Mobilität

Mercedes Vision Urbanetic: Blick in die Zukunft

Der Mercedes Vision Urbanetic. Foto: Daimler

Wie sich Mercedes die Zukunft der urbanen Mobilität vorstellt, haben die Schwaben in Kopenhaben gezeigt. Dort stellten sie den Vision Urbanetic vor.

Wie leben wir zukünftig in den urbanen Ballungszentren? Darüber zerbrechen sich nicht nur Trendforscher, Sozialwissenschaftler und Stadtplaner die Köpfe. 2030 werden laut Zahlen der Vereinten Nationen (UN) weltweit über fünf Milliarden Menschen in Städten wohnen. Die Zahl der Großstädte mit jeweils mehr als über einer Million Menschen wird bis dahin von 123 auf 700 wachsen.


Demzufolge machen sich die Autohersteller Gedanken und entwickeln fleißig Mobilitätskonzepte und am besten auch gleich die passenden Fahrzeuge dazu. Eine im Ansatz recht clevere Idee präsentiert Mercedes-Benz Vans, die Kleintransporter-Sparte von Daimler. Das urige Gefährt mit Namen Vision Urbanetic – es gleicht mehr einer Raumkapsel als einem Auto – soll die Transportprobleme in den Städten lösen.

People und Cargo Mover in einem

Tagsüber „arbeitet“ der Vision Urbanetic als sogenannter „People-Mover“ – sprich Personentransporter – und kann bis zu zwölf Menschen befördern, nachts fährt er Güter aus. In beiden Fällen leise, emissionsfrei und autonom. Um ihn vom Van zum Lademeister umzubauen, reichen weniger als drei Minuten. Die komplette Personenkabine wird an einer speziellen Station einfach gegen einen Kastenaufbau getauscht.

Hierzu haben die Ingenieure eine autonome und flexible Fahrplattform wie eine Art Skateboard konstruiert. Im Chassis sind alle Fahrfunktionen untergebracht, inklusive des batterieelektrischen Antriebs. Dadurch ist es möglich, dass die Plattform auch ohne Aufbau zu ihrem nächsten Einsatzort oder zur Ladestation fährt. Fahrersitz, Pedale und Lenkrad entfallen. Das sorgt besonders in der Cargo-Konstellation für eine sehr gute Raumausnutzung, was wiederum die Effizienz erhöht und hilft, die Kosten zu reduzieren. „Bis zu zehn Paletten können transportiert werden“, sagt Volker Mornhinweg, Chef von Mercedes-Benz Vans.

Das Ladevolumen liegt bei zehn Kubikmetern, dem mehr als Fünffachen eines großen Kombis. Darüber hinaus kann der Vision Urbanetic mit einem vollautomatisierten Regalsystem ausgestattet und beispielsweise als mobile Paketstation genutzt werden.

Innenraum wie eine Lounge

Geht es um den Transport von Menschen, finden die Fahrgäste keine starren Sitzbänke wie in heutigen Bussen vor. Der gesamte Innenraum gleicht eher einer riesigen Lounge mit einem kreisförmig angeordneten Sofa. Zudem bietet der Vision Urbanetic innen die volle Stehhöhe für Erwachsene. Selbst an Kleinigkeiten wurde gedacht: In den Sitzflächen befinden sich induktive Ladestationen für das Smartphone. Und der Blick nach oben bietet freie Sicht entweder nach draußen oder auf das umlaufende 360-Grad-Display, auf dem Nachrichten, Wetter, Reiseinformationen oder Werbung eingespielt werden.

Im optischen Auftritt orientierte sich Mercedes beim Vision Urbanetic an organischen Formen. Für die Personen-Kabine nahmen die Designer die städtische Architektur und die Wolkenkratzer als Vorbild. Das Cargo-Modul wurde gemäß seiner Bestimmung sehr funktional gestaltet. Die Inspiration kommt hier aus dem Industriebereich.
Wann autonome Robo-Taxis, People-Mover und von Geisterhand gesteuerte Transporter auf unseren Straßen zum Alltag gehören werden, mögen auch die Mercedes-Entwickler nicht exakt beziffern. Manche sprechen vom „Ende des nächsten Jahrzehnts“, andere von „noch später“.

Sicher ist man sich, dass diese Art der Mobilität zunächst auf abgesperrten Arealen wie Flughäfen, Container-Terminals und großen Firmengeländen stattfinden wird. Erst danach folgt ein langsames Vortasten in den öffentlichen Verkehr, natürlich immer konform zu gesetzlichen Freigaben. Einig ist man sich jedoch darüber: Das Leben in den Städten wird leiser, sauberer und – wenn alles nach Plan läuft – vermutlich längst nicht so stressig wie heute sein. (SP-X)

Über den Autor

Frank Mertens

Nach dem Sport- und Publizistikstudium hat er sein Handwerk in einer Nachrichtenagentur (ddp/ADN) gelernt. Danach war er jahrelang Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele (Sydney, Salt Lake City, Athen) als Berichterstatter begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das bloße Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche. Neben der Autogazette verantwortet er auch den redaktionellen Teil des Magazins electrified.

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