (SP-X)
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