Hybrid

Mitsubishi: Plug-in-Hybrid als Wachstumstreiber

Der Mitsubishi K-Wagon ist noch ein Konzept. Foto: Mitsubishi/Schaarschmidt

Der japanische Autobauer Mitsubishi investiert massiv in die Elektrifizierung seiner Modelle. Dabei kommt vor allem dem Plug-in-Hybriden einen herausgehobene Rolle zu.

Dass Mitsubishi große Ziele hat, kann man in diesen Tagen auf der Tokio Motor Show spüren, wo die Marke mit dem ambitionierten Claim „Drive your Ambition“ vertreten ist. Mitsubishi zeigt dort nicht nur zwei Konzeptfahrzeuge, sondern verweist dort auch auf das Gesamtkonzept Smart V2H. Mit ihm kann das Fahrzeug zur Ladestation für Immobilien und anderes werden.


Eindrucksvoll sind schon die Bauten der letzten zwei Jahre in der japanischen Hauptstadt und im Forschungs- und Designzentrum in Okazaki, rund 300 Kilometer nördlich von Tokio. Die Mitsubishi Motors Corporation, MMC, schwimmt gegen den Strom. Wo andere Automobilhersteller massiv sparen, nimmt die Marke, die in Deutschland drittgrößter japanischer Importeur ist, Milliarden in die Hand, um seine Werke und Anlagen zuhause wie in Europa für die Zukunft zu rüsten, nicht zuletzt mit der Re-Fokussierung auf Europa. Hier ist das Unternehmen mit dem Outlander PHEV Marktführer bei Plug-in Hybriden. Insgesamt wurden bisher mehr als 150.000 PHEVs verkauft.

Neuaufstellung vor zwei Jahren

Mitsubishi-Europachef Bernard Loire. Foto: Mitsubishi/Schaarschmidt

Vor zwei Jahren hat sich der älteste Automobilhersteller Japans komplett neu aufgestellt, seinen Markenkern geschärft . Dank der Allianz mit Renault und Nissan kann der zuvor klamme Automobilhersteller die Zukunft planen. So zeigt sich MMC, straff, zuversichtlich, selbstbewusst und gleichzeitig demütig angesichts der gewaltigen Größe und Historie der Gesamtmarke Mitsubishi mit insgesamt über 600.000 Mitarbeitern weltweit „Wir sind anders. Wir sind groß“, sagt Guillaume Cartier, Vizepräsident Global Marketing and Sales, und kann es mit der Historie der Modelle belegen.

In Deutschland zog die Zentrale vor zwei Jahren nach Friedberg, wo vor kurzem auf dem Unternehmensgelände der größte öffentliche Ladepark für Elektrofahrzeuge in Hessen eröffnet wurde. In Trebur nahe Frankfurt hat MMC ein neues Forschungs- und Designzentrum eröffnet. Neu seit Januar ist auch der Standort Amstelveen bei Amsterdam als Standort der Europazentrale, die im Zuge der Krise im Jahr 2009 aufgelöst worden war.

Plus 2,4 Prozent in Deutschland per September

Mitsubishi setzt auf Plug-in-Hybride. Foto: Mitsubishi/Schaarschmidt

Nach Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) verzeichnete Mitsubishi im Vorjahr in Deutschland mit fast 51.000 Neuzulassungen ein Wachstum von 17,1 Prozent. Dieser Wachstumskurs dürfte sich auch in diesem Jahr fortsetzen, wenn auch auf geringerem Niveau: so liegt die Marke nach neun Monaten bei 40.3999 Neuzulassungen, ein Zuwachs von 2,4 Prozent. Deutschland ist damit Klassenprimus in Europa, Dahinter folgt Großbritannien. Rund läuft es auch in Italien und Frankreich, wie Europachef Bernard Loire verkündet. Hier erwartet der Manager, wenngleich von einem geringen Ausgangswert, starkes Wachstum. Eine erfreuliche Tendenz angesichts der Tatsache, dass „der europäische Markt der teuerste und am meisten regulierte Markt ist.“ Der Automanager betont: „Wir haben unser Team im vergangenen Jahr von Japan nach Europa umgezogen, um näher am Kunden, unseren Händlern und unserem Vertrieb zu sein und um ein besseres Verständnis für den jeweiligen Markt zu bekommen.“

Mitsubishi-Chef Takao Kato unterstreicht die Synergien, die sich durch die Dreierallianz ergeben und die Expertise von MMC bei vollelektrischen Fahrzeugen (EV), vor allem aber bei Hybridfahrzeugen mit Stecker (PHEV). „Wir werden unser Angebot an Elektrofahrzeugen erweitern, indem wir mehr Variationen liefern und die vielfältige Elektrifzierungstechnologie innerhalb der Allianz nutzen, um die Führungsposition von MMC in der Kategorie PHEV weiter auszurollen“, so der Vorstandsvorsitzende. Europachef Loire formuliert es so: „Wenn ich in einem Satz sagen sollte, was uns ausmacht, würde ich das so beschreiben: Wir sind ein elektrifiziertes SUV-Unternehmen.“ COO Ashwani Gupta ergänzte zum Auftakt der diesjährigen Tokyo Motor Show, bei der MMC zwei Weltpremieren als Konzeptfahrzeuge zeigte, man plane bis 2022 jede der MMC-Elektrifizierungstechnologien für neue mittelgroße und kompakte SUVs einzusetzen, in naher Zukunft auch für die speziell für den japanischen Markt entwickelten und produzierten Kei-Fahrzeuge.

Wachsen mit PHEV

Im Plug-in-Hybridsegment für SUVs, dessen Ära im Jahr 2013 mit der Elektrifizierung der dritten Generation des Outlander eingeläutet wurde, hat Mitsubishi mit dem Outlander PHEV das weltweit meisterkaufte Plug-in-Hybrid-SUV seiner Modellpalette. Da liegt es auf der Hand, dass dieses Segment wachsen wird. So geschehen mit dem Concept Car Engelberg Tourer, erstmals in Genf vorgestellt, ein Plug-in Hybrid-SUV mit 2,4 Liter Benzinantrieb, zwei Elektromotoren, verfeinertem Allradantrieb, drei Sitzreihen und einer Reichweite von rund 700 Kilometern, mehr als 70 Kilometern rein elektrisch. „Wir müssen und können die Effizienz beim Kraftstoffverbrauch verbessern“, sagt MMC Leiter Forschung und Entwicklung Hiroshi Nagaoka. „Dafür werden wir unsere vorhandenen Systeme weiter optimieren in punkto Motor und Reichweite und zwar mindestens auf Augenhöhe mit dem Wettbewerb.“ Die Grenze für rein elektrisch zurückgelegte Strecken liegt für MMC derzeit bei 100 Kilometer.

Volle Kraft auf batterieelektrische Mobilität? Bei MMC ist dies der Fall. Über die Allianz hat Mitsubishi aber auch Zugang zur Wasserstofftechnologie, die Wettbewerber Toyota federführend betreibt. Und der Diesel? Entwicklungsleiter Nagaoka prognostiziert dem Diesel eine sehr schwierige Zukunft. Deshalb fokussiere sich Mitsubishi „eher zusätzlich auf Hybridfahrzeuge (HEV)“, also die ohne Stecker innerhalb Elektrofahrzeugfamilie. Den Benziner dagegen „werden wir beibehalten.“ Welche Modelle sind von Mitsubishi zu erwarten? Da auf dem wichtigen europäischen Markt wie auch weltweit Downsizing angesagt ist, arbeiten die Japaner an alternativen Antrieben in den SUV-Segmenten.

Reine Elektromobilität nicht die Lösung

Mit Blick auf die strengen CO2-Grenzwerte für das Jahr 2030 – sie sehen eine Reduktion zum Wert von 95 g/m bis 2021 vor – verschreibt sich Mitsubishi aber nicht wie anderen Hersteller nur auf die reine E-Mobilität. Hier seien immer noch die Batteriekosten der Engpass.

Doch, so Ingenieur Nagaoka weiter, fielen diese sukzessive im Preis. Rein elektrische Fahrzeuge für lange Distanzen sieht der Hersteller aufgrund der aktuell langen Ladedauer bei großen Batteriekapazitäten nicht als die Lösung, sondern setzt hier auf den Plug-in Hybrid, da er das Beste aus beiden Welten vereint. Vorstellbar seien indes kleine E-Autos. Hinzu kommen Überlegungen zur Entwicklung von Hybriden. Genaueres lässt sich der Hersteller nicht entlocken.

Der Mitsubishi Mi-Tech. Foto: Mitsubishi/Schaarschmidt

Bei seiner Produktplanung geht Mitsubishi entsprechend zielgerichtet vor. „Es ist nicht unser Ziel, jedes Segment in jedem europäischen Markt zu besetzen. Wir wollen fokussiert vorangehen, indem wir uns auf unsere Stärken konzentrieren und darin unsere Einzigartigkeit zeigen“, sagte Europachef Loire. Den Outlander sieht auch Loire als das Erfolgsmodell. Das aufgebaute Knohow bei den Plug-in-Hybriden gelte es weiter auszurollen „Wir lieben es, Türen aufzustoßen. Wenn wir von einer Sache überzeugt sind, gehen wir sie an.“ Dabei geht es nicht in „erster Linie um Volumen, sondern um Qualität.“

Ökosystem im Blick

MMC hat erkannt, dass elektrifizierte Automobile nur ein Aspekt sind, es geht um das gesamte Ökosystem. Dazu gehört das bi-direktionale Laden, sodass das Auto auch zum Energieversorger werden kann. In der zweiten Generation kann auch der rein elektrische i-Miev bi-direktional laden, nicht nur Plug-in Hybride. Mit anderen Worten: Das Auto kann sich an der Ladestation des Hauses aufladen, aber auch den Haushalt für bis zu drei Tagen mit Energie versorgen, sollte die Stromzufuhr unterbrochen sein. Zudem kann das Fahrzeug den Smart Grid versorgen.

Über den Autor

Susanne Roeder

Während des Studiums der englischen und klassischen Philologie in Freiburg, Cambridge, Oxford und Promotion in englischer Sprache arbeitete sie bei BBC Radio Oxford und öffentlich-rechtlichen Sendern. Bei einer Agentur mit Mercedes-Benz als Hauptkunden begann ihre Liebe für Automobile. Nach Stationen als Pressesprecherin in der Industrie ist sie mit Globaliter Media selbständige Journalistin.

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