Der Sport- und Geländewagenbauer Porsche bringt Ende Mai den Cayenne E-Hybrid auf den Markt. Das Premium-SUV verfügt über eine elektrische Reichweite von 44 Kilometer und soll nur 3,2 Liter verbrauchen.
Natürlich kann man Plug-in-Hybride verteufeln. Schließlich halten sie nicht, was sie versprechen. Denn der nach dem neuen Europäischen Fahrzyklus (NEFZ) ermittelte Verbrauch hat mit der Realität nichts gemein. Das ist auch beim neuen Porsche Cayenne E-Hybrid nicht anders.
So wird für das elektrifizierte Premium-SUV der Zuffenhausener – je nach verwendeten Reifen – zwar ein kombinierter Verbrauch von 3,2 bis 3,4 Liter auf 100 Kilometer angegeben. Doch das ist Augenwischerei – wie bei allen anderen Plug-in-Hybriden auch.
Cayenne E-Hybrid in Stadt lokal emissionsfrei
Wer derart effizient in einem 2,2 Tonnen schweren Trumm von Auto wie dem Cayenne unterwegs sein will, der sollte es vor allem im Kurzstreckenbereich in der Stadt verwenden. Doch wer tut das schon? Stimmt, niemand. Also ist der Cayenne als E-Hybrid Unfug?
Nein, so einfach kann man es sich nicht machen. Gut, die Hersteller setzen auf Plug-in-Hybride nicht deshalb, weil sie ihr grünes Gewissen entdeckt haben. Vielmehr ist diese Technologie für sie angesichts immer strenger werdender CO2-Grenzwerte eine Möglichkeit, ihre Flottenziele zu erreichen. Doch das wird für sie immer schwerer, da sich immer mehr Kunden für SUVs entscheiden.
SUVs bei Kunden beliebt
Bei Porsche entfällt mittlerweile rund 70 Prozent des Gesamtabsatzes auf dieses Segment. Bei solchen Zahlen liegt es auf der Hand, dass jeder Weg beschritten wird, um den Flottenverbrauch zu senken. Dafür setzt der Sport- und Geländewagenbauer wie beim Panamera auch beim Cayenne auf den Plug-in-Hybrid.
Die kommen beim Kunden an: So entschieden sich beim Panamera im ersten Quartal dieses Jahres 60 Prozent der Käufer für diese Technologie. Und beim Cayenne? Während bei der ersten Generation des nur fünf Prozent der Kunden ihr Kreuz beim S-Hybrid machten, waren es bei der zweiten Generation, dem S E-Hybrid, bereits 12 Prozent, wie Julian Baumann sagt. Er verantwortet bei den Schwaben den Bereich Sales und Marketing für die SUV-Baureihe.
44 Kilometer elektrische Reichweite
Und welcher Anteil ist bei der dritten Generation zu erwarten? Mit Blick auf die hohe Nachfrage beim Panamera könnte es beim Cayenne E-Hybrid durchaus zu einer Verdoppelung des Hybrid-Anteils kommen, glaubt Baumann. Damit dieses Ziel erreicht wird, hat Porsche dem Cayenne noch mehr Leistung mit auf dem Weg gegeben. Statt 416 PS wie beim Vorgänger kommt der neue E-Hybrid mit seinem Dreiliter-V6-Motor (340 PS) und einem Elektromotor (136 PS) auf eine Systemleistung von 462 PS. Das ist ebenso eine Ansage wie ein Drehmoment von 700 Nm und eine Beschleunigung von fünf Sekunden auf Tempo 100.
Doch wer auf Effizienz aus ist, der wird den Cayenne weder diese Sprintleistung abverlangen noch die Höchstgeschwindigkeit von 253 km/h (rein elektrisch sind 135 km/h möglich) allzu häufig erreichen wollen. Schließlich soll die unter dem Ladeboden im Heck verbaute 14,1 kWh starke Batterie (Vorgänger 10,8 kWh) mit einer elektrischen Reichweite von 44 Kilometern möglichst dazu verwendet werden, den Verbrauch in einem verträglichen Rahmen zu halten.
Verbrauch von sechs Litern
Dass das möglich ist, zeigte unsere Testfahrt rund um Montpellier. Nachdem wir mit einer nicht komplett aufgeladenen Batterie mit einer elektrischen Reichweite von 36 Kilometern gestartet waren, zeigte unser Bordcomputer nach einer Strecke von 101,5 Kilometern über Landstraßen und Autobahnen mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 61 km/h einen Verbrauch von exakt 6,0 Litern an. Das ist zwar fast das Doppelte der in Aussicht gestellten 3,2 Liter, aber für ein Auto wie den Cayenne ein beachtlich guter Wert. Natürlich kommt ein solcher Verbrauch nur bei umsichtiger Fahrweise zustande. Wer den Cayenne auf der Autobahn bewegt und das Gaspedal durchdrückt, der landet beim Verbrauch schnell im zweistelligen Bereich.
Aber wer will, der kann dieses fast 89.000 Euro teure SUV eben auch sparsam bewegen – und darauf kommt es letztlich an. Und in der Stadt kann der Cayenne sogar lokal emissionsfrei bewegt werden. Angesichts des scheinbar nicht zu bremsenden Booms nach solchen Fahrzeugen ist das keine schlechte Nachricht.
Unproblematisches Aufladen
Damit die Kunden auch ihren Cayenne unterwegs unproblematisch aufladen können, sollen sie europaweit ohne Probleme ihren Premium-SUV betanken können. Dazu soll das Schnellladenetz Ionity sorgen, dass VW, Audi, Porsche, Ford, BMW und Daimler errichtet. Bis 2020 sollen es 400 leistungsstarke Schnellladestationen geben. Mit dem Porsche Charging Service soll zudem ein anbieterübergreifender Zugang zu öffentlichen Ladesäulen ermöglicht werden.
Und das ohne zusätzliche Anmeldung beim jeweiligen Anbieter. Abgerechnet wird dann über den Porsche ID Account. Die Zeiten, in denen man als Fahrer eines E-Autos eine Vielzahl von Karten bzw. etliche Apps auf seinem Smartphone haben musste, sind damit Vergangenheit. Und wie schaut es mit der Ladezeit aus? Lädt man den Cayenne am optionalen 7,2-kW-Lader auf, dauert die Aufladung der Batterie 2,3 Stunden. An einer Haushaltssteckdose braucht man dafür 7,8 Stunden.
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