Elektro

Mini Cooper SE: Subtile Modifikation des Vorhandenen

Designchef Oliver Heilmer (r.) neben dem neuen Mini Cooper SE. Foto: BMW

Im Januar ist es endlich so weit. Dann kommt mit der Mini Cooper SE auf den Markt. Es ist das erste rein elektrische Modell der Marke. electrified sprach bei der Weltpremiere mit Mini-Designchef Oliver Heilmer.

Von Susanne Roeder


In frechem Gelb und den gesamten Fahrzeugkörper mit Steckern überzogen sticht das Showcar heraus aus der Schar der mit ihm aufgestellten Verbrenner-Kollegen und hybriden Artgenossen der aktuellen Mini-Familie. Komplettiert wird das Portfolio durch den i3 und i8 und andere aktuelle Modelle der BMW Group.

Das Unternehmen hat an diesem Dienstagmittag ins Café Rotterdam geladen, um die Weltpremiere des ersten vollelektrischen Mini zu feiern. Durchweg bunt, fröhlich und aufgeweckt war die Atmosphäre in Rotterdam bei der Premierenfeier für den kleinen Briten mit doppelter Staatsbürgerschaft.

Der Mini, dessen Vorfahr in den unvergesslichen Mr. Bean Filmen häufig eine prominente Rolle spielt, ist Kult. Es gibt den einst skurrilen und etwas eigenwilligen Briten schon seit 60 Jahren. Unter den Fittichen von BMW hat er zu neuer Stärke gefunden, ist ein erfreulicher Farb- und vor allem auch Designtupfer in der Lawine seiner bisweilen eintönigen Blechkameraden anderer Provenienz.

Behutsam am Design gearbeitet

Der Mini Cooper SE kommt 2020 auf den Markt. Foto: BMW

Rotterdam und dessen szenische Hafengegend war nicht zufällig gewählt. Mit der zweitgrößten Stadt der Niederlande nach Amsterdam verfolgt BMW seit rund einem Jahr das Modell „Electric City Drive“. Dafür haben die Bayern eine App entwickelt, die Plug-in-Hybrid-Fahrer daran erinnert, in der Stadt in den vollelektrischen Modus zu wechseln. Mit Erfolg: Wie sich zeigte, waren fast alle gefahrenen Kilometer innerhalb der Stadtzone vollelektrisch. Jetzt plant BMW diese intelligente Software ab 2020 in seinen Plug-in-Hybridfahrzeugen als Standard.

Doch zurück zur Weltpremiere und dem neuen Elektro-Mini, auf den man lange, einige meinen zu lange, gewartet hat. Erst im Januar wird er auf den Markt kommen. Wer sich so viel Zeit lässt wie Mini, der weckt Erwartungen – auch beim Design. Wird es futuristisch ausfallen? Wer so etwas erwartet hatte, wurde enttäuscht. Aha-Effekte blieben in Rotterdam aus.

Ist den Designern bei Mini der Mut abhandengekommen? Nein, denn wer eine Ikone hat, braucht deren Form nicht neu zu erfinden, glaubt man bei den Münchnern. Die Kunst besteht in der subtilen Modifikation des Vorhandenen. „Ganz ehrlich: Es gibt nicht viele Marken, die sagen können: wir haben eine Ikone“, sagt der Chefdesigner der Marke Mini, Oliver Heilmer, im Gespräch mit electrified.

Schmaler Schlitz im Frontgrill

Unverändert geblieben ist die bewährte Mini Signatur und damit Erkennungsmerkmale wie vorne die runden Scheinwerfer und die Motorhaube. Gleichwohl stecken in dem Kleinen viele Designdetails, die ihn als rein elektrisch charakterisieren sollen.

Das Cockpit des Mini Cooper SE. Foto: BMW

Der Elektromotor braucht im Vergleich zum Verbrenner weniger und an anderer Stelle Luft. „Das haben wir uns zunutze gemacht. Wir haben das Exterieur da komplett geschlossen, wo wir keine Luft brauchen“, erläutert Heilmer die Vorgehensweise. Für den Frontgrill heißt dies, dass der Schlitz „ganz bewusst so schmal“ gewählt wurde. „Hätten wir ihn größer gemacht, hätte der Elektromotor nicht funktioniert.“ Man müsse sich vorstellen, je größer die Fläche für die Luft, desto geringer ihre Geschwindigkeit. „Der Schlitz ist wie eine Rampe, mit der wir bewusst da kühlen, also die Luft an der Stelle komprimieren, wo es der Elektromotor braucht.“

Aus den Worten des Designers wird klar, dass er hier sehr eng mit dem Motorenentwickler zusammengearbeitet hat. „Was wir als Designer auch anfassen, um Veränderungen vorzunehmen, wir sind immer in ganz engem Dialog mit anderen Sparten. Beim Frontgrill beispielsweise sind natürlich auch die Kollegen vom Crash involviert“, erläutert er.

„Finden Grau schöner als Schwarz“

Insgesamt ist der Grill vorne im Ergebnis sehr flächig gestaltet. Das seitliche kleine Feature, das bei Mini „side scuttle“ heißt, wurde erkenntlich elektrifiziert, nämlich mit einem „e“ versehen. Heißt: außen bleibt der Blinker, innen wurde das e-spezifische Logo grau hinterlegt. „Wir finden Grau schöner als schwarz“, kommentiert Heilmer die dezente Farbwahl.

Beim Außenspiegel haben die Designer nicht einfach die Farbe in Gelb getaucht – wobei der Kunde selbstverständlich auch andere Farben wählen kann –, er ist auch aerodynamisch optimiert. „Wir überlassen unserem Kunden die Wahl. Der Mini Kunde braucht Flexibilität“, weiß der Mini-Designchef. Wenn der Kunde sich also offensiver zeigen will nach dem Motto ‚Hei, ich bin elektrisch‘, ist das beim Mini Cooper SE möglich.

Der elektrische Mini ist der erste, der vom aerodynamisch optimierten Außenspiegel profitiert. Aber natürlich wird der neu designte Spiegel der gesamten Mini-Palette zugute kommen . Das kleine e-Logo auf dem ‚Tank‘- also Stromdeckel und die Felgen sind dagegen dem elektrischen Mini vorbehalten. Die Felgen sind mit hochwertigen und somit sehr leichten Aluminium-Einlegern aufgewertet. Diese Einleger haben neben der optischen wiederum einen aerodynamisch optimierenden Wirkungsgrad.

Fahrzeug wurde leicht höher

Bleibt vor allem noch die Batterie selbst und deren Unterbringung. „Das Fahrzeug ist durch die Batterie im Boden ein Stück höher, nämlich exakt 18 Millimeter. Diese Tatsache, dass wir durch die als T-Shape im Unterboden verstaute Batterie den Körper des Fahrzeugs wegen Unterbodenfreiheit um 1,8 Zentimeter erhöhen mussten, haben wir mit einem Black Band, wie wir es nennen, kaschiert und das Plus an Höhe damit sehr gut kompensiert“, freut sich Heilmer.

Er und sein Team konnten dies wagen, weil sie bisweilen Tests machen. So hatten sie auch die derart designte Variante mit Black Band, bei Mini freilich wieder im besagten dezenteren und ansprechenderen Grau „einfach hingestellt und gewartet, wie Passanten darauf reagieren.“ Fazit: Es sei tatsächlich niemandem aufgefallen. Ein gutes Zeichen. Insgesamt führt dieses graue Black Band dazu, dass das Fahrzeug breiter wirkt.

Felge mit starkem Stromer Wiedererkennungswert

Das nicht Symmetrische der Felge war zunächst nur Teil des Showcar. „Wir sagten uns: Okay, das muss ein starkes Statement sein und einen hohen Wiedererkennungswert haben.“ Wie hoch und gut die Resonanz eines Showcar ist, lasse sich sehr gut auslesen, so Heilmer weiter. Fazit: Die Designer konnten das Element vom Showcar fast eins zu eins übernehmen.

Das Heck wiederum hat das Team „ganz clean“ gehalten. „Logischerweise zeigen wir bei einem rein elektrischen Mini keine Endrohre.“ Somit hat Heilmer für das Heck ein sehr ruhiges und unaufgeregtes Erscheinungsbild gewählt. Das passe gut zu Mini. „Wir haben natürlich das gelbe S im Cooper S Schriftzug“, ergänzt er.

Dann ist da noch etwas, was sich nur Kennern zu erkennen gebe: die Konfiguration des „Grab Handle“. Der Kofferraumgriff also, der normalerweise schwarz ist, ist beim Mini electric ebenfalls grau. „Der wird auch immer grau bleiben, genauso wie der Grill vorne.“ Dies, so Heilmer, seien die kleinen Differenzierungsmerkmale, „die dem Mini electric auf jeden Fall bleiben werden, egal in welcher sonstigen Farbumgebung.“ Spätestens jetzt ist klar, dass Grau mehrwertig und sportlich eleganter ist und wirkt als Schwarz.

Union Jack als Heck-Signatur bleibt

„Die Rücklichter des Mini als zweigeteilter Union Jack – das ist der Hammer“, sagt Heilmer mit strahlenden Augen. „Die sind bei den Leuten sofort präsent.“ Wenn die Mini-Leute bei ihren potentiellen Kunden abfragen, was aus deren Sicht wichtig ist am Mini, heiße es sofort: runde Scheinwerfer und Euer Union Jack. Ganz nebenbei ist letzterer auch eine dezente Hommage an die britischen Wurzeln des Erfolgsmodells.

Heilmer zeigt sich überwältigt ob der Präsenz der britischen Flagge, die erst vor ziemlich genau einem Jahr im Clubman eingeführt wurde als Stilelement. Im Clubman sind die Rücklichter etwas breiter, aber sonst motivisch gleich. „Plötzlich haben wir also eine Ikone, die in ihrem Wesen ganz jung ist.“

„Wir können uns Dinge trauen“

Optisch nichts bahnbrechendes: der Mini Cooper SE. Foto: BMW

Genau das sei es, was Mini ausmache: „Es ist nicht immer die Frage, alles aus der Vergangenheit neu zu interpretieren. Nein, wir können uns neue Dinge trauen. Und plötzlich sind sie da und funktionieren.“ Wie eben der zweigeteilte Union Jack als linke und rechte Heckleuchte.

Zurück zur Ikone: Die Andersartigkeit der e-Variante wurde bei Mini nicht unnötig forciert, um das Auto völlig anders aussehen zu lassen. Nein, der Neue reiht sich ein in die Mini Modellpalette. Heilmer geht noch weiter: „Aus ästhetischer Sicht gibt es früher oder später keinen Unterschied zwischen Verbrennern und was auch immer wir haben werden als Antrieb.“ Und der Mini sei in seinem Konzept „einfach das urbanste Fahrzeug.“ Der elektrische sowieso – weil als Endprodukt völlig emissionsfrei unterwegs ist.

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