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Elektro-SUV Lotus Eletre: Der Strom-Schnelle

Der Lotus Eletre will mit sehr auffälligen Design und fulminanten Fahrleistungen punkten. Foto: Lotus

Lotus setzt sein erstes SUV mächtig unter Strom. Der Eletre überrascht trotz des Gewichts mit Top-Fahrleistungen.

Bei Lotus legt man Wert auf die Feststellung, dass mit dem Eletre eine ganz neue Automobilklasse startet. Er ist aus der Sicht der Briten nämlich das erste „Hyper-SUV“ mit Stromantrieb und soll die Verbrenner-Konkurrenz das Fürchten lehren. Einmal mit einem recht aggressiven, auf alle Fälle aber sehr auffälligen Design, fulminanten Fahrleistungen und mehr als nur einem Hauch von Luxus.


Das Sport- und Spaßgerät, das in England gezeichnet und im hessischen Raunheim entwickelt wurde, wird in China gebaut. Es ist 5,10 Meter lang, 2,24 Meter breit und 1,63 Meter hoch. Trotz aller designtechnischen Kniffe, trotz des aerodynamisch optimierten Körpers mit diversen Kühlluftöffnungen steht der Eletre (ungarisch für „zu neuem Leben erwachen“) ganz schön massiv auf seinen 20 bis 23 Zoll großen Rädern. Er setzt definitiv nicht auf Understatement, speziell in den Farben Solar-Gelb, Natron-Rot oder Galloway-Grün.

Rundum ausfahrbare Lidar-Sensoren

Aktiver Frontgrill, auf Wunsch Kameras statt Rückspiegel, rundum ausfahrbare Lidar-Sensoren, aktiver Spoiler in der Heckklappe und geteilter Dachspoiler – der Eletre ist aerodynamisch feingeschliffen und wartet mit einem cw-Wert von 0,26 auf. Für ein SUV dieses Formats ist das nicht übel. Platzangebot und Sitzkomfort vorne sind über alle Zweifel erhaben, hier kann man es locker eine Akkufüllung lang aushalten. Der Kofferraum bietet in der Viersitzer-Version 611 Liter Volumen, beim Fünfsitzer sind es 688 bis 1.532 Liter, im Frunk unter der knappen Motorhaube lassen sich nochmal 46 Liter verstauen – also etwa das Ladekabel und sonstiger Kleinkram.

In Sachen Materialqualität muss sich der Eletre definitiv nicht hinter Wettbewerbern wie dem AMG EQE 53 SUV, dem BMW iX M60 oder dem Tesla Model X verstecken. Die Bauteile und Bezüge fühlen sich bis in den tiefsten Fußraum gut an und sie sind erkennbar sorgfältig verarbeitet. Gut gelungen ist die Aufteilung der diversen Anzeigen. Neben zwei schmalen Displays hinterm Lenkrad und direkt vor dem Beifahrer informieren noch ein großes Head-up-Display und ein mittig platzierter, sehr fein auflösender und extrem reaktionsschneller 15,1-Zoll-Touchscreen, über den unter anderem auch die EV-Routenführung aktiviert wird.

Während die grafischen Vorzüge dieses Systems, hinter dem eine Rechenleistung von 12 GB RAM steckt, positiv ins Auge fallen, nerven beim Fahren diverse kleine Unzulänglichkeiten wie der übereifrige Müdigkeitssensor oder, deutlich lästiger, die hohe Fehlerquote bei der Verkehrszeichen-Erkennung. Das kann ganz schön teuer werden.

Mehr als 900 PS in der Top-Version

Attraktive Rücksansicht mit geteiltem Dachspoiler. Foto: Lotus

Immerhin warten in den Versionen Eletre und Eletre S 450 kW (603 PS) darauf, sich in Szene setzen zu können. Und bei der Spitzenversion Eletre R sind es sogar 675 kW (905 PS). Wer es darauf anlegt und abgesperrtes Terrain zur Verfügung hat, kann damit ziemlich abgefahrene Sachen anstellen. Etwa den Standard-Sprint in 4,5 beziehungsweise 3,0 Sekunden durchziehen. Oder rund 2,6 Tonnen schwere Fuhre mal eben in weniger als 2 Sekunden von 80 auf 120 km/h beamen. Erst bei 258 respektive 265 km/h gibt sich der britische Bolide dem Luftwiderstand geschlagen.

Dank des Allradantriebs, flankiert von einer Zwei-Kammer-Luftfederung, Multi-Link-Achsen vorne wie hinten und sämtlichen aktuell verfügbaren elektronischen Helfern lässt sich die brachiale Gewalt sogar noch bei Nässe vergleichsweise gut auf die Straße bringen. Die Lenkung macht ihre Sache auch im verschärften Einsatz gut. In engen, schnellen Kurven kann der Eletre seine üppigen Pfunde zwar lange ganz gut kaschieren, aber letztlich nicht wegregeln: Ein echter Sportwagen ist er nicht. Aber ein extrem agiles SUV. Und eines mit reichlich Komfort auf der Langstrecke – mit der Option auf künftiges autonomes Fahren. Die Hardware dafür ist schon mal an Bord.

Reichweite bis zu 600 Kilometer

Mit Hilfe der 800-Volt-Architektur lässt sich der 112 kWh fassende Lithium-Ionen-Akku binnen 20 Minuten von zehn bis 80 Prozent füllen. Die Reichweite gibt der Hersteller mit bis zu 600 Kilometern beim Basismodell, 535 Kilometern beim S und mit bis zu 450 Kilometern beim R an. Wer es auch nur ein bisschen fliegen lässt, muss also auch in der zweitstärksten Variante definitiv mit deutlich über 30 kWh rechnen.

Auch bei den Preisen will Lotus ein Zeichen setzen, 95.990 Euro fürs Basismodell, 120.990 Euro für den S und 150.990 für den R können angesichts von Leistung, Technik und Exklusivität des Neuzugangs als fast schon günstig gelten. (SP-X)

Über den Autor

Wolfgang Plank

Wolfgang Plank ist freier Journalist und hat ein Faible für Autos, Politik und Motorsport. Tauscht deshalb den Platz am Schreibtisch gerne mal mit dem Schalensitz des Rallye-Copiloten.

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