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«Ja, Transformation ist anstrengend»

Thomas Schäfer am Steuer des VW ID.7 Tourer. Foto: Viktor Strasse

Thomas Schäfer sieht die Elektromobilität nicht in der Krise. Ihr gehöre die Zukunft, so der VW-Markenchef. Im Interview spricht der Manager über China, Strafzölle, hohe Strompreise und das Verbrenner-Aus 2035.

VW-Markenchef Thomas Schäfer hält nichts von Forderungen, dass Verbrenner-Aus 2035 zu kippen. «Solche Forderungen springen zu kurz. Die Autoindustrie ist eine langfristig investierende Industrie », sagte Schäfer im Interview mit dem Magazin electrified und der Autogazette. So hätte sich der VW-Konzern als eines der ersten großen Unternehmen zum Pariser Klimaschutzabkommen bekannt und hätte sein Modellportfolio auf die E-Mobilität ausgerichtet.


«Jetzt zu meinen, einfach auf die Pausentaste zu drücken, um dann irgendwann wieder zu starten, ist unrealistisch. Nicht nur für uns, sondern die gesamte Autoindustrie», sagte der Manager bei dem Gespräch, dass bei einer Mitfahrt im VW ID.7 Tourer durch Wolfsburg geführt wurde.

«Zwischentiefs sind nicht außergewöhnlich»

Die Elektromobilität sieht der VW-Markenchef angesichts der hohen Auftragseingänge im ersten Quartal in West-Europa nicht in einer Krise. Die Zukunft gehöre der Elektromobilität. Sie sei der der richtige Weg für das Klima, wirtschaftlich und für die Kunden, so der Manager «Es wird gerade viel Stimmung gegen die E-Mobilität gemacht. Das ist nicht hilfreich, um diese Technologie weiter nach vorne zu bringen. Es wird gefragt, ob der Verbrenner nicht doch die bessere Lösung ist und behauptet, die Elektromobilität sei zu kompliziert. Nein, ist sie nicht.»

Schäfer sieht im Gegensatz zu anderen Autobauern auch keine Veranlassung, die gesetzten Absatzziele für Elektroautos zu revidieren. Danach sollen bei der Kernmarke VW ab 2030 mindestens 70 Prozent des Absatzes in Europa reine Elektroautos sein, in den USA und China mehr als 50 Prozent. «Diese Ziele stehen, sie sind mit einer entsprechenden Portfolioplanung hinterlegt.»

«Ich bin ein großer Elektrofan»

Thomas Schäfer verantwortet die Kernmarke VW und die Markengruppe Volumen. Foto: Viktor Strasse

electrified: Herr Schäfer, wir fahren in einem VW ID.7 Tourer durch Wolfsburg. Gehören Sie auch zu denen, die ein Elektro-Auto einem Verbrenner vorziehen?

Thomas Schäfer: Ja, ich bin großer Elektrofan. Bereits in meiner Zeit als Skoda-Chef bin ich immer gern mit dem Enyaq gefahren, heute bin ich begeistert mit unseren ID.Modellen unterwegs. Elektrisch fahren macht wirklich Spaß!

electrified: Ihr Ford-Kollege Martin Sander sagte, dass er den Verbrennungsmotor als System für nicht zukunftsfähig hält. Teilen Sie diese Auffassung?

Schäfer: Ja, die Zukunft gehört der Elektromobilität. Sie ist der richtige Weg: für das Klima, wirtschaftlich und für immer mehr Kunden. Mit hohen Reichweiten und schnellen Ladezeiten ist das E-Auto heute schon absolut alltagstauglich. Und es wird schnell in der Breite ankommen.

«Hohe Strompreise nicht förderlich»

Die Zahl der öffentlichen Ladepunkte hat die Marke von 100.000 geknackt. Foto: VW

electrified: Trotz aller Vorteile erleben wir eine Nachfrageschwäche bei der E-Mobilität. Liegt das vor allem an dem abrupten Ende der Kaufprämie?

Schäfer: Auch, aber nicht nur. Neben der gestrichenen Förderung sind vor allem die aktuell hohen Strompreise nicht förderlich. Warum fahren so viele Menschen in China mit einem Plug-in-Hybriden oder Elektroauto? Auch, weil der Strom dort so günstig ist.

electrified: Also muss gerade an den Ladestationen der Preis sinken, wo ich teilweise 60 Cent und mehr für die Kilowattstunde zahle?

Schäfer: Die Preise entsprechen nicht den Marktrealitäten, teilweise auch nicht im privaten Bereich. Ich gehe aber davon aus, dass die Preise wieder sinken, da das kein Anbieter längere Zeit gegen den Markt durchhält.

«Solche Forderungen springen zu kurz»

Vom VW ID.7 Tourer verspricht sich Thomas Schäfer einiges Foto: Viktor Strasse

electrified: Vor den Europawahlen am 9. Juni sprechen sich Parteien wie die FDP und die CDU/CSU dafür aus, das für 2035 geplante Verbrenner-Aus zu kippen. Sollte die EU-Entscheidung rückgängig gemacht werden?

Schäfer: Solche Forderungen springen zu kurz. Die Autoindustrie ist eine langfristig investierende Industrie. Der Volkswagen Konzern hat sich als eines der ersten großen Unternehmen zum Pariser Klimaschutzabkommen bekannt und hoch investiert. Wir leisten unseren Beitrag, haben unser Modellportfolio auf die E-Mobilität ausgerichtet, transformieren unsere Werke und investieren massiv in die Batterietechnologie. Jetzt zu meinen, einfach auf die Pausentaste zu drücken, um dann irgendwann wieder zu starten, ist unrealistisch. Nicht nur für uns, sondern die gesamte Autoindustrie.

electrified: Ist eine Forderung nach einem Stopp des Verbrenner-Aus realitätsfremd?

Schäfer: Es wird gerade viel Stimmung gegen die E-Mobilität gemacht. Das ist nicht hilfreich, um diese Technologie weiter nach vorne zu bringen. Es wird gefragt, ob der Verbrenner nicht doch die bessere Lösung ist und behauptet, die Elektromobilität sei zu kompliziert. Nein, ist sie nicht. Wir haben einen Plan und den müssen wir jetzt konsequent ausrollen. Das ist Gemeinschaftsaufgabe. Wichtig ist auch, dass die Infrastruktur weiter schnell ausgebaut wird. Zwischentiefs sind im Hochlauf einer neuen Technologie nicht außergewöhnlich.

«Ja, Transformation ist anstrengend»

Hält nichts dasvon, dass Verbrenner-Aus 20235 zu kippen: VW-MArkenchef Thomas Schäfer. Foto: Viktor Strasse

electrified: Für 2026 hat die EU eine Überprüfung der Entscheidung zum Verbrenner-Aus angekündigt. Erwarten Sie eine grundlegende Neuausrichtung?

Schäfer: Ziele und Rahmenbedingungen regelmäßig zu überprüfen, ist wichtig und in Ordnung. Doch die entscheidende Frage ist gar nicht, ob das Verbrenner-Aus 2035 kommt oder vielleicht erst zwei Jahre später. Entscheidend ist, wie es mit der Elektromobilität in den nächsten vier bis fünf Jahren weitergeht, wie die Zwischenschritte und der Hochlauf der E-Mobilität aktiv gemanagt werden. Darauf sollte der Fokus gelegt werden.

electrified: Mit Blick auf das Verbrenner-Aus gehen die Meinungen in der Branche auseinander. BMW-Chef Oliver Zipse bezeichnete das Verbrenner-Aus im Interview mit der FAZ als naiv.

Schäfer: Für mich ist die Elektromobilität der einzig richtige Weg. Ja, Transformation ist anstrengend, langfristig wird sich die Elektromobilität aber klar durchsetzen. Wir müssen Wirtschaft und Gesellschaft dekarbonisieren. Das sind wir den kommenden Generationen schuldig. Mit Blick auf Mobilität gibt es unterschiedliche Hebel. So haben auch E-Fuels für bestimmte Anwendungsfälle ihre Berechtigung, das gleiche trifft auf Wasserstoff zu. Doch wenn es um das Pkw Volumensegment geht, führt kein Weg am batterie-elektrischen Fahren vorbei.

electrified: Sie sprechen sich trotz der schlechten Energiebilanz für E-Fuels aus?

Schäfer: Es kommt auf den Anwendungsfall an. Überall dort, wo nicht elektrifiziert werden kann, sind die synthetischen Kraftstoffe sinnvoll. Etwa in der Luftfahrt oder für den Schiffsverkehr. Und auch für die Bestandsflotte, in Nischen oder im Motorsport gibt es durchaus Anwendungsfälle.

«Jetzt kommen wir wieder in stabilere Phase»

electrified: Die Kunden sind wegen Diskussionen um Verbrenner-Aus und Technologieoffenheit verunsichert, ob ein E-Auto für sie die richtige Wahl ist. Muss sich die Autobranche den Vorwurf machen, zu dieser Verunsicherung beizutragen?

Schäfer: Es gibt eine Vielzahl von Gründen für diese Verunsicherung. Dazu gehört das schnelle Aus der Förderung in Deutschland. Wir kommen zudem aus einer Phase, wo wir in unserer Lieferfähigkeit eingeschränkt waren wegen mangelnder Chips und Batterien. Jetzt kommen wir wieder in eine stabilere Phase, unser Plan steht. Und vor allem: Wir bringen richtig starke, überzeugende Autos, wie den ID.7.

electrified: Zuletzt hatte Mercedes-Chef Ola Källenius seine E-Autoziele für 2030 revidiert. Schafft das beim Kunden nicht zusätzliche Verunsicherung, wenn Hersteller selbst nicht mehr an einst gesetzte Zielen festhalten?

Schäfer: Bei uns geht es um zyklische Anpassungen an die Marktrealitäten. Derzeit ist bei Verbrennern und Plug-in-Hybriden eine höhere Nachfrage spürbar. Für Volkswagen mit unserem breiten Portfolio ist das aktuell ein Wettbewerbsvorteil. Wir können anbieten, was der Kunde möchte. Die Transformation des Portfolios in Richtung „E“ wird sich dadurch aber nicht ändern.

«Können auf verändernde Marktnachfrage reagieren»

Thomas Schäfer sieht den Autobauer in China auf einem guten Weg. Foto: Viktor Strasse

electrified: Bisher hieß es, dass bei der Kernmarke VW ab 2030 mindestens 70 Prozent des Absatzes in Europa reine Elektroautos sein sollen. In den USA und China sollten es mehr als 50 Prozent sein. Diese Ziele stehen?

Schäfer: Diese Ziele stehen, sie sind mit einer entsprechenden Portfolioplanung hinterlegt. Wir können aber auf sich verändernde Marktnachfrage mit unseren neuen Verbrennern reagieren. Hier haben wir ein frisches Portfolio, unter anderem mit Neuauflagen des Golf, Passat und Tiguan mit Plug-in-Hybriden, die rein elektrisch deutlich mehr als 100 Kilometer fahren.

electrified: Gerade in China hat VW keinen leichten Stand. Dort ist BYD an ihnen vorbeigezogen. Da bedarf es keiner Anpassungen bei den Absatzzielen?

Schäfer: Grundsätzlich geht es uns um profitables Wachstum, weniger um reine Absatzziele. Wir haben unsere Strategie in der Region geschärft. Künftig werden wir mit China-Speed „in China für China“ entwickeln. Unsere Geschwindigkeit wollen wir mit der lokalen Entwicklung und dank Partnerschaften um 30 Prozent erhöhen, also die Time to Market verringern. Mit lokalen Partnerschaften etwa mit Horizon Robotics, Thundersoft oder XPeng erhalten wir Zugang zu Technologien, die wir schnell integrieren können. Was wir jetzt in der Übergangsphase angehen, ist das Thema Plug-in-Hybrid. Noch vor einem Jahr hätte es niemand für möglich gehalten, dass die Nachfrage danach so stark wächst. Die Technik war wegen ihrer Komplexität und den hohen Kosten bereits nicht mehr im Fokus. Von heute auf morgen hat sich das Blatt in China und den USA aber gewendet.

«Gibt Anwendungsfälle, wo PHEV richtige Case ist»

electrified: Erleben wir auch in Europa eine Renaissance des Plug-in-Hybriden?

Schäfer: Ja. Ich möchte aber klar machen, dass wir hier über eine Übergangstechnologie sprechen. Hinter der stärkeren Nachfrage steht der Wunsch nach dem Besten aus beiden Welten. Es gibt Anwendungsfälle, wo der PHEV der richtige Case ist – etwa, wenn jemand lokal emissionsfrei fahren will und trotzdem ein Auto mit hohen Reichweiten jenseits der 700 Kilometer braucht. Langfristig wird sich diese Technologie im Volumen nicht durchsetzen, weil es eine teure Technologie ist.

electrified: Der neue Golf mit Plug-in kommt auf eine E-Reichweite von bis zu 147 Kilometer. Ist das für Sie das Ende der Fahnenstange? In China arbeitet die GWM-Marke Wey an Plug-ins mit 300 Kilometern.

Schäfer: Ich bin mir nicht sicher, ob das der richtige Weg ist. Bei solchen elektrischen Reichweiten ist der BEV technologisch überlegen.

«Auftragseingänge haben sich stabilisiert»

electrified: Was bedeutet die Nachfrageschwäche für ein reines E-Autowerk wie Zwickau? Wird die E-Mobilität zum Jobkiller?

Schäfer: Wir sind stolz auf unsere Werke, die wir mit der Ausrichtung auf die Elektromobilität früh transformiert haben. Wir können Zwickau und auch Emden im Zweischicht-System gut auslasten. Wahr ist aber auch, dass wir die Produktion dort derzeit nicht so schnell hochfahren wie gedacht. Das hängt nicht nur mit der Nachfrage, sondern auch mit dem neuen Performance-Antrieb zusammen, den wir derzeit nicht in den benötigen Stückzahlen bekommen.

electrified: Würden Sie mit Blick auf ihre Absatzzahlen und Auftragseingänge eigentlich nach wie vor von einer Krise der E-Mobilität sprechen?

Schäfer: Nein, die Auftragseingänge haben sich stabilisiert…

electrified: …so ist im ersten Quartal der weltweite BEV-Absatz im VW-Konzern mit 136.400 Einheiten zwar um drei Prozent zurückgegangen, dafür stiegen die Auftragseingänge in West-Europa um 154 Prozent auf rund 160.000 Einheiten…

Schäfer: Wir haben ein überzeugendes und breites Portfolio ausgerollt, unter anderem mit dem neuen ID.7 Tourer. Die Autos kommen super bei unseren Kunden an und gewinnen die Vergleichstests. Bis 2027 bringen wir als Marke VW in Summe 11 neue E-Modelle auf den Markt.

«Zur Zielerfüllung helfen unsere Plug-in-Hybride»

electrified: Was bedeutet die Kaufzurückhaltung für das Erreichen der CO2-Flottenziele. Bekommen Sie Probleme?

Schäfer: Nein. Im kommenden Jahr werden die Ziele der EU im nächsten Schritt angespannt, aber auch sie werden wir erreichen. Dafür ist es wichtig, dass wir die E-Mobilität mit stabilen Rahmenbedingungen weiter zügig hochfahren. Zur Zielerfüllung werden uns auch unsere neuen Plug-in-Hybride helfen.

electrified: Im Vorjahr konnte VW Pkw den Absatz vollelektrischer Fahrzeuge um 21,1 Prozent auf rund 394.000 Einheiten steigern. Wie schaut es für dieses Jahr aus?

Schäfer: Trotz der angespannten Marktlage gehen wir in diesem Jahr von einem moderaten Wachstum aus.

«E-Portfolio wird ab 2026 volle Wirkung entfalten»

electrified: Auf der Auto China haben Sie das Konzept des ID. Code präsentiert, ein für China konzipiertes E-SUV. Wie lange braucht es, um dort wieder den Anschluss herzustellen, vier bis fünf Jahre?

Schäfer: Das geht deutlich schneller. Wir arbeiten bereits seit mehr als anderthalb Jahren an unserer neuen Strategie, haben lokale Partnerschaften geschlossen. Auf der Peking Auto Show im April konnte man gut sehen, wie sich diese Puzzleteile zu einem gesamten Bild zusammenfügen. Die Zusammenarbeit etwa mit XPeng, Horizon Robotics oder unser lokales Entwicklungszentrum beginnen sich auszuzahlen. Es läuft alles in chinesischer Geschwindigkeit, wirklich schnell. Unsere Verbrenner laufen sehr gut, da gewinnen wir sogar Marktanteile. Und unser E-Portfolio auf der neuen China Main Plattform wird dann ab 2026 volle Wirkung entfalten.

electrified: Sie sprechen von zwei Jahren. Bedeutet das, dass VW dann auch wieder auf Augenhöhe mit BYD ist?

Schäfer: Dass wir in China mit BYD einen solchen Local Hero haben, ist nichts Ungewöhnliches. Das haben Sie in jeder Weltregion. Die Industrie dort hat sich in den letzten Jahren rasant entwickelt. Aber unser Anspruch ist: Auch in Zukunft ganz vorne mitspielen und der größte nichtchinesische Hersteller in China sein.

«Haben in China viel Kostenarbeit geleistet»

electrified: In China konnte der VW-Konzern im ersten Quartal bei den BEVs mit 41.000 Einheiten Zuwächse von 91 Prozent erzielen. Erzielen Sie solche Steigerungen nur durch hohe Preisnachlässe?

Schäfer: Gerade in China haben wir viel Kostenarbeit geleistet, konnten von den lokalen Batteriepreisen profitieren. Mit taktischen Maßnahmen konnten wir hier einiges erreichen – und das bedeutet aber nicht, dass wir nur die Preise reduziert haben. Klar ist: Wir halten oder steigern unseren Marktanteil nicht um jeden Preis. China ist und bleibt ein hart umkämpfter Markt, der unter hohem Preisdruck steht.

electrified: Die EU denkt über Strafzölle für chinesische Elektroautos nach. Was würde das für Sie bedeuten?

Schäfer: Ich halte nichts von Handelskonflikten. Das schadet letztlich allen Seiten und am Ende leidet auch der Kunde darunter. Wichtig ist aber, dass alle nach den gleichen Regeln spielen. Wir müssen sehen, dass wir in Europa wettbewerbsfähig bleiben und das auf lange Frist. Handelskonflikte helfen da nichts. In den USA hat man die Strafzölle gerade auf 100 Prozent erhöht, nun denkt die EU darüber nach. Wir betrachten das mit Sorge.

«Die Märkte hier funktionieren anders als in China»

electrified: Was bedeutet die Entscheidung der USA für den europäischen Markt? Kommen jetzt noch mehr chinesische Autos nach Europa?

Schäfer: Es gibt ja bereits Ankündigungen, dass chinesische Hersteller wie BYD verstärkt nach Europa drängen, was langfristig Sinn macht. Aber wenn sie hier sind, müssen sie nach den gleichen Spielregeln unterwegs sein wie wir. Und die Märkte hier funktionieren anders als China.

electrified: Bislang hieß es, dass die Chinesen in Europa die heimischen Hersteller überrollen werden. Mit Blick auf die homöopathischen Absatzzahlen kann davon bisher nicht die Rede sein. Warum wurde der Start verpatzt?

Schäfer: Sicherlich liegt es an der Preispositionierung und der Erwartungshaltung. Kunden kaufen Marken – damit geht auch ein Marktversprechen einher. Dazu gehört auch der Handel mit seinem Service. Hier ist Volkswagen traditionell stark aufgestellt und wird es auch in Zukunft bleiben. Was ist, wenn ich ein Problem mit meinem Fahrzeug habe, was mache ich dann? Das sind Fragen, die die Mitbewerber jetzt auch umtreiben.

«Unser Einstiegselektroauto wird 2027 vorgestellt»

Die Studie des VW ID.2all wurde in Hamburg präsentiert. Foto: Mertens

electrified: Renault bringt mit dem R5 ein Auto für 25.000 Euro auf den Markt, Citroen den e-C3 für 23.300 Euro. Warum können die Franzosen etwas, was sie nicht können?

Schäfer: Wieso? Wir bringen doch den ID.2all…

electrified: …ja, im Jahr 2026…

Schäfer: Nein, er wird wie geplant Ende 2025 vorgestellt. Im ersten Halbjahr 2026 läuft dann die Produktion hoch. Der ID.2all wird ein echter Volkswagen mit Blick auf Design, Qualität, Komfort und Sicherheit. In der Brand Group Core bringen wir insgesamt Modelle von drei Marken. Alle gebaut in Spanien. Das macht das Projekt wirtschaftlich und wird die E-Mobilität in Europa pushen.

electrified: Mit Blick für ein Auto um die 20.000 Euro wollten Sie mit Renault kooperieren. Dazu kam es nicht. Warum?

Schäfer: Wir haben immer gesagt, dass wir unterschiedliche Konzepte bewerten und das Beste auswählen. Die Gespräche mit möglichen Kooperationspartnern waren dabei zu jeder Zeit sehr konstruktiv, lösungsorientiert und auf Augenhöhe. Letztlich haben wir uns entschieden, das Projekt in der Brand Group Core umzusetzen. Wir haben die Kraft in der Group, um das Projekt trotz des ambitionierten Zeitplans und Kostenrahmens erfolgreich umzusetzen. Entscheidend ist dabei: Trotz günstigem Preis wollen und werden wir mit unseren Elektroautos Maßstäbe im Einstiegssegment setzen bei Technologie, Design, Qualität und Kundenerlebnis. Unser Einstiegselektroauto soll 2027 vorgestellt werden.

Das Interview mit Thomas Schäfer führte Frank Mertens

Über den Autor

Frank Mertens

Nach dem Sport- und Publizistikstudium hat er sein Handwerk in einer Nachrichtenagentur (ddp/ADN) gelernt. Danach war er jahrelang Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele (Sydney, Salt Lake City, Athen) als Berichterstatter begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das bloße Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche. Neben der Autogazette verantwortet er auch den redaktionellen Teil des Magazins electrified.

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