Elektroantrieb muss kein bisschen langweilig sein. Im Gegenteil: Beim Abarth 500e stehen Sportlichkeit und Fahrspaß ganz oben.
Den niedlichen Stromer für die City gibt es auch in krawallig: Haustuner Abarth bietet den Fiat 500e seit kurzem in einer scharf gemachten und leistungsgesteigerten Variante an. Die ist das vielleicht beste Auto der Marke seit der Wiederauferstehung vor rund anderthalb Jahrzehnten. Und mit Sicherheit eine der lautesten.
Die akustische Aufdringlichkeit ist dem Abart-500er elektronisch auf den rundlichen Leib geschneidert. Weil der E-Antrieb eigentlich fast lautlos arbeitet, die Entwickler aber den charakteristischen Sound von Akrapovic-Abgasanlagen ins E-Zeitalter retten wollten, findet sich im hinteren Stoßfänger eine leistungsfähige Lautsprecher-Einheit, die den röhrend-blubbernden Klang digital nachempfunden in die Umgebung schallt. Durchaus lautstark und auch sonst erstaunlich authentisch. Damit ist die Mission des gut 3,63 Meter langen Dreitürers klar: Vom Start weg auffallen!
Knuffige Proportionen, schrille Farben
Dass dies nicht unangenehm wirkt, hat zum einen mit den knuffigen Proportionen zu tun, die den aggressiven Scheinwerferblick genauso abmildern wie die tief auf die Straße gezogenen Schürzen und Spoiler. Diese Mischung aus klein und niedlich mit gernegroß und böse ist unterm Strich aber erstaunlich stimmig. Auch weil die Designer sichtbar Arbeit und Herzblut in die Aufrüstung des Kleinstwagens gesteckt haben – angefangen bei der schrillen Lackfarbenpalette, über den stilisierten Elektro-Skorpion an der Flanke bis hin zur eigenständigen Kühlermaske mit Abarth-Schriftzug anstelle des sonst üblichen 500-Logos.
Das ergonomische Design und die gute Bedienbarkeit nehmen dem Cockpit die objektive Enge, Sportsitze und ein Alcantara-Lenkrad mit rennsporttypischer 12-Uhr-Markierung (optional) werten das Ambiente noch einmal auf. Mehr als zwei Personen finden allerdings kaum sinnvoll Platz in dem Viersitzer – hinten halten es selbst Grundschulkinder nur auf kürzeren Strecken aus. Auch der Kofferraum ist selbst für einen Kleinstwagen ziemlich beschränkt. Immerhin lässt sich das Ladekabel alternativ im Frunk unter der Fronthaube unterbringen.
Tiefer Schwerpunkt, direkte Lenkung
Aber praktisch will der Abarth wohl zuallerletzt sein. Stattdessen verschreibt er sich konsequent dem Fahrspaß. Schon im Standard-Fahrmodus tritt der 114 kW (155 PS) starke Kleinstwagen zackig und ansatzlos an. In der „Skorpion“-Einstellung wird’s noch kompromissloser. Schnell geht es aber nicht nur geradeaus: Der tiefe Schwerpunkt und die direkte Lenkung machen den Kleinen zum energischen Wuseler auf allen Straßenarten. Insgesamt fährt er sich viel engagierter und ernsthafter als seine Abarth-Kollegen auf Basis des konventionellen Fiat 500. Dort lassen der höhere Schwerpunkt und die erhabene Sitzposition deutlich weniger echtes Sportwagengefühl aufkommen.
Gleichzeitig kann der getunte 500e aber auch entspannt. Im Normalmodus rekuperiert er kräftig und gibt sich mit bescheidenen 16 bis 17 kWh Energie auf 100 Kilometern zufrieden. Im reinen Stadtverkehr sind auch locker Werte unter 15 kWh drin. So lässt sich dann auch die Normreichweite von – je nach Ausstattung – 242 bis 265 Kilometer erreichen. Unter günstigen Bedingungen dürften auch rund 300 City-Kilometer drin sein. Realistischer im Mixverkehr-Alltag sind gut 220 Kilometer, wenn man es nicht allzu sehr knallen lässt.
Der Spaß kostet allerdings: Knapp 38.000 Euro will Fiat für die getunte Variante der eh schon sehr selbstbewusst eingepreisten Limousine, das Cabrio ist noch einmal 3.000 Euro teurer. Wer das schicker ausgestattete Modell „Turismo“ wählt, zahlt 42.000 Euro beziehungsweise 46.000 Euro. Selbst nach Abzug der Förderung ist das viel Geld für ein Fahrzeug, das eher ein Zweitwagen und Spaßauto ist. (SP-X)