Mobilität

Rayvolt Cruzer: E-Bike im feschen Retro-Stil

Rayvolt Cruzer. Foto: SP-X
Mit dem Rayvolt Cruzer E-Bike zieht man die Blicke auf sich. Foto: SP-X

Motorrad-Ästhetik und Vintage-Look – so will sich die junge E-Bike-Marke Rayvolt aus Barcelona mit ihrem neusten Modell vom mittlerweile riesigen Angebot an E-Bikes abheben. Ab April ist das extrovertierte Cruzer auch in Deutschland erhältlich.

Eine erste Testfahrt in der katalonischen Metropole zeigt: Die Differenzierung gelingt dem feschen Retro-Rad ziemlich gut. Obwohl es Rayvolt bereits seit 2016 gibt, ist der in Barcelona von einem kleinen Team um den Franzosen Mathieu Rauzier entwickelte und in China produzierte Cruzer in seiner Heimat ein alles andere als gewöhnlicher Anblick.


Wer das Bike durch die engen Gassen der Altstadt oder entlang der Strandpromenaden von Barcelona pilotiert, zieht unweigerlich Blicke auf sich. Optisch erinnert das langgestreckte E-Bike an Motorradklassiker à la Indian. Fette Reifen, ein extrabreiter Chopper-Lenker und eine Tankattrappe zwischen den beiden Oberrohren betonen diese Ästhetik.

Rayvolt Cruzer technisch auf Höhe der Zeit
Rayvolt Cruzer. Foto: SP-X

Schick: Der Ledergriff am Rayvolt Cruzer. Foto: SP-X

Für einen Motor könnte man den mit braun gegerbten Tierhäuten beklebten Kasten unter dem Ledersattel halten, in dem sich tatsächlich die Batterie versteckt. Dank matter Lackierung sowie Dekoration mit auf alt getrimmten Leder- und Kupfer-Applikationen versprüht der Cruzer zudem den Flair einer längst vergangenen Industrieepoche.

Trotz dieser Steampunk-Anleihen ist das solide verarbeitete Pedelec technisch zeitgemäß. Es gibt LED-Leuchten, hydraulische Scheibenbremsen und optional einen mittig im Lenker montierten Touchscreen im Smartphone-Format. Über dieses Eiva genannte Bordcomputer-System kann man unter anderem diverse Parameter für den Antrieb justieren, MP3-Musik abspielen oder auch GPS-Navigation nutzen. Sogar Tracking und damit eine clevere Diebstahlsicherung erlaubt die Infotainment-Technik.

Nötig ist die schicke, bei Sonneneinstrahlung allerdings schwer ablesbare Display-Lösung nicht, denn die Eiva-Software lässt sich auch aufs Handy laden, welches sich via Bluetooth mit dem Antriebssystem verbinden lässt.

Rayvolt Cruzer mit 400-Watt-Heckmotor

Dass es sich beim Rayvolt Cruzer um ein elektrisch angetriebenes Rad handelt, wird man erst auf dem zweiten Blick gewahr. Zumindest der kleine 400-Watt-Heckmotor ist kaum größer als eine Nabenschaltung. Auffälliger ist die uns zur Testfahrt zur Verfügung gestellte Version mit 1.000-Watt-Maschine, die im Pizzaformat großzügig das Hinterrad ausfüllt. Der Antrieb wird übrigens über den Dreh eines Schlüssels aktiviert, der seitlich im Batteriekasten steckt.

Zum Test standen zwei Varianten mit und ohne Sensor für die Kurbelbewegungserkennung zur Verfügung. Bei der ohne Sensor wird ausschließlich über einen kleinen Hebel für den rechten Daumen die Geschwindigkeit reguliert.

Die mit Sensor kann wie ein typisches Pedelec auch über den Pedalantrieb beschleunigt werden. Letztere Variante bietet sich vor allem für gemütliches Cruisen an, denn für intensive Beinarbeit auf längeren Touren ist die angenehm entspannte Sitzhaltung nicht gerade optimal.

Lässiges Defilieren am Strand
Rayvolt Cruzer. Foto: SP-X

Prominieren am Strand mit dem Rayvolt Cruzer. Foto: SP-X

Als Pedelec ist der Cruzer vor allem für das gemacht, was sein Name andeutet: Zum lässigen Defilieren zwischen San-Sebastián- und Mar-Bella-Beach. Obwohl hier viele um Aufmerksamkeit buhlen, fällt man mit dem kuriosen Gefährt unweigerlich auf. Auf den breiten Strandpromenaden sind übrigens viele Touristen auf elektrifizierten Leihrädern unterwegs, die zumeist mit hässlicher Optik und nervig surrenden Motoren Augen und Ohren beleidigen. Der schicke Cruzer hingegen, mit seinem in China nach den Spezifikationen von Rayvolt produzierten Antrieb, gleitet herrlich geräuschlos dahin.

Und dieser Flüsterantrieb kann das E-Bike auch richtig flott machen. Wenn man den Beschleunigungsknopf ganz nach unten drückt, sind 40 km/h und mehr möglich. Unsicherheit kommt dabei keine auf.

Der Cruzer bleibt auch bei hohem Tempo stabil und vertrauenerweckend. Trotz des langen Radstands und der 30 Kilogramm Gewicht lässt er sich zudem leicht und locker durch den wuseligen Straßenverkehr Barcelonas manövrieren. In Deutschland wäre eine solche Version, die ausschließlich per Handgas gefahren wird, übrigens nicht erlaubt. Deshalb wird der hiesige Ableger von Rayvolt seinen Kunden die Version mit Pedalsensor und einen auf 25 km/h gedrosselten Antrieb ans Herz legen. Wer einen 45 km/h schnellen Cruzer mit Handgas legal im Straßenverkehr bewegen will, müsste sich um eine Einzelabnahme und Versicherungskennzeichen bemühen. Eine Nutzung von Fahrradwegen wäre damit nach derzeitiger Rechtslage ausgeschlossen.

Preis liegt bei mindestens 2700 Euro

In der Pedelec-Version mit Pedalsensor, dem auf 250 Watt gedrosselten 400-Watt-Motor sowie einer für rund 60 Kilometer reichenden 550-Wh-Batterie soll der Rayvolt Cruzer rund 2.700 Euro kosten. Zur Serienausstattung gehören dann Nettigkeiten wie Ledersattel und -griffe, Scheibenbremsen und Seitenständer. Andere Details wie Beleuchtung oder das Eiva-Display kosten Aufpreis.

Wer dann noch die große Batterie, einen starken Motor und Ledertaschen will, kann den Preis auf gut 4.000 Euro treiben. Das mag viel Geld sein, doch ist der Cruzer damit noch deutlich günstiger als etwa das optisch in ähnliche Richtung tendierende Vintage-Pedelec The Ruffian von Ruff Cycles, das bei 5.500 Euro startet. Im Gegenzug bietet das aus Deutschland stammende Retro-Pedelec allerdings auch eine deutlich bessere Basisausstattung und hochwertigere Komponenten wie etwa die stufenlose Nuvinci-Schaltung. Eine Schaltung ist bei dem vergleichsweise einfach gestrickten Cruzer zum Beispiel gar nicht vorgesehen.

Dafür will Rayvolt in naher Zukunft sein Angebot auf eine ganze Modellfamilie von E-Bikes ausbauen. Neben dem für den Alltagseinsatz besser geeigneten Vintage-Bike Ambassador sind noch das aggressiv gestaltete Torino, ein Cargo- sowie ein Klapprad geplant. Darüber hinaus verspricht der Hersteller, in nächster Zeit noch eine mobile Solarladestation für E-Bikes anbieten und sogar elektrisch angetriebene Leichtkrafträder entwickeln zu wollen.

Über den Autor

Frank Mertens

Nach dem Sport- und Publizistikstudium hat er sein Handwerk in einer Nachrichtenagentur (ddp/ADN) gelernt. Danach war er jahrelang Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele (Sydney, Salt Lake City, Athen) als Berichterstatter begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das bloße Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche. Neben der Autogazette verantwortet er auch den redaktionellen Teil des Magazins electrified.

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