Elektro

Citroen Ami: Bereits mit 15 hinters Steuer

Die Reichweite des Citroen Ami beträgt 75 Kilometer. Foto: Citroen

Citroen beweist Mut. Mit dem Ami präsentiert der französische Autobauer ein interessantes Verkehrskonzept für die Stadt.

Mit 15 hinters Steuer eines Autos? In drei Bundesländern soll das nächstes Jahr Realität werden. Staunende Berliner konnten jetzt die ersten Testkilometer mit dem neuen Citroën „Ami“ beobachten, der wetterfeste Elektro-Mobilität für den Preis eines Mobilfunk-Vertrages bietet.
Im Nachbarland Frankreich kann der knuffige Miniatur-Stromer schon bestellt werden, für eine Leasing-Rate von 19,99 Euro im Monat oder einen Anschaffungspreis von 6000 Euro geht er dort auf Tour. In dieser Größenordnung sollen sich auch die deutschen Preise bewegen, heißt es von Citroën, die den Marktstart hierzulande für das ersten Quartal 2021 angekündigt haben.


Fahrerlaubnis der Klasse AM

Teenager und Erwachsene brauchen für das Führen des „Ami“ (Französisch für „Freund“) eine Fahrerlaubnis der Klasse AM, die laut Bestimmung für „vierrädrige Leichtkraftfahrzeuge mit einer Nenndauerleistung von nicht mehr als 6 kW“ ausgestellt wird. Das ist exakt die Leistung des originell gestylten Fahrzeugs, das aus einer Batteriekapazität von 5,5 Kilowatt-Stunden (kWh) schöpft und maximal 45 Stundenkilometer schnell ist. In Hessen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz beträgt das Mindestalter für die Fahrerlaubnis 15 Jahre, in den anderen Bundesländern gilt „ab 16“.

Mögen die Gemeinsamkeiten mit einem Automobil landläufigen Sinnes auch beschränkt erscheinen, so nimmt der Ami doch für sich in Anspruch, eine echte Alternative zu anderen umweltverträglichen Fortbewegungs-Möglichkeiten im urbanen Umfeld zu sein: Gegenüber E-Scootern oder Elektro-Rollern bietet seine geschlossene Kabine Schutz vor Unbilden des Wetters, im Unterschied zu den fahrplangebundenen Angeboten des öffentlichen Personen-Nahverkehrs ist er jederzeit individuell nutzbar. Aufgeladen wird die Batterie an der Haushaltssteckdose, was laut Hersteller nicht mehr als drei Stunden in Anspruch nimmt.

Verzicht auf Servolenkung

Innen geht es farbenfroh zu im Citroen Ami. Foto: Citroen

Wer die über einen soliden Käfig aus Vierkantrohren gestülpte Kunststoff-Karosserie besteigt, tut gut daran, sich von lieb gewonnen Pkw-Merkmalen zu verabschieden. Die durch die Zulassungsbestimmungen limitierte Leermasse bedingt einen Verzicht auf Servolenkung, Airbag und andere Annehmlichkeiten, die fehlende automatische Rückstellung des Blinkerhebels erinnert ebenso an die Frühzeit des Autofahrens wie die seitlichen Klappfenster, die ältere Verkehrsteilnehmer noch von der legendären „Ente“ her kennen. Dafür ist der plastikdominierte Innenraum auskömmlich dimensioniert und bietet Stauraum in den Türen, die an der Fahrerseite hinten und für den Beifahrer vorn angeschlagen sind. Farbige Textilschlaufen dienen dazu, sie zu öffnen und zu schließen.

Die Fahrtrichtung wird durch Tastendruck links neben dem Pilotensitz bestimmt, ein akustisches Signal erinnert bei Ampelstopp oder Stauverkehr daran, einen Fuß auf der Bremse zu halten. Vertraut erscheint der mittige Handbremshebel. Über eine Langstreckentauglichkeit der sparsam gepolsterten Sitze lohnt sich das Nachdenken nicht, denn die maximale Reichweite mit einer Batterieladung wird mit 75 Kilometern angegeben. Die Wirkung der Kopfstützen auszuprobieren, empfiehlt sich nicht, denn ihr Material ist von gleicher Hartplastik-Güte wie das Armaturenbrett.

45 km/h Spitze

Front und Heck unterschieden sich kaum beim Citroen Ami. Foto: Citroen

Mit der elektrotypischen flinken Beschleunigung ist anstrengungsfreies Mitschwimmen im City-Verkehr garantiert. Nähert man sich dem Höchsttempo von 45 km/h, steigt der summende Geräuschpegel spürbar an. Bei den Testfahrten im Hauptstadt-Dschungel konnten bis zu 65 dB(A) gemessen werden. An Übersichtlichkeit und Wendigkeit gibt es nichts zu tadeln, dank 2,41 Meter Fahrzeuglänge und einem Wendekreis von 7,20 Metern sind auch winzige Lücken selbstbewusst nutzbar.

Gemäß den ersten Erfahrungen aus Frankreich will Citroën auch in Deutschland auf ein duales Vermarktungssystem setzen. Außer dem Vertrieb über Händler sollen Auswahl, Konfiguration, Individualisierung und Kauf übers Internet erfolgen. Wie ein Paket vom Online-Versand kann der neue „Freund“ dann nach Hause geliefert werden, eine fachliche Einweisung in die Funktionen des Fahrzeugs inklusive. Für ein lifestyle-orientiertes Publikum wurde zudem bereits eine Boutique für trendige Accessoires aufgelegt, auf Kaffeetassen, T-Shirts oder Sportschuhen lässt sich die Freundschaft zum Ami dokumentieren. Durchaus denkbar, dass der Elektro-Winzling eines Tages auch in einem Supermarkt-Sortiment anzutreffen ist, denn Citroën hält derzeit Ausschau nach einem Kooperationspartner für den Vertrieb des in Marokko gefertigten Zweisitzers.

Über den Autor

Axel F. Busse

Axel F. Busse ist gelernter Redakteur, sein kommunikations-wissenschaftliches Studium absolvierte er an der FU Berlin. Nach Tätigkeiten bei Tageszeitungen, wo er sich mit Auto- und Verkehrsthemen beschäftigte, arbeitet er seit 2003 als freier Autor ausschließlich in diesem Bereich. Außer für electrified und die Autogazette schreibt er für verschiedene Online- und Printmedien.

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn Sie diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwenden oder auf "Akzeptieren" klicken, erklärst Sie sich damit einverstanden.

Schließen