Der DS 3 Crossback ist ein Hingucker. Doch das E-Tense genannte Elektroauto der Franzosen hat eine ausgesprochen selbstbewusste Preispositionierung.
Dass in ihm die gleiche elektrische Antriebstechnik steckt wie im Opel Corsa-e und im Peugeot e-208, kann man auf den ersten Blick nicht einmal ahnen. Der extrovertiert gestylte DS 3 Crossback E-Tense geht aber nicht nur optisch eigene Wege, auch fahrerisch setzt er spezielle Akzente.
Kaum ein Auto auf dem deutschen Markt ist so konsequent auf Originalität getrimmt wie das Einstiegsmodell der französischen Nobelmarke. Das fängt mit der funktional sinnlosen Haifischflosse an der B-Säule an und hört mit den rautenförmig angeordneten Bedienelementen im Innenraum nicht auf. Der DS 3 ist ein Gegenentwurf zu der teutonischen Nüchternheit, die die Hightech-Autos der deutschen Premium-Konkurrenz gerne ausstrahlen.
Funktion folgt Form
Hier folgt die Funktion der Form – nicht umgekehrt. Das hat, wie man bald erkennt, im Alltag durchaus Nachteile – etwa eine mäßige Übersicht und eine fummelige Bedienung. Der originelle Crossover besänftigt aufkommenden Ärger aber schnell wieder mit seinem speziellen Charme.
Sanft ist das passende Stichwort. Vor allem, wenn es um die „E-Tense“ genannte Variante mit Elektroantrieb geht. Denn die spielt vor allem die Komfort-Vorteile der Technik voll aus. Trotz der zerklüfteten Karosserie ist der DS 3 als Stromer ein sehr leises Auto. Selbst den turbinenhaften Fußgängerwarnton hört man innen nur bei angestrengtem Lauschen und weit geöffnetem Fenstern. Auch Fahrwerk und Antrieb sind Lärm und Aufdringlichkeit fremd. Das kleine SUV rollt und federt so souverän auch über schlechte Straßen, als wäre es eine bis zwei Fahrzeugklassen größer.
136 PS starke E-Motor
Der 136 PS starke Motor passt sich dem entspannten Charakter der übrigen Komponenten an. Wo die Konzerngeschwister Corsa und 208 beim Ampelstart die meisten konventionellen Autos locker abhängen, kommt der DS 3 eher gemütlich in die Gänge. Und auch beim Zwischenspurt fehlt der sonst übliche Elektro-Wumms. Eilige Zeitgenossen könnten den Franzosen durchaus etwas träge finde. Gut, dass er auf Knopfdruck auch anders kann: Wer mittels Fahrmodus-Schalter auf „Sport“ wechselt, weckt den Antrieb aus seiner Lethargie und spürt das typische Elektro-Temperament.
Die Frage, warum der Crossback nicht standardmäßig im Dynamik-Modus unterwegs ist, verrät ein Blick auf den Verbrauchsmesser. 17,4 kWh saugt sich der nicht übermäßig kräftige Motor schon im Normal-Modus auf 100 Kilometern aus der 50 kWh großen Batterie, bei einem Strompreis von 30 Cent entspricht das 100-Kilometer-Kosten von 5,22 Euro. Die versprochene Normreichweite von 320 Kilometern – bereits nach dem strengeren WLTP-Verfahren ermittelt – zeigt das Zentralinstrument des SUV nach keinem Ladevorgang auch nur annähernd an. Mehr als 270 Kilometer traute sich die Digitalanzeige im Testzeitraum nie zu.
Reichweite alltagstauglich
Auch wenn bei der Frage nach der wirklich fahrbaren Distanz Unsicherheiten bleiben, die sich wohl nur durch längere Alltagserfahrungen aus der Welt räumen ließen: Die Reichweite ist durchaus praxistauglich. Gleiches gilt für die Ladegeschwindigkeit. An der Wallbox und der AC-Ladesäule lädt der DS dank serienmäßig dreiphasigem Bordlader mit theoretisch bis zu 11 kW, an einer Schnellladesäule sind bis zu 100 kW möglich.
Der Akku ist im Idealfall somit in weniger als einer halben Stunde zu den üblichen 80 Prozent voll. Für die Urlaubsfahrt taugt der Franzose trotzdem nur bedingt – was in erster Linie an seinem eher kleinen Kofferraum liegt. Während das Passagierabteil durchaus auf Konkurrenzniveau ist, hat das Gepäck vergleichsweise wenig Platz. Vor allem, wenn noch die Tasche mit den Ladekabeln verstaut werden will. Das wahrscheinlich gewichtigere Problem des DS 3 Crossback ist allerdings der Preis. Mindestens 38.400 Euro ruft die PSA-Tochter für ihren Edel-Crossover auf. Auch wenn die Ausstattung nahezu komplett ist (selbst 2 Ladekabel liegen schon bei): Für einen Crossover im Kleinwagen-Format ist das selbst nach Abzug des Umweltbonus viel Geld.
Nicht nur, weil es den Einstiegsbenziner mit vergleichbarer Ausstattung schon für rund 26.000 Euro gibt. Sondern auch, weil ein Opel Corsa-e für 30.000 Euro mit dem gleichen Elektro-Antrieb zu haben ist. Ob das extravagante Design des Franzosen die mehr als 8000 Euro Aufpreis wert ist, liegt im Wortsinn im Auge des Betrachters.
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