Lifestyle Mobilität

Schindelhauer: Glück auf zwei Rädern

Bei Schindelhauer kommen die Kunden aus den verschiedensten Bereichen. Foto: Schindelhauer

Die Fahrradmanufaktur Schindelhauer bringt mit Arthur und Antonia zwei neue E-Bikes auf den Markt. Mit ihnen wollen die Berliner weiteres Wachstum erzielen.

„Wenn die Kunden glücklich sind, sind auch wir glücklich“, sagt Stephan Zehren . „Daraus schöpfen wir unseren Antrieb.“ Die Frage, ob man auch bei Schindelhauer glücklich ist, braucht man ihm nicht zu stellen. Die Kundinnen und Kunden haben der Fahrradmanufaktur aus Berlin-Kreuzberg 2020 ein Rekordjahr beschert. „Unser Absatz ist im Vorjahr verglichen mit 2019 um 40 Prozent gestiegen“, berichtet Zehren, der zusammen mit Manuel Holstein , Martin Schellhase und Jörg Schindelhauer zu den Gründern gehört.


Und, wie viele Räder wurden abgesetzt? Genaue Absatzzahlen verrät Zehren nicht, allzu viel Informationen mag man der Konkurrenz dann doch nicht preisgeben. „So viel kann ich aber sagen: Wir bewegen uns in einem mittleren bis höherem vierstelligen Bereich.“

Mit Siegfried fing alles an

Stephan Zehren ist bei Schindelhauer für das Design zuständig. Foto: Schindelhauer

Seit 2013 hat Schindelhauer, gegründet 2009 in Magdeburg, seinen Sitz in der Nähe des Schlesischen Tors in Berlin. Seither hat sich viel getan. Nachdem Schindelhauer 2009 mit Siegfried sein erstes Rad auf den Markt gebracht hat, setzte sich die Erfolgsgeschichte der Manufaktur Jahr für Jahr fort. Aus dem einstigen Start-up ist mittlerweile eine in der Branche etablierte Marke geworden, die 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt.

Dass sich die Bikes von Schindelhauer derart großer Beliebtheit erfreuen, hat eine Vielzahl von Gründen. Nicht erst seit der Corona-Pandemie erlebt das Rad eine Renaissance. Immer mehr Menschen, insbesondere in Großstädten, entdecken das Rad für die urbane Mobilität. „Viele unserer Kunden entscheiden sich bewusst für eines unserer Bikes und lassen dafür ihr Auto stehen“, erzählt Zehren. Kein Wunder: Mit einem Rad – zumal mit einem E-Bike – legt man die meisten innerstädtischen Strecken schneller als mit dem Auto zurück. Von fehlenden Parkplatzsorgen ganz zu schweigen.

E-Bikes erleben eine enormen Nachfrage

Customizing ist auch bei den Kunden von Schindelhauer angesagt. Foto: Schindelhauer

Der Boom nach E-Bikes habe gerade in Großstädten den Umstieg von vier auf zwei Räder befördert, sagt Zehren. Bei Schindelhauer entschieden sich im vergangenen Jahr rund 20 Prozent der Kunden für ein Fahrrad mit E-Unterstützung. Tendenz steigend. „Wir gehen davon aus, dass wir bereits in diesem Jahr auf einen Anteil von 33 Prozent kommen, bis 2025 wird es die Hälfte sein.“ Der Nebeneffekt für Schindelhauer ist dabei erfreulich: der Umsatz ist 2020 deutlich gestiegen, denn E-Bikes sind bekanntlich deutlich teurer als herkömmliche Räder.

Diesem Trend zum E-Bike – bundesweit wurden 2020 rund 1,95 Millionen E-Bikes verkauft – folgt Schindelhauer in diesem Jahr mit den zwei neuen Modellen Arthur und Antonia , die mit einem Pinion-Getriebe ausgestattet werden. Sie stehen für all das, wofür auch Schindelhauer steht. Innovation und attraktives Aussehen. Damit man beim Design keine Kompromisse machen muss, hat man sich bei Schindelhauer bewusst für einen Antrieb des Zulieferers Mahle entschieden. „Er ließ sich hervorragend integrieren, er harmoniert mit dem schlanken Design unserer Modelle“, sagt Zehren, der bei Schindelhauer auch das Design verantwortet. Verbaut ist der 250 Watt starke Motor in der Hinterradnabe, der 250 Wh Akku befindet sich kaum sichtbar im Unterrohr. Mit dem Antrieb sind Reichweiten von bis zu 70 Kilometern möglich. Kunden, denen das nicht reicht, können auch einen Zusatzakku ordern, der wie eine Trinkflasche am Rahmen befestigt wird.

Schindelhauer setzt auf Riemenantrieb

Wie alle Räder von Schindelhauer sind auch Arthur und Antonia mit einem Riemenantrieb von Gates unterwegs. „Wichtig ist, dass die Komponenten wartungsarm sind. Beim Riemenantrieb entfällt Ölen und Fetten.“ Ein weiterer Vorteil: Der Riemenantrieb ist leichter als eine Kette. Ohnehin spielt Leichtbau bei Schindelhauer eine wichtige Rolle: Arthur wiegt gerade einmal 13,4 Kilogramm. In Sachen Getriebe setzt man bei Schindelhauers beiden neuen E-Bikes auf Pinion. Für Arthur stehen dabei Varianten mit sechs und neun Gängen zur Wahl, bei Antonia (dem Tiefeinsteiger mit Trapezrahmen) sind es neun. „Frauen wünschen sich häufig mehr Gänge.“ Die Fahrprofile lassen sich dabei im Stand komfortabel per Knopfdruck am Rahmen wählen. Natürlich kann man wichtige Funktionen auch per App steuern – sei es nun über das Smartphone oder die Smartwatch. Konnektivität ist heute ein Muss.

Damit die Räder aber nicht nur gut aussehen, sondern auch auf der Straße gesetzeskonform bewegt werden dürfen, hat Schindelhauer die Lichtanlage von LightSkin formschön in Lenker und Sattelstütze verbaut. „Wir haben hier Wert darauf gelegt, die Lichtanlage so minimalistisch wie möglich zu integrieren, aber die größtmögliche Lichtmenge zu bieten“

Kunden aus allen Bereichen

Das Arthur von Schindelhauer hat ein Pinion-Getriebe. Foto: Schindelhauer

Dass das alles seinen Preis hat, versteht sich von selbst: Für das Arthur VI/IX (dieses Modell wird auch weiterhin als klassisches Singlespeed angeboten) werden bei der Singlespeed-Variante mindestens 3895 Euro fällig, bei Antonia sind es aufgrund der höheren Gangzahl 4895 Euro. Das ist eine Ansage – doch die Kunden von Schindelhauer sind zahlungsbereit. Das sieht man auch daran, dass bei den Berlinern der Bereich der Custom Bikes zunehmend wichtiger wird. Seit Monaten steigt deutlich die Zahl der Kunden, die sich ihr Rad individualisieren lassen wollen – sei es durch Anbauteile wie Schutzbleche, neue Sättel oder Ledergriffe. Die hauseigene Fertigungsstätte hat derzeit gut zu tun. „Aufgrund der steigenden Nachfrage in diesem Bereich werden wir ihn weiter ausbauen.“

Und, was für Kunden sind das, die so viel Geld für ein Rad ausgeben? Sind es vor allem Hipster? „Natürlich sind darunter auch Hipster, doch unsere Kunden kommen aus allen Bereichen. Darunter sind viele, die ein schön designtes Rad fahren wollen, aber auch Pendler, die statt mit dem Auto lieber umweltfreundlich mit dem Rad unterwegs sein wollen.“ Dass der Trend zum Rad nicht nur eine Momentaufnahme wegen Corona ist, steht für Zehren fest. „Er wird sich fortsetzen, davon sind wir fest überzeugt.“ Zudem würden immer mehr Städte dem Rad mehr Raum zur Verfügung stellen, ihm im Mobilitätsmix eine größere Bedeutung einräumen. „Dass, was wir in Berlin beispielsweise mit der Einrichtung von Pop-up-Radwegen erleben, ist ein erster guter Schritt. Doch weitere müssen folgen.“ Bei Schindelhauer jedenfalls freut man sich wie seine Kundinnen und Kunden über die steigende Bedeutung des Fahrrades in der bislang vor allem auf das Auto ausgerichteten Verkehrspolitik des Bundesverkehrsministeriums. Was die Kunden freut, freut auch Schindelhauer.

Über den Autor

Frank Mertens

Nach dem Sport- und Publizistikstudium hat er sein Handwerk in einer Nachrichtenagentur (ddp/ADN) gelernt. Danach war er jahrelang Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele (Sydney, Salt Lake City, Athen) als Berichterstatter begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das bloße Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche. Neben der Autogazette verantwortet er auch den redaktionellen Teil des Magazins electrified.

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