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Surfer Springborn: Im Winter sind Wellen Wahnsinn!

FinnSpringborn in seinem Element. Foto: Tim Wendrich

Finn Springborn ist anders als alle anderen Surfer. Der Flensburger steigt dann ins Wasser, wenn im Nordatlantik die größten Stürme aufziehen.

Dann setzt er sich in seinen Kia Sportage Plug-in Hybrid, schaut, wo in seiner neuen Wahlheimat Klitmøller – das auch „Cold Hawaii“ in der Surfszene genannt wird – die besten Surfspots sind. Sein Auto ist stets vollgeladen: Dank des alternativen Antriebs des Plug-In Hybrids mit Strom und natürlich mit seinem Equipment: Hardware, die er zum Surfen braucht und Dinge für seine Arbeit, also Kameras und Drohnen.


Im Interview spricht der naturverbundene Kaltwassersurfer mit electrified-Autor Andreas Haslauer darüber, warum man seinen Neoprenanzug nachts nicht im Auto vergessen sollte und wieso es ihm großen Spaß bereitet, bei Eiseskälte durchs Matscheis zu gleiten.

„Lieben tue ich das Meer“

electrified: Finn, der österrei­chische Liedermacher Hubert von Goisern hat mal gesagt, dass Berge in ihm ein angenehmes, wohliges Gefühl auslösen. Bei flachen Landschaften fehlt ihm hingegen auf Dauer die dritte Dimension. „Ich habe gemerkt, dass mich eine vollkommen flache Landschaft depressiv macht“, sagt der Alpenrocker. Was sagst du dazu, als Flensbur­ger und gebürtiger Flachländer?

Finn Springborn: Ich würde Herrn von Goisern erklären, dass man in meiner Heimatstadt den Vorteil hat, dass man von jedem erdenklichen Punkt den Horizont sehen kann. Die­se Möglichkeit hat er in den Alpen nicht, dort steht irgendwo immer ein Berg davor (lacht). Bitte verstehe mich nicht falsch, ich mag die Berge und die Alpen, lieben tue ich aber das Meer.

electrified: Was fasziniert dich so daran?

Springborn: Schau, vor zwei Jahren bin ich von Flensburg ins dänische Klitmøller gezogen, das ist ein Dorf inmitten des Nationalpark Thy in der Region Nordjylland mit ein paar Hundert Einwohnern. Das wichtigste dort ist für mich zu wissen, dass ich jederzeit die Türe aufmachen kann, das Meer sofort sehe, rieche und spüre. Es ist anders als die Berge.

„Die einzige Konstante ist die Veränderung“

Mit dem Kia Sportage auf dem Weg zum nächsten Spot: Foto: Tim Wendrich

electrified: Was meinst du mit anders?

Springborn: Die Berge – so schön und riesig sie nun mal sind – stehen einfach da. Das Meer und die Wellen sind hingegen immer in Bewegung. Die einzige Konstante ist die Veränderung…

electrified: … im Universum, schrieb schon der griechische Philosoph Heraklit von Ephesos.

Springborn: Ich will dir ein Beispiel geben: Gestern war ich hier auf Fuerteven­tura surfen. Die Bedingungen wa­ren ein absoluter Traum. Der Wind stimmte, die Wellen stimmten. Alles war perfekt. Als ich heute morgen wieder dorthin kam, war von den gestrigen Top-Bedingungen weit und breit nix mehr zu sehen. Totale Flaute. Mehr noch: Die Bedingungen waren katastrophal. Man weiß nie, wenn man morgens hier aufsteht, was der Tag so bringt.

electrified: Oder wie Forrest Gump sagen würde: „Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie, was man bekommt.“

Springborn: (lacht). Genauso ist es aber hier. Das Ungewisse, das Unbestimmte, das Ungeklärte – das zieht mich, seit ich mit sieben Jahren mit Surfen angefangen habe, magisch in den Bann.

„Wenn Sturm aufzieht, denke ich ans Surfen“

Der Neopren-Anzug darf nicht fehlen: Finn Springborn auf dem Weg zum Strand. Foto: Tim Wendrich

electrified: Das ist ja nachvollziehbar. Was ich jedoch nicht verstehen kann, ist, dass man im Winter freiwillig ins Wasser steigt. Im Winter gibt es so schöne Sachen, die man machen kann. Man kann sich einen Tee machen, sich vom Kamin wärmen lassen.

Springborn: Sobald meine Wetter-Apps wie „Magicseaweed“, „Windguru“ und „Windy“ mir anzeigen, dass ein Sturm in der Nordsee aufzieht, denke ich ans Surfen – nicht an den Kamin.

electrified: Du informierst dich nur über Apps?

Springborn: Und über Wetterkarten, die Seefahrer und Fischer benutzen. Sie zeigen mir für das Surfen so wichtige Parameter wie Wellenhöhe, Wellenrichtung und Windrichtung an. Last but not least zeigen auch die Bojen, die bis zu zehn Kilometer vor der Küste festgemacht sind, wie die Wellen dort draußen brechen.

electrified: Moment mal. Die Bojen sind ans Internet angeschlossen?

Springborn: Sie liefern mir Live-Informationen, wie die Wellen und der Wind gerade sind. Eigentlich mache ich nichts anderes als jeden Tag auf Apps, Wetterkarten und Bojen zu schauen. Auf diese Informationen, also wann es Sinn macht aufs Wasser zu gehen, habe ich mein Leben abgestimmt. Und wenn mal nix auf dem Wasser geht, dann mache ich meine Jobs.

„Dänemark ist für mich ein zweites Zuhause“

electrified: Nochmal die Frage: Warum steigst du freiwillig im Winter in die kalte Nordsee?

Springborn: Für mich ist Dänemark wie ein zweites Zuhause. Erst habe ich mit meinen Eltern dort fast jeden Ur­laub verbracht, dann war ich jah­relang hier an der Westküste Surf­lehrer. Für mich ist „Cold Hawaii“ – so wie Klitmøller in der Surfszene genannt wird – hier mit den vielen kleinen Fischerdörfern ein Para­dies. Im Sommer ist zwar echt viel los, dafür kann ich von vier Uhr morgens bis Mitternacht im Wasser sein, da die Tage hier um diese Jah­reszeit sehr lang sind. Und im Win­ter, wenn es richtig kalt ist, habe ich die besten Surfspots für mich fast alleine. Um deine Frage zu beant­worten: Die Wellen im Winter sind hier der Wahnsinn! Deswegen fühle ich mich von kälteren Küsten ange­zogen. Sie geben mir mehr als Surf­spots wie Frankreich oder Portugal im Sommer.

electrified: Warum sind die Wellen aber bei euch „der Wahnsinn“?

Springborn: Das liegt an den Stürmen in der Nordsee und im Nordatlantik. Wenn es also vor Dänemark, Schottland oder Norwegen so richtig kracht und scheppert, dann freue ich mich wie ein kleines Kind. Denn dann weiß ich: 24 bis 48 Stunden später liefern die Stürme, die 2.000 bis 3.000 Kilometer von Klitmøller noch entfernt sind, mir die besten Wellen an den Spots vor meiner Haustüre. Das sind aber nur die Wellen, die vom Norden herkommen.

electrified: Und die anderen?

Springborn: Sie kommen vom Süden, vom Ärmelkanal. Das heißt aber nicht, dass man an jeden Strand fahren und sofort loslegen kann. Jeder Tag ist hier anders, jeden Tag aufs Neue muss ich die Spots abfahren und schauen, wo ich heute am besten surfen kann. Dafür hole ich meinen Kia Sportage Plug-in Hybrid, aus der Garage und düse los. Schaue, ob es heute Richtung Norden oder doch südlich von Klitmøller besser geht. Das kann manchmal so zwei, drei Stunden dauern, bevor ich einen wirklich guten Spot gefunden habe.

Auf der Suche nach dem besten Spot

electrified: Hast du nicht vorher die Apps gecheckt?

Springborn: Klar doch. Sie sagen mir aber nicht, welche Sandbänke da sind und welche nicht. Du musst wissen, dass die meisten Surfspots hier „beachbreaks“ sind. Das bedeutet, dass die Wellen erst auf den Sandbänken brechen. Die Sandbank, die heute noch gut war, kann schon morgen nicht mehr da sein. Sie ist einfach weg. Von hier auf jetzt.

electrified: An was liegt das?

Springborn: Wenn zum Beispiel viel Südwind herrscht. Dann trägt der Wind das Wasser und die Sandbänke Richtung Norden. Oder halt genau andersherum. Es gibt bei uns Sandbänke, die sind nur zwei, drei Tage da. Andere sind hingegen über Monate stabil. Deswegen muss ich mit meinem Kia jeden Tag die Küste nach den besten Spots absuchen.

electrified: Umweltfreundlich ist das aber nicht.

Springborn: Das Benzin kommt ja bei einem Plug-in Hybrid zu einem gewissen Teil aus der Steckdose. In der Um­gebung Klitmøller kann ich so bis zu 60 Kilometer rein elektrisch fahren. Ich hänge meinen Sportage jeden Abend an die Steckdose und steige am nächsten Morgen in ein vollge­ladenes Auto. Wenn ich das mit grü­nem Strom mache, dann ist das also so gut wie klimaneutral.

electrified: Das heißt also, dass dein Kia Sportage Plug-in Hybrid wich­tiger Bestandteil deiner Aus­rüstung ist, aber auch deines Lebensstils?

Springborn: Definitiv, der Sportage ist ein echtes Raumwunder und ich kann immer genug Equipment trans­portieren, um für jede Situation ge­wappnet zu sein. Mein Kia ist nicht nur ein treuer Wegbegleiter, sondern fährt sich auch super komfortabel. Ich habe auf der Suche nach Wellen mehr Fahrspaß als je zuvor und zu wissen, dass man die Freiheit und Flexibilität hat, immer dort vor Ort zu sein, wo grade die besten Wellen brechen, ist für mich das Allerbeste.

Außerdem passt er zu meinem Lebensstil. Nachhaltigkeit ist für uns Surfer ein Riesenthema, da wir uns tagtäglich in der Natur bewegen und diese nutzen. Das Mindeste was wir tun können, um etwas an die Umwelt zurückzugeben, ist unser Bestes zu tun, sie zu schützen, damit auch noch Generationen nach uns das Gleiche erleben können wie wir. Und gerade am Meer ist der Klimawandel natür­lich ein großes und wichtiges Thema, da er ja nachweislich auch Auswir­kungen auf Meeresströmungen wie den Golfstrom hat.

electrified: In den Alpen gibt es den Spruch: „Bergsport ist Motorsport“.

Springborn: Beim Surfen ist es ähnlich. Allerdings würde ich nie mehr mit einer reinen Spritschleuder durch die Gegend fahren. Mein Ziel ist, meinen C02-Fußabdruck so gering wie möglich zu halten.

„Vermeide fast alle europäischen Flüge“

FInn Springborn in Aktion. Foto: Tim Petersen

electrified: Das klingt vernünftig.

Springborn: Nicht nur das. Darüber hinaus vermeide ich fast alle europäischen Flüge. Wenn immer es geht, fahre ich mit meinem Hybrid zu den Surf­spots. Es ist ja nicht nur so, dass ich aus Jux und Tollerei zum Surfen fahre. Ich bin ja auch Chefredakteur des Wellenreiten-Magazins, schreibe für das Hochglanzmagazin „Waves & Woods“. Obendrein habe ich auch noch eine Produktionsgesellschaft für Surf-Filme und Werbeaufnah­men gegründet. Wenn immer es geht, ist der Kia bis unters Dach mit Equipment vollgestopft: Surfboards und Wetsuits fürs Surfen, Kameras und Drohnen für die journalistische und filmische Tätigkeit. Platz genug ist vorhanden.

electrified: Ist Dein Sport nicht gefährlich?

Springborn: Ein Profisportler wie ein Skirennfahrer oder Formel 1-Pilot würde immer behaupten, dass sein Sport nicht gefährlich sei. Bei mir ist es ähnlich. Du darfst aber nicht vergessen, dass ich kein Big Wave Surfer wie Nic von Rupp oder Sebastian Steudtner bin. Die Jungs und Mädels sind auf Wellen unterwegs, die bis zu 20 Meter hoch sind. Wenn ich mit der Arbeit am Abend hier fertig bin, gehe ich oft noch alleine surfen. Das ist etwas anderes, als wenn man alleine als Skifahrer in einen voll beladenen Tiefschneehang reinfährt. Das Gefährlichste sind die Surfer, die keine Kontrolle über sich und das Brett haben.

electrified: An Surf-Meisterschaften nimmst du kaum teil. Warum nicht?

Springborn: Weil ich mein Leben leben will. Mir macht es am meisten Spaß, wenn ich mit guten Leuten einen guten Tag an einem guten Platz verbringe. Das heißt aber nicht, dass ich kein Wettkampf-Typen bin. Sich mit anderen bei einem Contest zu messen, zu schauen, wie gut man wirklich ist, das macht mir auch große Freunde. Vor allem dann, wenn es bei den Wettkämpfen nicht so schlecht läuft.

„Einmal habe ich ein Walross gesehen“

electrified: Du untertreibst. 2021 und 2022 hast du die dänische Surftour gewonnen…

Springborn: …und nehme auch immer an den Deutschen Meisterschaften teil.

electrified: Sind eigentlich die Fische, die um dich herumschwimmen, auch so glücklich wie du?

Springborn: Ich müsste sie mal fragen (grinst). In tropischen Destinationen sehe ich knallbunte Fische, Schildkröten und Wasserschlangen, bei mir in Dänemark meist Seehunde, Kegelrobben, Schweinswale und einmal habe ich sogar ein Walross gesehen.

electrified: Hast du keine Angst vor denen?

Springborn: Überhaupt nicht. Die lustigsten sind immer die Robben. Sie schwimmen an einen heran, schauen, was man so treibt, und ziehen dann vergnüglich wieder weiter.

„Die Nordsee ist natürlich viel besser“

Finn Springborn hat sein Brett aus dem Kia Sportage geholt und präpariert es. Foto: Philipp Sigmund

electrified: Du lebst an der Nordsee. Was ist Surf-mäßig aber der Unterschied zur Ostsee?

Springborn: Die Nordsee ist natürlich viel besser (grinst). Natürlich gibt es auch an der Ostsee tolle Spots wie in Schweden oder Polen. Konstanter sind die Wellen und Bedingungen hingegen schon an der Nordsee. Meine Favoriten hier sind die Gebiete um Klitmøller, aber zum Beispiel auch Norwegen. Für mich ist es das Größte, im Winter dort zum Surfen zu gehen. Mit einem guten Neoprenanzug ist das schließlich kein Problem. Das kälteste, was ich jemals erlebt habe, war 2017 in Island. Nachts hatte es dort 22 Grad minus, tagsüber auch noch minus zehn Grad. Teilweise war das Wasser leicht gefroren. So wie bei den „Slush Eis“-Automaten für Kinder in den Freizeitparks.

electrified: Was meinst du mit Slush Eis?

Springborn: Das bedeutet so viel wie „Matsch-Eis“. Wenn du so willst, liebe ich es, bei zwei Grad durchs Matsch-Eis zu gleiten, an der Ostsee sind es sogar teilweise nur null Grad. Die Ostsee ist deswegen kälter, weil sie keinen Einfluss vom Golfstrom herhat, weil der Salzgehalt deutlich niedriger ist. Dort braucht man wirklich zwei, drei Tage Sturm, damit überhaupt etwas geht. Die Nordsee produziert hingegen kontinuierlich gute Wellen.

electrified: Wenn ich auch mal Kaltwasser-Surfen gehen will. Auf was muss ich achten?

Springborn: Das Wichtigste ist, dass man sich vor allem vor dem Surfen aufwärmt und trocken bleibt. Noch wichtiger ist, dass man den Wetsuit über Nacht in seinem Kia nicht vergisst (lacht). Außer, er hat eine Standheizung, dann ist das kein Problem.

electrified: Hast du schon mal einen Neoprenanzug im Auto vergessen?

Springborn: Das ist mir natürlich schon passiert. Solange er trocken ist, ist das kein Problem. Deswegen ist im Winter die erste Amtshandlung den Neoprenanzug sofort aus dem Auto zu nehmen und ihn zum Trocknen aufzuhängen. Schließlich weiß ich was es heißt, morgens das Auto aufzumachen und einen tiefgefrorenen und stocksteifen Wetsuit in den Händen zu halten. Bei eiskalten Temperaturen in einen eiskalten Neo reinschlüpfen, macht keinen Spaß.

Das Interview mit Finn Springborn führte Andreas Haslauer

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