Hybrid

Toyota RAV4: Teilzeitstromer gibt sich sportlich

Die Hybridversion mit obligatorischem Allradantrieb bringt es auf 222 PS Systemleistung, der Plug-in-Hybrid hat 306 PS. Foto: Toyota

Den Toyota RAV4 gibt es nun auch in der Variante GR Sport. Mehr Leistung gibt es deshalb nicht, aber er sieht sportlicher aus.

Man muss bei Toyota inzwischen aufpassen, wenn man in den Produktpreislisten auf das Kürzel „GR“ stößt, das für Gazoo Racing steht. Denn da tummeln sich Offerten wie echte Rallyeautos namens GR Yaris oder mildere Sportvarianten auf die Bezeichnung GR86 hörend.


Und auch der scharfe Toyota GR Supra kann gemeint sein. Und wenn sich dann zwischen all diesen Athleten plötzlich ein RAV4 GR Sport (ab 57.690 Euro) schiebt, wundert man sich schon.

Hybrid und Plug-in-Hybrid im Angebot

Nicht, dass es dem SUV an GR-fähiger Leistung mangeln würde. Die Hybridversion mit obligatorischem Allradantrieb bringt es auf 222 PS Systemleistung, der exakt 10.300 Euro teurere Plug-in-Hybrid rollt sogar mit 306 PS bestückt um die Ecke. An der Power hat sich nichts geändert – die gab es mit den mehrmotorigen RAV4 auch früher schon. Die Ausstattungsvariante „GR Sport“ hingegen ist neu.

Damit halten etwas straffer abgestimmte Dämpfer Einzug in das Multifunktionsauto, und 19-Zoll-Aluräder in schwarzer Lackierung sorgen für den entsprechend sportlichen Auftritt. Überhaupt wirkt der GR Sport drahtig mit spezifisch gestalteten Stoßfänger im Wabenmuster-Design. Dazu gesellt sich vorn ein Unterfahrschutz lackiert in einem Graumetallicton — ein in gleicher Farbe lackiertes Element ziert den Heckstoßfänger.

Unterwegs mit Spikes

Ob der RAV4 als GR Sport wirklich ruppiger um die Ecken keilt, wird sich noch herausstellen müssen — und zwar auf griffigem Asphalt. Auf den verschneiten Straßen Nordschwedens, wo die ersten Proberunden mit dem aufgefrischten RAV4 gedreht werden, kann man froh sein, wenn die Traktion gerade reicht für halbwegs zügiges Fortkommen. Die mit Spikes versehenen Reifen machen das Fahrverhalten nicht gerade ruhiger.

Allerdings sind die Bahnen hier abwechselnd mit welligen Eisresten sowie unebenen Schneeschichten versehen, die den Aufbau der Karosse permanent anregen. Als unangenehm harscher Brocken fällt der GR Sport jedoch selbst hier keinesfalls auf, was die Sache auf geräumten Straßen ja nur besser machen kann. Ein echter GR ist der RAV4 also nicht, die Grundauslegung bleibt kommod.

Keine Neuerungen beim Antrieb

Zumal es bezüglich des Antriebs gar keine Neuerungen gibt. Und es bleibt auch beim sogenannten leistungsverzweigten System — somit sind Zugkraftunterbrechungen immerhin völlig ausgeschlossen. Dafür verharrt die Drehzahl unter Volllast weit oben, muss man sich eben dran gewöhnen. Und natürlich macht der Japaner einen souveränen Eindruck, ist nicht nur flink, sondern sogar moderat druckvoll, wenn der Untergrund mal kurz den entsprechenden Grip hergibt. Und das gilt sogar für die schwächere Variante ohne extern aufladbaren Akku.

Der Kandidat mit den 306 ausgewachsenen Pferden sprintet noch giftiger, aber lässt sich vor allem recht weit elektrisch fahren. Dank 18 kWh großer Batterie nennt Toyota 75 Kilometer nach WLTP. Das macht den PHEV in der Praxis dann sogar recht gut nutzbar, sofern im persönlichen Umfeld entsprechende Lademöglichkeiten bestehen. Außerdem packen die beiden Elektromotoren (182 PS vorn und 54 PS hinten) ganz ordentlich an, sodass der Allradler auch ohne aktiven Benziner nicht zum Verkehrshindernis wird.

Größeres Display

In der Ausstattungsvariante GR Sport halten beim RAV4 von Toyota etwas straffer abgestimmte Dämpfer Einzug. Foto: Toyota

Angepackt haben die Interieur-Gestalter auch das Infotainment — jetzt neu: das Kombiinstrument ohne mechanische Anzeigen. Toyota bietet vielfältige Möglichkeiten zur persönlichen Konfiguration der Displayoberfläche. Man kann nun also entweder klassische Skalen nachbilden lassen oder sich die rein digitale Darreichungsform zu Gemüte führen. So viel Spielerei muss sein. Schön auch, dass der zentrale Touchscreen von 9 auf 10,5 Zoll wächst, Displays sind ja neuerdings eine gefragte Währung im Automobil.

Jedoch sind die klassischen Tugenden weiterhin im Rennen. Dazu zählt auch der praktische Nutzen. Dass der RAV4 immer noch ein geräumiges Reiseauto ist, verhehlt er nicht. So finden die Passagiere selbst in der zweiten Reihe ordentlich Beinfreiheit vor, um lange Strecken stressfrei abspulen zu können. Gepäck darf ebenfalls reichlich mitgenommen werden – bis zu 1.604 Liter Kofferraumvolumen nennt das Datenblatt.

Die Preise für die Hybrid-Ausgaben mögen übrigens ambitioniert klingen, aber es darf nicht vergessen werden, dass der untere Mittelklässler von Hause aus so richtig vollgepackt wird mit Goodies. Dazu zählen solide Positionen wie 360-Grad-Kamera, schlüsselloses Schließsystem, elektrisch verstellbare Sitze mit Memoryfunktion, Soundsystem inklusive neun Lautsprecherboxen sowie Tempomat mit adaptiver Steuerung. Das volle Assistentenarsenal von der autonomen Notbremsfunktion über eine aktive Lenkkorrektur bis hin zur Spurhaltekontrolle weilt sowieso an Bord. Wer der Meinung ist, auf das GR-Sportabzeichen verzichten zu können, erhält den RAV4 übrigens ab 43.790 Euro. (SP-X)

Über den Autor

Frank Mertens

Nach dem Sport- und Publizistikstudium hat er sein Handwerk in einer Nachrichtenagentur (ddp/ADN) gelernt. Danach war er jahrelang Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele (Sydney, Salt Lake City, Athen) als Berichterstatter begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das bloße Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche. Neben der Autogazette verantwortet er auch den redaktionellen Teil des Magazins electrified.

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