Elektro

VW ID.4: Mit Elektro-SUV auf Erfolg gepolt

Der VW ID.4 ist das zweite E-Auto der Wolfsburger auf dem MEB. Foto: VW

Jetzt geht es Schlag auf Schlag. Nach dem VW ID.3 bringen die Wolfsburger mit dem ID.4 ihr zweites Elektromodell auf Basis des MEB auf den Markt.

Dafür hat VW dem ID.4 alles mitgegeben, um eine breite Käuferschicht anzusprechen. Und das nicht nur in Europa, sondern weltweit. Während der ID.3 eher ein Modell für den europäischen Markt ist, ist der ID.4 „ein Weltauto“, wie man bei VW selbst sagt. Mit ihm will man nicht nur Kunden in Europa von der Elektromobilität überzeugen, sondern vor allem auch in den USA und China, dem für die Marke wichtigsten Einzelmarkt.


Gelingen soll dies zunächst einmal durch die schiere Größe des VW ID.4, der wie alle neuen Elektromodelle der Wolfsburger auf den Modularen Elektrifizierungs-Baukasten (MEB) des Konzerns beruht. Das Elektro-SUV bringt es auf eine Länge von 4,58 Meter. Damit ist er fast genauso lang wie der Tiguan, dem Bestseller unter den SUVs der Niedersachsen. Der Radstand des ID.4 liegt bei 2,77 Meter.

Platz für drei Kindersitze

Diese Abmessungen sieht man dem ID.4 nicht nur von außen an, sondern sie merkt man auch im Innenraum. Der ID.4 ist ein richtig großes Auto. Dass VW hier wieder ein SUV anbietet, mag man arg langweilig und ideenlos finden. Doch damit folgen die Verantwortlichen um VW-Markenchef Ralf Brandstätter nur der Nachfrage: Kompakt-SUVs sind nun einmal das nach wie vor am stärksten nachgefragte Segment.

Dank der im Unterboden raumsparend verbauten Batterien und der an der Hinterachse verbauten Elektromaschine braucht man sich über beengte Platzverhältnisse im ID.4 nicht beklagen. Hier ist alles luftig und ausgesprochen geräumig. Dieser Eindruck wird nochmals durch das Panoramaglasdach verstärkt.

543 Liter Kofferraumvolumen

Im Innenraum des Der VW ID.4 gibt es viel Platz. Foto: VW

Dass der ID.4 viel Platz bietet, merkt man insbesondere im Fond: hier finden selbst großgewachsene Mitreisende ausreichend Kopf- und Kniefreiheit vor. Für Familien interessant: Auf der Rückbank lassen sich – wenn man es braucht – drei Kindersitze an den Isofix-Halterungen anbringen. Dank seiner Elektroplattform finden Familien auch ausreichend Platz im Kofferraum: es stehen 543 Liter Fassungsvermögen zur Verfügung. Das lässt sich sehen. Damit man auch die Kunden erreicht, die ihr E-Auto auch als Zugfahrzeug nutzen wollen, gibt es für den ID.4 auch eine Anhängerkupplung. Mit ihr lassen sich Lasten bis zu 1000 Kilogramm (bei 12 prozentiger Steigung) ziehen. VW hat hier an alles gedacht, um möglichst breite Kundengruppe zu erreichen.

Dass der Innenraum stark an den ID.3 erinnert, überrascht nicht, ist aber auch vollkommen okay. Der Innenraum ist klar strukturiert, wird durch das mindestens 10 Zoll große Zentraldisplay bestimmt, was beim Infotainment-System Plus sogar 12 Zoll groß ist. Darüber lassen sich alle wichtigen Funktionen wie Navigation, Infotainment, Telefon oder Assistenzsysteme steuern. Das ist nett gemacht und nach etwas Einarbeitung eigentlich auch schnell bedienbar. Die Gänge werden – wie bereits beim ID.3 – über einen Drehschalter – direkt hinter den Lenker eingelegt. Diejenigen, die schon einmal beim Carsharing einen BMW i3 gefahren sind, werden es kennen.

Sportliches Fahren möglich

Doch wie fährt sich der ID.4 nun? Gut, wirklich gut. Wir waren bei unseren Testfahrten durchs Hinterland von Wolfsburg mit dem ID.4 und der 77 kWh starken Batterie unterwegs. Hier bietet die E-Maschine eine Leistung von 204 PS und ein maximales Drehmoment von 310 Nm. So motorisiert, kann man es im ID.4 ausgesprochen sportlich angehen lassen, wenn man es denn will. In 8,5 Sekunden hat man Tempo 100 erreicht, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 160 km/h.

Dank des Heckantriebs kommt der ID.4 auf einen kleinen Wendekreis von gerade mal 10,2 Meter und lässt sich damit ausgesprochen agil auch in der Stadt bewegen. Angst vor fehlender Reichweite braucht man auch nicht zu haben. Mit der großen Batterie sind bis zu 520 Kilometer nach WLTP möglich, eine Alltagsreichweite von deutlich über 400 Kilometer sind mehr als realistisch. Bei unseren Testfahrten über Landstraßen und Autobahnen kamen wir auf einen Verbrauch von 22,3 kWh. Wer erstmals im ID.4 in Kontakt mit der E-Mobilität kommt, der mag gar nicht mehr umsteigen auf einen Verbrenner. Der ID.4 hinterlässt nach der Testfahrt einen ausgesprochen stimmigen Eindruck.

Laden mit bis zu 125 kW

Der VW ID.4 wird mit mehreren Batteriegrößen angeboten. Foto: VW 

Wenn die Batterie leer ist, lässt sie sich an einem Schnelllader mit einer Ladeleistung von bis zu 125 kW wieder aufladen. Das bedeutet, dass man nach 30 Minuten wieder eine Reichweite von 300 Kilometer zur Verfügung stehen. Angst vor fehlender Reichweite braucht man damit nicht zu haben. Übrigens nicht nur bei der großen Batterie, sondern auch nicht bei der kleinen mit 52 kWh, die für eine Reichweite von bis zu 348 Kilometer.

Wie bereits beim ID.3 wird es den ID.4 ab Ende des Jahres zunächst als sogenannte „Editionsmodelle“ zu einem Preis von 49.950 Euro geben. In der ersten Jahreshälfte folgt die Basisversion für rund 36.950 Euro. Davon gehen dann aber noch die 9000 Euro Kaufprämie ab. Insgesamt stehen vier Leistungsstufen (148 PS bis 204 PS) zur Verfügung. Eine Sportversion mit Allradantrieb folgt zu einem späteren Zeitpunkt.

Über den Autor

Frank Mertens

Nach dem Sport- und Publizistikstudium hat er sein Handwerk in einer Nachrichtenagentur (ddp/ADN) gelernt. Danach war er jahrelang Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele (Sydney, Salt Lake City, Athen) als Berichterstatter begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das bloße Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche. Neben der Autogazette verantwortet er auch den redaktionellen Teil des Magazins electrified.

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