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Elektroautos: Ein-Gang-Getriebe reicht meist aus

Der Hyundai Kona Elektro in der Hafengegend. Foto: Erhardt Szakacs

Sieben Gänge beim Handschalter, zwölf bei der Automatik. Lange Zeit haben sich Autobauer und Getriebe-Hersteller auf immer mehr Übersetzungsstufen konzentriert.

Das Elektroauto, das dürfte mittlerweile allen klar sein, revolutioniert den Autobau. Zwar brauchen die Hersteller neues Know-how in Sachen Batterietechnik, der Rest aber wird deutlich simpler: Ein Elektromotor ist um ein Vielfaches einfacher aufgebaut als ein Verbrenner. Und auch auf die Getriebe-Hersteller kommt ein Wandel zu.


Die haben viele Jahre lang vor allem ihre Automatik- und Doppelkupplungsgetriebe immer weiter verfeinert, mit bis zu zwölf Gängen den Durst gezügelt und die Schaltvorgänge so komfortabel und gleichzeitig sportlich wie nur irgendwie möglich ausgelegt. Doch all das Hirnschmalz, das Geld und die Zeit, das in die Entwicklung floss, ist vielleicht schon bald nichts mehr Wert. Denn: Elektro-Autos kommen in der Regel mit ziemlich einfachen Ein-Gang-Getrieben aus.

Mehr Gänge bei Verbrennern

Klassische Benziner oder Diesel stellen einen Großteil ihrer Kraft nur in einem bestimmten Drehzahlbereich bereit. Um das sinnvoll und vor allem sparsam nutzen zu können, ist ein Getriebe mit verschiedenen Gängen nötig, das die Motor-Drehzahl mehr oder weniger konstant hält. Anders die E-Motoren: Sie liefern ihre Kraft über einen extrem weitern Bereich, entwickeln also sowohl bei niedrigen wie auch bei hohen Touren ein ähnliches Drehmoment. Rein theoretisch würde den E-Autos also eine starre Verbindung zwischen Motor und Antriebswelle reichen.

In der Praxis kommt aber meistens ein Eingang-Getriebe als sogenanntes Untersetzungs-Getriebe zum Einsatz, das die die Drehzahl des Motors um einen festen Faktor, in der Regel etwa 1:10, reduziert und sie so handhabbar macht. Für den Fahrer fühlt sich das an wie ein Automatik-Getriebe, er muss nach dem Motor-Start lediglich auf „D“ (für Drive) schalten.

Porsche Taycan mit zwei Gängen

Der Porsche Taycan 4S ist die Basisversion des Elektromodells der Schwaben. Foto: Porsche

Ein Gang reicht, um mit einem Elektroauto flott los flitzen zu können und befähigt die Stromer auch zu höherem Tempo auf der Autobahn; wenngleich die meistens ohnehin nur im Bereich bis circa 140 km/h bewegt werden. Darüber wird der Stromverbrauch vor allem wegen des Luftwiderstands übergebührlich hoch. Zwar versuchen einige Zulieferer und Hersteller, dieses Problem mit einem automatischen Zweigang-Getriebe zu lösen; das Sparpotential liegt dabei allerdings im einstelligen Prozentbereich. Dem gegenüber stehen höhere Kosten für das komplexere Getriebe, die am Ende der Kunde zu tragen hätte – und dem sind die teuren Elektro-Autos derzeit ohnehin nur mit starken Rabatten schmackhaft zu machen. Deshalb belassen es die meisten Autobauer bei der einfacheren Ein-Gang-Lösung.

Nur bei strombetriebenen Supersportlern wie dem Porsche Taycan bringt ein Zwei-Gang-Getriebe einen reellen Vorteil: Zwar nicht in Sachen Verbrauch, dafür aber bei der Höchstgeschwindigkeit. Mit nur einer Übersetzung würde der Zuffenhausener Elektro-Sportwagen keine 260 km/h erreichen. Hier spielt das Geld allerdings auch keine so große Rolle. (SP-X)

Über den Autor

Frank Mertens

Nach dem Sport- und Publizistikstudium hat er sein Handwerk in einer Nachrichtenagentur (ddp/ADN) gelernt. Danach war er jahrelang Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele (Sydney, Salt Lake City, Athen) als Berichterstatter begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das bloße Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche. Neben der Autogazette verantwortet er auch den redaktionellen Teil des Magazins electrified.

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