Mobilität

Roboterautos: Licht ersetzt Blickkontakt mit Fahrer

Mercedes setzt bei Roboterautos auf Licht zur Kommunikation mit der Außenwelt. Foto: Daimler

Kann ich wohl noch vor dem abbiegenden Auto die Straße überqueren? Für die Beantwortung dieser Frage reicht manchmal ein Blickkontakt mit dem Fahrer. Doch wie kommuniziere ich in Zukunft mit Roboterautos?

„Ich schau dir in die Augen, Kleines“ – was Humphrey Bogart 1940 im Filmklassiker „Casablanca“ an Ingrid Bergman adressierte, geschieht ähnlich täglich im Straßenverkehr. Ohne Blickkontakt zwischen Fußgängern, Radfahrern und Autofahrern würden viele Begegnungen unsicherer verlaufen.


Aber was, wenn sich Blicke auf kein Gegenüber mehr richten können, weil autonom fahrende Autos unbemannt unterwegs oder Passagiere darin in Zeitungslektüre vertieft sind? Mercedes tüftelt an einer Technik, um im Zusammenspiel von Mensch und Maschine Vertrauen zu schaffen.

Verunsicherung vermeiden

„Menschen müssen schnell und zuverlässig einschätzen können, was ein autonomes Auto als Nächstes tun wird“, sagt Alexander Mankowsky, Zukunftsforscher bei Mercedes-Benz. „Das Fahrzeug muss daher in einer Art und Weise über seine Absichten informieren, die der Mensch unmittelbar und intuitiv erfassen kann.“ Denn viele Menschen äußerten diffuse Verunsicherung, wenn sie sich vorstellten, von autonom fahrenden Autos umgeben zu sein. Eine neue Sprache muss her – mit Licht. Denn damit kommt das System Straßenverkehr auch bisher gut klar. Vorne weiß, hinten rot und zum Abbiegen Gelb. Nun soll sich Türkis hinzugesellen.

Am Konzeptfahrzeug kommen türkisfarbene Leuchtbändern zum Einsatz. Eine 360-Grad-Lichtinstallation über Windschutzscheibe, Scheinwerfer, Kühlergrill und Heck- und Seitenscheiben soll Passanten signalisieren, dass das Fahrzeug eigenständig unterwegs ist. Leuchtdioden auf dem Dach zeigen an, was es als Nächstes beabsichtigt. Diese hohe Position wurde gewählt, um auf Augenhöhe zu kommunizieren und ein Blenden durch die Scheinwerfer zu verhindern.

Sensoren verfolgen die Bewegungen

Sensoren verfolgen die Bewegungen von Menschen am Straßenrand und vor dem Fahrzeug. Die Lichter auf dem Dach zeigen Passanten, dass sie wahrgenommen wurden. Langsames, pulsierendes Blinken bedeutet, dass das Auto abbremst. LED zwinkern den Verkehrsteilnehmer dann quasi an, und eine LED-Laufleiste führt beispielsweise symbolisch über die Straße. In Silicon Valley und in einem Stuttgarter Parkhaus wird das kooperative Fahrzeug getestet.

Dass sich Mercedes für türkis entschieden hat, liegt nach Angaben von Mankowsky an der Sinnesphysiologie des Auges. Türkis sei neben magenta besonders gut wahrnehmbar und noch nicht als Signalfarbe im Straßenverkehr belegt. Der Hersteller hofft auf eine Normierung über die gesamte Autobranche hinweg. Über die gezeigten Installationen hinaus sind auch andere Konzepte möglich. Beispielsweise über Lichtprojektion auf die Straße wie 2Zebrastreifen oder pulsierende Pfeile, selbst die Verwendung von Emojis ist denkbar. (SP-X)

Über den Autor

Frank Mertens

Nach dem Sport- und Publizistikstudium hat er sein Handwerk in einer Nachrichtenagentur (ddp/ADN) gelernt. Danach war er jahrelang Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele (Sydney, Salt Lake City, Athen) als Berichterstatter begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das bloße Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche. Neben der Autogazette verantwortet er auch den redaktionellen Teil des Magazins electrified.

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