Elektro

Zaptec Go 2: Zukunft an der Wand

Zaptec bringt mit der Go 2 eine neue Wallbox auf den Markt. Foto: Zaptec

Das norwegische Unternehmen Zaptec bringt Anfang 2025 eine neue Wandladestation auf den Markt. Die Wallbox Zaptec Go 2 ermöglicht für Fahrer eines Dienstwagens nicht nur eine exakte Abrechnung, sondern auch einen problemlosen Phasen-Wechsel und den Einstieg ins Vehicle-2-Grid.

Es ist die vielleicht banalste Erkenntnis der E-Mobilität – und am Ende doch die entscheidende: Fahren macht Spaß, öffentlich Laden eher nicht. So hübsch es sein mag, mit Stromes Stärke über Land zu summen: Ist der Akku am Ende, ist es der Spaß oft auch.


Wohl dem, der angesichts des noch immer grobmaschigen Netzes zuhause zapfen kann. Nicht bloß günstig, sondern auch nachprüfbar. Immerhin war im vergangenen Jahr fast jedes zweite E-Auto ein Dienst- oder Flottenfahrzeug – und das macht eine präzise Buchführung erforderlich.

Zaptec in Stavanger gegründet

Derlei intelligenten Ladelösungen hat sich seit 2012 das norwegische Unternehmen Zaptec verschrieben. Ursprünglich stammt das Unternehmen aus Stavanger – es agiert aber auch in Schweden, Dänemark, Großbritannien, Frankreich, der Schweiz, Benelux und seit drei Jahren in Deutschland. Die Wallboxen im nordisch-kühlen Design werden hauptsächlich in Norwegen produziert, der besseren Klimabilanz wegen aber zunehmend lokal. Vorteil gegenüber vielen Konkurrenten: Hard- und Software sind eigene Entwicklungen.

Mit ihrem neuen Modell Zaptec Go 2 bis 22 kW bieten die Skandinavier ab sofort eine Box, die nach europäischem MID-Standard zur exakten Abrechnung zertifiziert ist. Die Elektronik passt sich dabei jedem E-Auto an und optimiert den Ladevorgang, um die spezifischen Bedürfnisse des Fahrzeugs für maximale Effizienz zu erfüllen – obendrein zeigt ein eingebautes Display den verbrauchten Strom in kWh an.

Go 2 große Schwester der Go

„Große Schwester“ nennt Daniel Gwercher, Geschäftsführer von Zaptec Deutschland, die Go 2 im Vergleich zum aktuellen Modell Go. Ideal für alle, die den privat verbrauchten Strom mit dem Arbeitgeber abrechnen müssen, aber noch nicht das komplexere Modell Zaptec Pro benötigen. Mit dem lassen sich große Stellplätze oder Tiefgaragen managen – sogar vorausschauend über eine komplette Verkabelung und spezielle Rückplatten. Je nach Bedarf werden dort weitere Wallboxen dann angeschlossen wie ein Laptop an der Docking-Station.

Stolz sind sie bei Zaptec auch auf die Einbindung von Solaranlagen. „Üblicherweise laden E-Autos zuhause dreiphasig mit 11 kW“, sagt Gwercher. Komme der Strom aber aus dem Solarpanel, schalte die Box je nach Wetterlage auf einphasiges Laden um. Bei durchschnittlich 22 Kilometern Fahrtstrecke pro Tag reiche so oft schon allein die Nutzung von Sonnenstrom. „Zumeist sind ja gar nicht immer 100 Prozent Akku-Stand nötig.“ Geladen wird ein E-Auto schließlich eher häppchenweise wie ein Handy – und nicht vollgetankt wie ein Verbrenner. Auch die Zaptec Go 2 verfügt laut Gwercher über einen FI-Schutzschalter, ist dank integriertem 4G stets online und bleibt mit kostenlosen Over-the-air-Updates in Sachen Software auf dem aktuellen Stand. Über den offenen Kommunikationsstandard OCPP lässt sich die Ladestation mühelos verwalten.

Auch Einspeisung möglich

Vor allem aber ist in der Go 2 Zukunft verbaut – die „Vehicle to Grid“ (V2G) genannte Möglichkeit, Energie aus der Autobatterie nicht nur mit dem Hausanschluss auszutauschen, sondern in das öffentliche Netz einzuspeisen. Für Gwercher eine der wichtigsten Voraussetzungen für das Gelingen der Energiewende. Die Vorteile liegen auf der Hand: Bidirektionales Laden kann einen höheren Anteil erneuerbarer Energien im Stromnetz ermöglichen, Abregelungen aufgrund von Engpässen verhindern – und obendrein ließen sich gewaltige Summen für den Netzausbau sparen.

Die Go 2 lässt sich natürlich auch über das Smartphone steuern. Foto. Zaptect

Hinter der Idee stecken Gemeinsinn und Eigennutz gleichermaßen. Profitieren würden nämlich erstens die Umwelt, zweitens die Hersteller, die händeringend auf steigenden Absatz von E-Autos hoffen, drittens der Netzbetreiber – und viertens der Kunde, der Geld für seine Kooperation einstreichen darf. Im Idealfall also eine Win-win-win-win-Situation. Noch aber sind die gesetzlichen Rahmenbedingungen für dieses Modell weder technisch definiert noch politisch beschlossen. Schließlich gilt es, die Interessen aller Beteiligten klug auszutarieren. Eine schwierige Gemengelage, so Gwercher. Auch weil die Autobauer ihre Software nur sehr zurückhaltend offenlegten. „Die Realität ist bei internationalen Verhandlungen oft ernüchternd“, gesteht der Zaptec-Chef. „Vor allem, weil Deutschland nie den ersten Schritt wagt.“

Auto als Energiespeicher

Egal, wie es am Ende ausgeht: Die Go 2 ist für Energietransfer in beide Richtungen zertifiziert, sagt Gwercher. So könne die Box das E-Auto in einen Energiespeicher verwandeln. Der Rest ist eine Frage Software, die parallel zu den erzielten Fortschritten weiterentwickelt wird und am Ende nur aufgespielt werden muss.

Und die Verkehrswende an sich? „Die Politik könnte mehr tun“, glaubt Gwercher. „Man muss nicht alles fördern, aber punktuelle Anreize wären durchaus hilfreich.“ Seine Zuversicht raubt ihm das aber nicht. „Die Transformation wird anstrengender“, sagt er, aber die Einsicht in die Notwendigkeit werde kommen. Für wichtig hält Gwercher dabei den Preisdruck aus Asien. „Der Markt braucht einfach billigere E-Autos.“

Über den Autor

Wolfgang Plank

Wolfgang Plank ist freier Journalist und hat ein Faible für Autos, Politik und Motorsport. Tauscht deshalb den Platz am Schreibtisch gerne mal mit dem Schalensitz des Rallye-Copiloten.

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