Elektro

Dacia Spring: Kompromisse sind eingepreist

Der Dacia Spring erhält ein umfangreiches Facelift. Foto: Dacia

Günstiger als im Dacia Spring kann man derzeit nicht elektrisch fahren. Docjh was ist vom dem Stromer für einen Preis von unter 17.000 Euro zu halten?

In der Anfangszeit warb Dacia mit dem lakonischen Slogan, dass seine Modelle ein Statussymbol für alle jene seien, die kein solches brauchen. Das traf den Nerv vieler deutsche Autokäufer an, die puristischen Modelle aus Rumänien wurden schnell eine feste Größe im Autoalltag und in der Bilanz der Mutterfirma Renault.


Vor drei Jahren dann der erste E-Dacia, der „Spring“ kommt aus China und wird dort von der Firma Dongfeng gebaut wird. Über 30.000-mal wurde der Discount-Stromer seitdem in Deutschland verkauft, die meisten davon an Privatleute. Jetzt wird es also Zeit für eine Neuauflage.

Design am Duster orientiert

Das völlig neue Design orientiert sich am erfolgreichen SUV Dacia Duster und steht auch dem hochbeinigen, 3,70 Meter kurzen Kleinstwagen gut zu Gesicht. Das gilt für den angedeuteten Kühlergrill, der von den Tagfahrleuchten eingerahmt wird. Die LED-Scheinwerfer darunter stecken in einem fünfeckigen Gehäuse.

Für einen urigen Look sollen auch seitliche Kunststoff-Beplankungen sorgen, die im unteren Viertel beider Seitentüren und rund um die Radhäuser zu finden sind. Das pummelige Heck wird optisch von einer Blende in die Breite gezogen, an deren Ende die Rückleuchten montiert. In Summe gilt für den neuen Auftritt das Motto „mehr scheinen als sein“. Was allerdings den künftigen Nutzern gefallen dürfte, schließlich sind sie so zumindest vom Erscheinungsbild her in der Welt der City-SUV unterwegs.

Technik wie gehabt

Weitgehend beibehalten wurde die Technik. So liefert wie bisher ein vergleichsweise kleiner Akku von 27 kWh die Energie. Er treibt in den Topmodellen Expression 65 (ab 18.900 Euro) und Extreme (ab 19.900 Euro) einen E-Motor mit 65 PS an, im Basismodell (ab 16.900 Euro) sind es 44 PS. Unter Idealbedingungen kommt der kurze Stromer rund 200 Kilometer weit. Im Schnitt verbraucht der Spring nach geltender Norm 13,2 kWh auf 100 Kilometer.

Kein Problem, sagt Dacia. „Die große Mehrheit der bisherigen Spring-Kunden ist täglich im Schnitt 37 Kilometer weit unterwegs und lädt zu Hause an der Wallbox.“ Wo eine weitere Schwäche des chinesischen Rumänen offenbar wird, denn an der Wechselstrom-Zapfstelle kann er nur mit 3,7 kW laden.

Lange Ladezeiten

Rein rechnerisch dauert es also mehr als acht Stunden, einen Spring mit leerem Akku wieder fit zu machen. Eine Schnellladesäule bleibt dem Basismodell verwehrt. Nur die 65 PS-Modelle können an einer öffentlichen DC-Säule mit maximal 30 kW andocken. Dafür werden allerdings 600 Euro extra fällig. Eine gute Idee: Beim Top-Modell kann der im Akku gespeicherte Strom auch genutzt werden, um unterwegs ein elektrisches Gerät wie einen Grill oder eine Musikanlage zu betreiben.

Nach dem Einsteigen fallen zunächst einige Änderungen auf. Das Top-Modell, „Extreme“ genannt, hat nun endlich einige der Zugaben, die heute in praktisch jedem Elektroauto zu finden sind. Wie eben einen zentralen 10-Zoll-Monitor, der Echtzeitdaten liefert oder auch mit Apples Carplay oder Android Auto verknüpft werden kann. Um die seit Juli geltenden EU-Regeln zu erfüllen, sind Assistenzsysteme wie Verkehrszeichen-Erkennung, Müdigkeitswarner, Spurhalte-und Geschwindigkeits-Assistent, Datenaufzeichnung (Blackbox) oder die Unterstützung bei Notbremsungen mit Fußgänger-Erkennung an Bord.

Höhenverstellbares Lenkrad

Neu ist das jetzt höhenverstellbare Lenkrad, hinter dem ein 7 Zoll kleines Farbdisplay, über Tempo oder Reichweite informiert. Es ist in einem Gehäuse mit weißer Umrandung untergebracht ist, bringt somit ebenso wie einige andere weiße Kunststoffteile etwas mehr helle Freundlichkeit in den ansonsten doch recht tristen schwarzen Innenraum. Die Bedienung der Knöpfe und Schalter ist schnell gelernt. Zum Start muss nach Verbrennerart der Zündschlüsse gedreht werden, das leise Singen ist dem Stromer der Dacia-Familie vorbehalten.

Natürlich sind von den von den 65 PS keine Wunder zu erwarten. Da der neue Spring unter 1.000 Kilo Gewicht bleibt, ist das Mitschwimmen in Alltagsverkehr sein bevorzugte Einsatzgebiet. Das eher magere Drehmoment (113 Nm) reicht dazu locker aus. Die etwas zu weiche Lenkung mit wenig Rückmeldung in der Mittellage ist auch im Stadtverkehr spürbar. Sie wird erst recht später auf der Landstraße zum Thema, vor allem in den zahlreichen Kreisverkehren rund ums Testzentrum bei Bordeaux. Ähnliches gilt für die asphaltierten Tempobremsen in den Ortdurchfahren. Hier meldet der Spring die Stöße wenig gefiltert in die Rücken der Insassen. Aber: Bei dem verlockenden Preis dieses E-Mobils ist die Fähigkeit zu Kompromissen nun mal serienmäßig. Was natürlich auch für die nach wie vor bescheidene Reichweite zutrifft.

Wenig Platz im Fond

Mit Einschränkungen müssen auch die Hinterbänkler leben. In dem kurzen Stadt-SUV ist ständiger Kniekontakt mit den Rückseiten der Vordersitze unvermeidlich, wenn vorne normal gewachsene Erwachsene Platz genommen haben. Über dem Kopf reicht der lichte Raum auf allen Plätzen dagegen völlig aus.

In den Laderaum passen zwischen 308 und 1.004 Liter (bei umgelegter Rücksitzlehne). Allerdings ist Umsicht beim Beladen angebracht, denn es dürfen nur knapp 300 Kilogramm Ladegut mit an Bord. Verschmerzbar, da Autos in dieser Fahrzeug-Dimension eher selten ganze Familien in den Urlaub befördern müssen. Darüber haben einstige Eigner eines VW-Käfer oder Trabbi schließlich auch nicht lamentiert.

Mit Achtsamkeit überholen

Preislich ist der Dacia Spring eine Ansage. Foto: Dacia

Insofern ist das Klagen über das mangelnde Spurtvermögen des Dacia ebenfalls nicht angesagt. Natürlich sind 13,7 Sekunden und sogar 19 Spurt-Sekunden auf 100 km/h (beim Basismodell) aus der verwöhnten Sicht der heutigen Zeit nicht geeignet, Sportlerherzen in Wallung zu bringen. Die 125 km/h an möglicher Spitze passen sich also gleichsam von allein an das Zeitalter der E-Mobilität an.

Zum Bremsklotz wird der Spring nicht werden. Und wer auf der Landstraße einen langen Truck mit Auflieger überholen will, muss solche Manöver eben mit besonderer Sorgfalt und weiter Sicht nach vorn planen. Bei allen preisbedingten Einschränkungen ist es dennoch gut, dass es den Spring gibt. Vielleicht gelingt es, heutige Skeptiker ans E-Auto heranzuführen. Denn wenn so ein Spring mal ins Rollen gekommen ist, kann er im Rahmen seiner Möglichkeiten richtig Spaß machen. (SP-X)

Über den Autor

SP-X

SpotPress - abgekürzt SP-X - ist eine auf Nachrichten aus der Autoindustrie spezialisierte Agentur.

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