Mobilität

Volkswagen geht unter die Carsharinganbieter

Der VW I.D. als Carsharingauto We. Foto: VW

Der Autobauer VW wird zum Carsharinganbieter. Bereits Ende des Jahres wollen die Wolfsburger ein entsprechendes Angebot mit Elektroautos unter dem Namen „We“ anbieten.

Das kündigte VW-Vertriebsvorstand Jürgen Stackmann am Mittwoch bei der Eröffnung der Mobilitätsausstellung „Driving Vizzions to Reality“ im Automobilforum in Berlin an. Damit treten die Wolfsburger in Konkurrenz zu Anbietern wie Car2Go und DriveNow, die ihre Dienste zukünftig gemeinsam anbieten wollen.


Dass man angesichts der etablierten Konkurrenz mit einem solchen Angebot deutlich zu spät ist, glaubt Stackmann nicht. „Wir kommen genau zum richtigen Zeitpunkt“, sagte Stackmann im Gespräch mit electrified.

VW bündelt Mobilitätsdienste unter dem Namen We

Der VW I.D. Vizzion. Foto: Mertens

Während bestehende Carsharing-Anbieter vor allem Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor anbieten, wird VW ausschließlich Elektrofahrzeuge anbieten. Bei den eingesetzten Fahrzeugen wird es sich zunächst um Elektro-Golfs handeln. Das Angebot soll bereits Ende 2019 an den Start gehen, ehe es ab 2020 dann auch auf andere europäische Städte, Asien und Nordamerika ausgeweitet werden soll. Weitere Informationen will VW zu seinem neuen Sharingangebot am 28. August bekannt geben.

Unter dem Namen „We“ bündelt der Autobauer eine Vielzahl von Mobilitätsdienstleistungen. So können über eine App Dienste wie beispielsweise „Charge“, „Park“, „Delivery“ oder „Online-Service“ angesteuert werden. Stackmann kündigte an, dass der Autobauer dieses Angebot nach und nach ausbauen wird.

Nachhaltigste Volumenmarke als Ziel

Das Thema der Nachhaltigkeit genießt bei den Wolfsburgern nach dem Dieselskandal eine hohe Bedeutung. So wolle die Marke nicht nur Autos mit den geltenden Abgasrichtlinien verkaufen. Vielmehr wolle man aus „Eigenantrieb die Marke Volkswagen zur nachhaltigsten Volumenmarke aller Hersteller machen“, sagte Stackmann. Auf dieser Mission würde sich die Marke bereits befinden – und dafür massive Investitionen tätigen.

Dass sich VW immer stärker zu einer SUV-Marke entwickelt, erscheint auf dem Weg zur nachhaltigsten Volumenmarke indes als Widerspruch. So plant VW bis 2020 rund 20 SUVs im Angebot zu haben. Sie sollen dann 40 Prozent des Gesamtabsatzes ausmachen. Passt das zusammen? Ja, glaubt Stackmann. Er verweist auf die Elektrifizierungsstrategie des Autobauers und die I.D.-Familie. Sie sieht vor, dass es auch Elektro-SUVs geben wird. Dazu gehört beispielsweise ein Fahrzeug wie der I.D. Crozz. Für Stackmann ein Weltauto.

VW plant bis zum Jahr 2025 bereits 50 Prozent aller Fahrzeuge mit einem elektrischen Antrieb abzusetzen. Das erste Modell der I.D.-Familie, der I.D., soll im Frühjahr 2020 auf den Markt kommen. Der Preis soll sich Bereich eines VW Golf Diesel bewegen.

Eine Million E-Autos bis 2025 für Kernmarke

VW-Vertriebschef Jürgen Stackmann. Foto: Mertens

Stackmann erwartet für die Kernmarke bis 2025 einen jährlichen Absatz von einer Million E-Autos. Insgesamt will VW bis Mitte des kommenden Jahrzehntes 20 Elektroautos im Angebot haben. „Bis 2022 investiert allein die Kernmarke sechs Milliarden Euro in die Elektromobilität.“.

Der Vertriebsvorstand kündigte zugleich an, dass VW seinen Kunden auch eine Volkswall-Box anbieten werden. So könnte VW durch die erzielten Skaleneffekte als Volumenhersteller eine solche Ladelösung besonders günstig anbieten.

Auf dem Weg in die Elektromobilität wird VW das Werk im sächsischen Zwickau ab 2019 zu einer Produktionsstätte ausschließlich für Elektroautos umrüsten. Zwickau werde bis 2021 größter europäischer Standort für die Elektromobilität sein, sagte Stackmann. Dort sollen ab 2020 täglich 1500 Elektroautos vom Band laufen. „Das zeigt, dass wir mit dem Thema E-Moibilität nicht spielen, sondern uns konsequent auf den Weg gemacht haben.“

Kaufprämie auch für Flottenkunden anbieten

Hört sich gut an. Jetzt müssen nur noch die Kunden das Angebot annehmen. Trotz der vor zwei Jahren gestarteten Kaufprämie für E-Autos und Plug-in-Hybride konnte bislang kein Boom für die Elektromobilität entfacht werden. So gingen bis Ende Juni gerade einmal 66.029 Anträge beim zuständigen Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) ein. Von den verfügbaren Mitteln wurde gerade einmal rund 100 Millionen Euro verbraucht, ein Sechstel der Fördersumme.

Neben der Förderung von Privatkunden sollte die Kaufprämie auch für Flottenkunden zur Verfügung stehen, fordert Stackmann. Wie Elektromobilität gefördert und voran gebracht werden könne, zeige das Beispiel Norwegen, sagt Stackmann. Dort machen Elektroautos 2018 bereits 60 Prozent des Gesamtabsatzes aus. „Wir haben genügend Möglichkeiten, die Elektromobilität voranzubringen, wir müssen es aber auch tun.“ So verweist Stackmann unter anderem auf den Koalitionsvertrag. Er sieht vor, die Ein-Prozent-Versteuerung für E-Autos zu halbieren.

Über den Autor

Frank Mertens

Nach dem Sport- und Publizistikstudium hat er sein Handwerk in einer Nachrichtenagentur (ddp/ADN) gelernt. Danach war er jahrelang Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele (Sydney, Salt Lake City, Athen) als Berichterstatter begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das bloße Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche. Neben der Autogazette verantwortet er auch den redaktionellen Teil des Magazins electrified.

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