Elektro

VW ID.2all: Einer für alle

Die Studie des VW ID.2all wurde in Hamburg präsentiert. Foto: Mertens

Volkswagen hat in Hamburg die Studie seines elektrischen Kleinwagens ID.2 präsentiert. Auf den Markt kommen soll der Stromer 2025 – für einen Preis von unter 25.000 Euro.

Die am Mittwochabend in Hamburg vorgestellte Studie des ID. 2 gibt nicht nur einen Vorgeschmack auf das neue Small-BEV des Wolfsburger Autobauers, sondern zugleich auch auf die neue Designsprache. „Der ID. 2all zeigt, wo wir insgesamt mit der Marke hinwollen: nah am Kunden, Top-Technologie und mit tollem Design. Wir machen Tempo bei der Transformation, um die E-Mobilität in die Breite zu bringen“, sagte VW-Markenchef Thomas Schäfer vor rund 400 Zuschauern im Congress Centrum Hamburg.


Seit seinem Amtsantritt vor am 1. Juli des vergangenen Jahres versucht Schäfer der Kernmarke VW wieder mehr Emotion einzuhauchen und den Autobauer wieder zu einer „Love Brand“ zu machen, wie er immer wieder betont – auch am Mittwochabend in Hamburg,

Facelift für ID.3 vorgezogen

So könnte der Innenraum des ID.2all ausschauen. Foto. VW

Zuletzt hatte VW den ID.3 früher als geplant einem umfassenden Facelift unterzogen. Der erste Stromer auf Basis des Modularen Elektrifizierungsbaukastens (MEB) des Konzerns war bei den Kunden nicht so angekommen, wie VW das gewünscht hatte: Das Design, die Qualitätsanmutung und die nicht einwandfrei funktionierende Software war bei der Kundschaft auf Kritik gestoßen.

VW hat unter seinem neuen Markenchef schnell reagiert – und nachgebessert. Das erschien mit Blick auf den Absatz auch nötig: vom ID.3 wurden im Vorjahr gerade nur 76.600 Einheiten abgesetzt. Vor dem bisherigen Einstiegsstromer der Wolfsburger rangiert der ID.3 mit 193.200 Einheiten. Nach dem Facelift unter einer damit wieder eingeführten Basisversion für knapp unter 40.000 Euro – bisher begann der Einstieg bei rund 44.000 Euro – hofft man nun auf einen besseren Kundenzuspruch.

Mit Frontantrieb und 226 PS

Ähnlich wie mit dem ID.3 sollte es VW mit dem ID.2 nicht ergehen. Die schon 2020 vorgestellte Studie ID.2 fiel bei den Verantwortlichen durch – es wurde nochmals von vorn angelegt. Die nun in Hamburg präsentierte Studie wurde gerade einmal in sechs Wochen auf den Weg gebracht. Die Studie wirkt deutlich gefälliger als das vor nun über zwei Jahren vorgestellte Konzept. Ein wenig trägt es die Gene des Polo in sich. Mit dem ID.2 rückt VW das Design wieder stärker in den Fokus. Die neue Designsprache basiere dabei „auf den drei Eckpfeilern Stabilität, Sympathie und Begeisterung“, wie der neue Designchef der Kernmarke, Andreas Mindt, sagte. So greift das Design des ID.2 das C-Säulendesign des ersten VW Golf auf. Daneben soll sich die Studie des ID.2 durch seinen kraftvollen Auftritt und ein sympathisches Gesicht auszeichnen.

Ein Einzelstück: die Studie des VW ID2.all. Foto: Mertens

Der Innenraum soll gleich von Anbeginn mit einer hohen Qualitätsanmutung aufwarten und zugleich ein einfach zu bedienende Infotainmentsystem bieten. Was von dieser Aussage zu halten ist, bleibt abzuwarten. Beim Showcar war der Innenraum noch nicht komplett fertiggestelltm, aber der erste Eindruck erschien stimmig. Der Kofferraum bietet Platz für mindestens 490 Liter Gepäck. Zudem bietet er ein gutes Raumgefühl. Basieren wird der neue ID.2 – der 2025 auf den Markt kommen wird – auf der neusten Evolutionsstufe des MEB. Der ID.2 wird in zwei Jahren dann auch das erste MEB-Fahrzeug mit Frontantrieb sein, wie Entwicklungschef Kai Grünitz sagte. „Wir nutzen die hohe Flexibilität unseres E-Antriebsbaukastens und werden mit dem sogenannten MEB Entry neue Maßstäbe in Sachen Technologie und Alltagstauglichkeit setzen.“

Die 4,05 Meter lange Studie verfügt dabei über eine Leistung von 226 PS und eine Reichweite von 450 Kilometer (WLTP). Die 56 kWh starke Batterie soll sich in weniger als 20 Minuten von 10 bis 80 Prozent aufladen lassen. Neben der neuen Designsprache werden dem ID.2 auch die neusten Technikfeatures wie Travel Assist, IQ. Light und eine E-Routenplaner mit auf den Weg gegeben. Und, was bleibt in zweit Jahren noch von dem übrig, was man an diesem Abend in der Hansestadt gesehen hat. Möglicherweise eine Menge. Denn der ID.2all sei mehr als nur ein Showcar, wie Grünitz sagte.

Preis von unter 25.000 Euro geplant

Ursprünglich war angedacht, dass der ID.2 für einen Preis von unter 20.000 Euro auf den Markt kommt. Doch davon hat sich VW angesichts der steigenden Rohstoff- und Energiekosten verabschiedet, wie Schäfer bereits vor Monaten im Interview mit der Autogazette gesagt hatte. Jetzt pant man einen Preis von möglichst unter 25.000 Euro. In diesem Jahr wird VW neben dem neue ID.3 auch noch den ID. Buzz mit langem Radstand und den ID.7 auf den Markt bringen. Insgesamt plant der Autobauer bis 2026 mit zehn neuen E-Modellen.

Bis 2030 kalkuliert die Marke nun mit einem E-Anteil von 80 Prozent, bisher waren es 70 Prozent. Damit erhöhte man seine Erwartungen innerhalb kürzester Zeit um weitere zehn Prozent. Wie der VW-Konzern am Dienstag mitgeteilt hatte, werde von den zwischen 2023 und 2027 getroffenen Investitionen von 180 Milliarden Euro allein zwei Drittel in die Elektrifizierung und Digitalisierung fließen.

Bau in Spanien

Ein wenig Polo, ein wenig Golf: der VW ID.2all. Foto: Mertens

Gebaut werden wird der Small-BEV übrigens in Spanien, im dortigen Seat-Werk in Martorell. Dort werden dann auch die Schwestermodelle von Skoda und Cupra vom Band laufen. Wie Cupra-Chef Wayne Griffiths am Dienstag vor Journalisten am Firmensitz im spanischen Martorell sagte, werde der Cupra Urban Rebel aber über dem Preis des ID.2 liegen. Zu einem genauen Preis wollte sich Griffiths indes nicht äußern. Als Spanne für ein erreichbares Auto in dieser Klasse nannte er 27.000 bis 30.000 Euro. Aber eine solche Schätzung hänge natürlich von der weiteren Preisentwicklung bei Rohstoffen und Energie ab.

Aber wer weiß, was in zwei Jahren wird. Vielleicht sind die Preise dann für Rohstoffe und Energie niedriger als heute – und ein Fahrzeug für deutlich unter 25.000 Euro wird möglich. Dann würde VW seinem Anspruch auch wieder gerecht, auch bezahlbare und damit erreichbare E-Autos für breite Bevölkerungsschichten im Angebot zu haben. Schließlich, so sagte auch Vertriebsvorständin Imelda Labbé, ständen die Anforderungen und Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden immer im Fokus.

Über den Autor

Frank Mertens

Nach dem Sport- und Publizistikstudium hat er sein Handwerk in einer Nachrichtenagentur (ddp/ADN) gelernt. Danach war er jahrelang Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele (Sydney, Salt Lake City, Athen) als Berichterstatter begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das bloße Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche. Neben der Autogazette verantwortet er auch den redaktionellen Teil des Magazins electrified.

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