Elektro

Mini Cooper SE: Münchner Spätstarter

Der Mini Cooper SE kommt 2020 auf den Markt. Foto: BMW

Im Januar kommt der Mini Cooper SE auf den Markt. Das ist arg spät. Doch bei dem weg in die Elektromobilität lassen sich die Münchner ja derzeit viel Zeit.

Die dicken SUV-Stromer von Mercedes, Jaguar oder Audi sind sündhaft teuer und beanspruchen mehr Platz als nötig auf unseren überfüllten Straßen. Die Teslas sind auch nicht gerade ein Schnäppchen und ebenfalls für die eher betuchten Mitglieder des stetig wachsenden Elektro-Klubs bestimmt. Die Zukunft gehört dem stadtgerechten Elektroauto.


Und wer anderes als der Mini mit seinen Vernunftmaßen ist dafür neben dem Smart besser geeignet. Umso mehr verwundert es, dass die Strategen der britischen BMW-Tochterfirma wohl unter jahrelangem Blackout litten und das City-Original erst jetzt unter Strom setzen.

Weltpremiere in Rotterdam

In der Hafenstadt Rotterdam fielen jetzt die Hüllen des Mini Cooper SE, dessen künftige Fahrer die „Tanke“ nur noch anlaufen, wenn Sonntagabend der Kühlschrank leer oder das Katzenfutter alle ist. Kein Aha-Effekt, kein langgezogenes „Ohhh“ der Premierengäste. Wer für das zumindest vor Ort abgasfreie Kultmobil eine futuristische Form erwartet hatte, war auf der falschen Party.

Der Elektro-Mini sieht aus wie jede andere Limousine nach Art des Hauses. Getreu dem Motto: „Ein Mini ist ein Mini und damit Basta“. Alles andere hätte wohl selbst die „grüne“ Fraktion unter den Minimalisten nicht akzeptiert. Überraschend war eher die Konsequenz, mit dem die Designer der Ikonen-Form treu blieben.

Optische Unterschiede kaum erkennbar

Das Cockpit des Mini Cooper SE. Foto: BMW

Denn die optischen Unterschiede sind mit bloßem Auge kaum erkennbar. Weil die Batterie-Zellen dort untergebracht wurden, wo bei den Spritverbrennern Auspuffanlage und Tank montiert sind, wurde der Platz unterm Kiel knapp. Denn die in T-Form angeordneten Kraftspender wurden wie üblich liegend, aber eben auch aufrecht montiert.

Damit das Gesamtkunstwerk nicht zu dicht über dem Boden schrammt, wurde der Mini Cooper mit dem Zusatz SE um gut 1,5 Zentimeter höher gelegt. Um das vertraute Bild dennoch nicht anzukratzen, trägt er leicht veränderte Karosserieteile an Bug und Heck sowie rund um die Radkästen. Die sympathische Mogelei der Designer fällt bis auf die Vollverkleidung des nicht mehr benötigten Kühlergrills wirklich nicht weiter auf

Technik vom i3

Die Technik stammt weitgehend von der Münchner Mutterfirma, genau gesagt vom BMW i3 und ist nach Tausenden von gebauten Exemplaren ausgereift. Der Akku leistet rund 38 kWh und wird durch eine Flüssigkühlung vor dem Hitzeschock geschützt. Während der i3 auf Heckantrieb setzt, schickt der fast baugleiche Mini-Motor seine 184 PS an die Vorderräder.

Um die mit 270 Newtonmetern sofort voll verfügbare Durchzugskraft auch auf die Straße zu bringen, haben die Engländer eine neue elektronische Hilfe entwickelt, die zum Beispiel beim Beschleunigen die Motorkraft in Bruchteilen von Sekunden so regelt, dass ein Durchdrehen der Antriebsräder verhindert wird. Reichweite (unter besten Bedingungen 270 Kilometer) und Ladezeiten sind auf dem Niveau des zweieiigen Zwillings. Etwas mehr als eine halbe Stunde an der 50 kW-Säule und der Akku des Cooper SE ist wieder zu 80 Prozent gesättigt.

Ein Unterschied zum i3: Beim Mini kann der Fahrer entscheiden, wie er die beim Bremsen und Verzögern entstehende Energie zurück in die Batterie schicken. Die sanfte Art lässt den Kleinen beim Gaswegnehmen gemächlich rollen, bis er schließlich zum Stillstand abgebremst wird. Wer´s eher heftig mag, wählt Modus Zwei. Lupft man dann den Gasfuss wirkt mit Schmackes eine Art Motorbremse, die den Briten gleichsam an die Kette legt und zum Halten bringt. Im Alltagsbetrieb kann der Fahrer bei einiger Übung und unterschiedlichen Dosierungen des Gaspedaldrucks auf die Fußbremse in vielen Situationen weitgehend verzichten. Welchen „Rekuperations-Typ“ zukünftige Mini-Stromer für sich selbst entdecken, sollten sie auf Testrunden sorgsam herausfinden.

Preis startet bei 32.500 Euro

Das Bremsen fast ohne Bremse war bereits ein Merkmal des ersten Versuchs, den Mini auf Strom umzustellen. Vor elf Jahren rollten Versuchsmodelle, ebenfalls mit BMW-i3-Technik. Deren Akku war aber so voluminös, dass er an Stelle der Rücksitze montiert werden musste. Und eine zweisitzige Mini-Limousine wollte verständlicherweise keiner haben. Also wanderten die 600 gebauten E-Minis entweder in die Schrottpresse, in diverse Mini-Museen oder in die Firmenkeller. An Privatleute wurde der Mini E nicht verkauft.

Die können jetzt zuschlagen. Die Basisversion wird 32.500 Euro kosten und kann dann wie üblich durch die Wahl verschiedener Ausstattungsvarianten verfeinert und vehement verteuert werden. Auch der SE bietet eine Fülle von Assistenzsystem, stufenweise Aufwertung des Innenraums und der Farbgebung.

Marktstart im Januar

Optisch nichts bahnbrechendes: der Mini Cooper SE. Foto: BMW

Aber immer werden sich bekennende Fans der Ikone heimisch fühlen. Denn das Ambiente und die Bedienung entsprechen dem Gewohnten aus dem Schwestermodell Mini Cooper S, dem klassischen Verbrenner für Traditionalisten. Beherrschend natürlich das große runde Zentralinstrument im Zentrum. Es zeigt den Monitor fürs Navi und vieles mehr. Neu im Elektro-Debütant: Direkt hinter dem Lenkradkranz ist ein 5,5-Inch-Display, auf dem Geschwindigkeit und Ladezustand ins Blickfeld gerückt werden. Es kann zudem individuell mit weiteren Infos bestückt werden.

Die ersten vollelektrischen Minis (den Mini Countyman mit Plug-In-Hybrid gibt es bekanntlich schon länger) sollen ab Januar zum Kunden rollen. Die Erstkäufer können dann schon mal testen, wie sich Winterkälte auf die Reichweite auswirkt. Denn selbst eine angesagte Stilikone kann sich der Physik nicht entziehen. (SP-X)

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