Hybrid

Toyota Prius: Mit Stecker und Solardach

Der neue Prius ist in Deutschland nur noch mit Plug-in-Hybrid zu haben. Foto: Toyota

Der Toyota Prius gehört zu den Pionieren bei den Hybridantrieben. Mittlerweile gibt es ihn aber nur noch als Plug-in-Hybrid.

Schön sah die Vorgängergeneration des Toyota Prius nicht aus. Deshalb musste Prius bislang immer mit seinen inneren Werten überzeugen. Die neueste Auflage hingegen ist ein Hingucker geworden.


Auch unterm Blech sowie auf der Straße kann der nur noch als Plug-in-Hybrid angebotene Japaner überzeugen. Ein paar bekannte Schwächen hat der Effizienz-Klassiker aber immer noch nicht abgelegt.

Optisch endlich ansprechend

Einen Prius kaufte man früher trotz seines Designs. Bei der Neuauflage könnte der optische Auftritt erstmals ein echter Grund für die Vertragsunterschrift sein. Die Japaner bleiben zwar der windschnittigen Keilform und der eher kompakten Längsabmessungen treu, interpretieren sie diesmal aber deutlich sportlicher als bisher.

Vor allem die sportlich zugespitzte Front und das selbstbewusst gereckte Heck mit Leuchtenband und Modellschriftzug geben dem Toyota einen dynamischen Auftritt. Vor allem in der Launch-Farbe Gelb wirkt die Fließhecklimousine fast schon wie ein Sportwagen.

Dazu passt der erstarkte Antrieb. 223 PS leistet die Kombination aus 2,0-Liter-Vierzylinderbenziner und E-Motor. Vor allem letzterer ist ein Kraftpaket und mit 163 PS allein schon stärker als jeder bisherige Prius. Das tut dem Hybriden in doppelter Hinsicht gut: Zum einen in Form eines kräftigen Antritts und energischen Durchzugs, zum anderen akustisch. Nicht nur deswegen, weil der Vortrieb in den ausgedehnten Phasen des reinen E-Betriebs bauartbedingt relativ leise ist, sondern weil der typische Gummibandeffekt der Toyota-Hybride kaum mehr zum Tragen kommt. Nur wer wirklich energisch aufs Gas tritt, hört noch das spezielle unmodulierte Verbrenner-Heulen.

Souveräne Kraftreserven

Hektik mag auch der neue Prius nicht wirklich, dank der souveränen Kraftreserven kommt diese aber auch selten auf. Dazu trägt auch das Fahrwerk bei. Dank der niedrigeren Sitzposition und der gestauchten Dachhöhe liegt der Japaner deutlich tiefer und satter auf der Straße, was ein dynamischeres Fahrgefühl vermittelt. Federn und Dämpfer sind dabei aber komfortorientiert und ziemlich feinfühlig konfiguriert, so dass sich für den Prius ein angenehm ausgeglichener Charakter ergibt.

Fahrleistungen und Antriebskomfort liegen um Längen über denen der vorherigen Prius-Generationen. Erkauft ist das auch mit einer aufwendigen Aufrüstung des Hybridsystems, dessen Kern nun ein 13,6 kWh großer Lithium-Ionen-Akku ist. Dessen Stromvorrat reicht laut Hersteller für bis zu 86 Kilometer Fahrt, was im Test unter guten spätsommerlichen Klimabedingungen und bei entspannter Fahrt auch annähernd erreichbar war.

Auch Solardach im Angebot

Je höher der Stadtverkehrs-Anteil ist, desto näher kommt man dem Soll-Wert. Auf der Autobahn lässt sich weniger Bremsenergie zurückgewinnen, dank der flachen Silhouette gibt sich der Prius dort aber auch vergleichsweise genügsam. Serienmäßig an Bord ist in Deutschland ein Solardach, das laut Hersteller bis zu 8,7 Kilometer Gratisreichweite pro Tag generieren soll. Auch eine Wärmepumpe zählt zum Standard und reduziert die Batteriebelastung beim Heizen.

Weiterhin keine Paradedisziplin des Prius ist das Raumangebot. Trotz der mit 4,60 Metern immer noch beträchtlichen, stark in die Mittelklasse hineinragenden Länge, fühlt er sich innen eher an wie ein Kompaktauto. Alles andere als eng, aber auch nicht wirklich luftig.

Kofferraum bietet nur 284 Liter Volumen

Der Prius von Toyota wird auch mit Solardach geliefert. Foto: Toyota

Regelrecht klein fällt der Kofferraum aus, der mit 284 Litern kaum größer ist als im Kleinwagen Yaris. Für größere Transportaufgaben lassen sich jedoch die Rücksitzlehnen zurückklappen, wodurch zumindest eine große Stellfläche entsteht, auch wenn die Ladehöhe durch die flache Heckscheibe begrenzt bleibt.

Keine Bonuspunkte fährt auch die Inneneinrichtung ein. Zwar sind Bedienung und Anzeigen einfacher gehalten als bei früheren Hybridmodellen der Markt, bei der etwas tristen Farbgebung und Materialauswahl bleiben die Japaner aber ihrer Tradition treu. Auch bei den leicht aufdringlichen Assistenzsystemen, die schon bei geringen Tempoüberschreitungen empört piepsen.

Am Ende fallen die leichten Schwächen aber kaum ins Gewicht: Der neue Prius tritt deutlich gewinnender auf als frühere Generationen und macht auf der Straße spürbar mehr Spaß. Dabei macht er keine Kompromisse bei der Effizienz, legt bei der rein elektrischen Reichweite zudem deutlich zu. Das gilt allerdings auch für den Preis, der nun bei 45.300 Euro startet. Für das gleiche Geld gibt es bei Toyota alternativ das große Hybrid-SUV RAV4 oder einen Corolla Kombi in Vollausstattung. (SP-X)

Über den Autor

Frank Mertens

Nach dem Sport- und Publizistikstudium hat er sein Handwerk in einer Nachrichtenagentur (ddp/ADN) gelernt. Danach war er jahrelang Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele (Sydney, Salt Lake City, Athen) als Berichterstatter begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das bloße Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche. Neben der Autogazette verantwortet er auch den redaktionellen Teil des Magazins electrified.

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