Elektro

Mit E-Auto in Urlaub: Vorbereitung erspart Ladefrust

Ein Hyundai Kona Elektro an einer Ladestation von EnBW. Foto: Hyundai

Sie wollen mit dem Elektroauto in den Urlaub fahren? Kein Problem, wenn sie sich im Vorfeld darauf ein wenig vorbereiten.

So langsam beschleicht einen der Gedanke, eine Flugreise könnte in diesem Sommer womöglich nicht die beste aller Ideen sein. Selbst der Bundesverkehrsminister will lieber althergebracht mit dem Auto in den Urlaub fahren. Ob elektrisch, geht aus den Interviews nicht hervor. In der FDP hängt man ja eher der Idee von synthetischen Kraftstoffen an…


Dabei hätte es durchaus etwas von Zukunft und Verantwortung, mit Stromes Stärke über Land zu düsen. Flott und geräuschlos. Das gute Gewissen stets mit an Bord. Route samt optimaler Ladestrategie gibt’s oft genug schon vom intelligenten Navi, das Topographie, Wetter und den persönlichen Fahrstil im Blick behält. Dort wird je nach Modell auch angezeigt, mit welchem Batterieladestand man an der nächsten Ladesäule ankommt. Viel bequemer geht’s kaum. Und während der Pause an der Säule füllt sich in der Zeit eines gepflegten Käffchens die Batterie – wie im Werbespot. Zudem dient das der Entspannung – und der Verkehrssicherheit.

Ganz so paradiesisch zeigt sich die Realität zwar noch nicht. Die Zahl der E-Autos wächst noch immer stärker als die der Säulen – aber abschrecken lassen muss man sich selbst bei weiteren Reisen nicht. Irgendein Stecker findet sich fast immer. Jedenfalls dann, wenn man die Fahrt nicht gänzlich unvorbereitet angeht.

Preis über App checken

Doch die Zahl der Ladepunkte ist nur ein Aspekt. In Umfragen stoßen sich die allermeisten Nutzer noch immer am Preis-Wirrwarr. Die einen Anbieter rechnen nach Standzeit ab, die anderen nach Strom, die dritten je Ladevorgang. Bei den einen kommt eine Grundgebühr dazu, dafür ist bei anderen die Kilowattstunde teurer – und im Zweifel hat man ohnehin die falsche Karte dabei. Doch auch hier empfiehlt es sich, ein App zu Rate zu ziehen. Denn dort wird – je nach Anbieter – auch gleich der Preis für die Kilowattstunde angezeigt – und auch, wie viele Ladepunkt vor Ort sind und mit welcher Leistung geladen werden kann. Da ist es sicherlich nicht verkehrt, einem starken Verbund anzugehören – egal, ob der nun Ionity, EnBW oder Fastned heißt. Beispielsweise Ionity bietet mittlerweile ein Netz, das sich mit 1700 Ladestationen über 24 europäische Länder erstreckt. Hier wird Schnellladen entlang der Hauptreiserouten ermöglicht, natürlich nur mit grünem Strom.

Ein breites Angebot in Europa zählt auf großer Tour also mehr als der kurzzeitig höhere Preis. Schließlich finden weite Urlaubsfahrten eher selten im Jahr statt und wirken sich bei den Ladekosten nur unwesentlich auf die Bilanz aus. Ganz nebenbei: Mit 79 Cent so richtig teuer wird’s ohnehin nur für Ad-hoc-Lader. Wer vor der Fahrt ein bisschen die Angebote studiert, reicht zwar nicht ganz an die 32 Cent der heimischen Steckdose heran, kommt aber mit hoher Sicherheit zu einem akzeptablen Preis. Wer dennoch Trost braucht, kann ja gerne mal auf die Literpreise für Benzin und Diesel schielen…

Auf aktuelle Software achten

Mindestens genauso wichtig vor dem Start ist die aktuellste Software. Geht in vielen Fällen schon „Over the Air“, manchmal ist auch noch ein Besuch in der Werkstatt erforderlich. Lohnt sich aber. Einige E-Autos lassen sich nach einem Update nämlich deutlich schneller laden. Und bei einem elektrischen Mietwagen sollte man sich vorab schon mal mit der Technik vertraut machen. Wer an der Säule erst umständlich die Ladeklappe suchen muss, macht sich keine Freunde.

Ein bisschen persönliche Planung kann ebenfalls nicht schaden. Das gilt nicht nur für die Route, sondern vor allem für die Zeit. Früh am Morgen oder am späten Abend findet sich leichter eine freie Ladesäule, unter der Woche eher als von Freitag bis Sonntag. Und: Wer es vermeiden kann, sollte nicht zu Beginn oder am Ende von Schulferien fahren. Drohen Staus auf den Straßen, gibt’s meistens auch welche an den Steckern.

Bis 80 Prozent laden

Noch ein Tipp: Wer mit voller Batterie Richtung Urlaub startet, kann nicht bloß ordentlich Kilometer machen, sondern sorgt beim ersten Ladestopp für die ideale Akku-Temperatur. Apropos: Zu konservativ muss man gerade im Sommer mit der Restweite nicht sein. Ideal ist ein Speicherstand von unter 20 Prozent. Umso mehr Strom kann nämlich tatsächlich fließen. Dafür kann man sich bei 80 Prozent gut wieder auf den Weg machen. Oberhalb zieht sich die Sache über Gebühr.

Und wenn’s trotzdem länger dauert – nicht immer ist die Ladesäule schuld. Geringer Strom kann auch mal am Auto liegen. Einfach weil der Onboard-Charger nicht mehr verkraftet. Das ist dann schlicht der Fluch der Technik.

Über den Autor

Frank Mertens

Nach dem Sport- und Publizistikstudium hat er sein Handwerk in einer Nachrichtenagentur (ddp/ADN) gelernt. Danach war er jahrelang Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele (Sydney, Salt Lake City, Athen) als Berichterstatter begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das bloße Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche. Neben der Autogazette verantwortet er auch den redaktionellen Teil des Magazins electrified.

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