Elektro

Aiways U6: E-SUV sorgt für Aufmerksamkeit

Durchgehend: Das Leuchtenband ist nicht zu übersehen, die Dachlinie elegant gezeichnet. Foto: Aiways

Nach dem U5 hat Aiways den U6 auf den Markt gebracht. Ein E-SUV-Coupe. Wir sind mit ihm auf Testfahrt gegangen – und haben damit für Aufmerksamkeit gesorgt.

So viel Aufmerksamkeit mit einem Testauto erregten wir zuletzt, als wir mit einem Lamborghini die Landjugend erfreuten. Der Aiways U6 ist ein Statement gegen die Langeweile auf der Straße und er wirft jede Menge Fragen von Passanten auf, die wir nicht alle beantworten konnten. Die einfachste und am häufigsten gestellte war die nach Marke und Herkunft. Aiways ist eine chinesische Marke, der Aiways U6 ist das zweite Modell des Herstellers auf dem deutschen Markt und es ist gewissermaßen die Coupé-Variante des U5.


Und ja, beides sind natürlich SUVs mit Elektroantrieb. Mit gut 4,80 Metern Länge gehört der U6 zur gehobenen Mittelklasse. Dort wiederum mit einem Basispreis von 47.700 Euro zu den eher günstigen Angeboten.

Ansehnliches Design

Wie gut denn ein Auto aus China sei, die Frage wurde uns ebenfalls häufig gestellt. Auch bei Besuch unserer Stammwerkstatt. Sofort stand die halbe Werkstattmannschaft um den U6 und inspizierte Spaltmaße, verwendete Materialien, die Teile, die Zulieferer beisteuerten und nicht zuletzt Design und Innenraum.

Um es kurz zu machen. Das coupéhafte Design gefällt, auch wenn man bei mancher angebrachten Strebe nicht weiß, ob sie der Aerodynamik tatsächlich dient oder nur der Optik. Jedenfalls ist die Form stimmig und durchaus sportiv-elegant zu nennen. Die Lackfarbe und auch die Farbgebung im Innenraum muss man mögen. Zu diesem Thema gab es Lob oder Tadel. Entweder man findet mintgrün – hilfsweise auch knallgelb – toll, oder eben nicht. Das helle Interieurdesign mit roten und blauen Akzenten auf fast weißen Polstern und in der Türverkleidung erzeugte ebenso konträre Meinungen, wobei sich eine leichte Mehrheit unserer insgesamt positiven Einschätzung anschließen konnte.

An der Verarbeitung gab es dagegen von niemanden etwas auszusetzen, vielmehr wurde die Wahl der Komponenten gelobt (Lautsprecher von Magnat, Reifen von Conti) und das Platzangebot mit einem gewissen Erstaunen zur Kenntnis genommen.

Ausreichend Platz, auch im Fond

Tatsächlich bietet der U6 auf allen Plätzen reichlich Raum, auch hinten, selbst wenn der Fahrer für chinesische Verhältnisse riesige 1,93 Meter misst. Auch der Platz fürs Gepäck ist mit 472 bis 1.260 Litern hinreichend groß auch für den (kleinen) Familienurlaub.

Der kann durchaus ohne zu viele Pausen zurückgelegt werden. Aiways baut in den U6 eine 63-kW-Batterie ein, was bei einem Normverbrauch von 16,6 kWh für rund 400 Kilometer reicht. Praktisch ist es natürlich etwas weniger, wobei bei sommerlichen Überlandtouren der Verbrauch auch mal deutlich unter der Normangabe lag. Es hängt halt vom Fahrprofil ab. Am Schnelllader zieht der U6 mit maximal 90 kW. Es gibt schnellere Fahrzeuge an dieser Stelle. Aber ob man bei der Urlaubsfahrt 20 Minuten oder derer 35 an der Raststätte pausiert, sollte nicht entscheidend sein. Die allermeiste Zeit wird man so ein Auto ohnehin im privaten Umfeld fahren und dann an der heimischen Wallbox über Nacht befüllen. Für eilige Außendienstvertreter ist der U6 nicht gedacht.

Neuzugang aus China: Der Aiways U6 schiebt eine markante Front durch den Wind. Foto: Aiways

Für den Vortrieb sorgt ein 218 PS E-Motor, der seine 315 Nm Drehmoment via Frontantrieb auf die Straße bringt und den U6 in 6,9 Sekunden auf 100 km/h beschleunigt. Bei 160 km/h wird abgeregelt, wie es heute bei vielen E-Autos üblich ist. Während uns Antrieb und Fahrwerk gut gefielen, empfanden wir die Fürsorge, die uns die Assistenzsysteme angedeihen ließen, als etwas übertrieben. Auch zum Rangieren in der eigenen Garage muss man angeschnallt sein. Sonst bewegt sich das Auto einfach nicht. Der Spurhalteassistent nimmt seine Aufgabe sehr ernst und warnt schon bei Annäherung an die Mittellinie, was auf engen Landstraßen leider nicht zu vermeiden ist. Man kann ihn und die vielen anderen Helfer ausschalten, allerdings nur im Stand und man muss es immer wieder tun.

Innenraum sportlich gestaltet

Aiways hat das Interieur im coupéhaften U6 etwas sportlicher gestaltet als im U5. Das sieht gut aus, hat aber für lang gewachsene Europäer einen kleinen Nachteil. Man kommt immer wieder mit dem Knie an den wie ein Flugzeuggashebel gestalteten Wahlschalter für die Fahrrichtung. Und weil just an der Außenstelle die Taste für „P“ wir Parken angebracht ist, irritiert man schon mal das Getriebe eben mit dem Knie. Das schaltet folglich in „N“, weil der Befehl auf Parken zu stellen während der Fahrt gefährlich wäre.

Im U5 passiert das nicht, weil der Getriebeschalter viel dezenter gestaltet ist. Ansonsten gibt es den heute üblichen Touchpad in mehr als ausreichender Größe mit den ebenfalls üblichen verschachtelten Menüs für alles, was man so in einem Auto bedienen kann. Vor dem Fahrer hat Aiways ein dezentes Display platziert, das in schlanker Form über das anliegende Tempo informiert und die Restreichweite. Mehr braucht man eigentlich nicht. Dazu noch das Handy via Apple Car Play verbunden und wir fühlen uns wohl im Auto.

Dazu trägt tatsächlich auch der helle Innenraum bei. Zusammen mit dem Sonnendach wirkt der U6 einfach großzügig und einladend. Die kleinen Schwächen kann man abstellen. Vielleicht finden die Chinesen auch noch eine Taste, um die Assistenten auch während der Fahrt zu zügeln. Dann ist der U6 ein Auto, das man durchaus empfehlen kann. Zumal der Preis im Marktumfeld fast schon günstig ist, falls man das von Beträgen knapp unter 50.000 Euro sagen will. (SP-X)

Über den Autor

Frank Mertens

Nach dem Sport- und Publizistikstudium hat er sein Handwerk in einer Nachrichtenagentur (ddp/ADN) gelernt. Danach war er jahrelang Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele (Sydney, Salt Lake City, Athen) als Berichterstatter begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das bloße Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche. Neben der Autogazette verantwortet er auch den redaktionellen Teil des Magazins electrified.

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