Bislang galten die ID.-Modell von VW als zu teuer. Mit dem ID.Every1 ab 20.000 Euro soll nun Masse gemacht werden.
Ein vollelektrisches, in Europa produziertes Auto eines deutschen Herstellers für 20.000 Euro? 2026 wird der ID.Every1 von Volkswagen wohl tatsächlich für diesen (Basis)-Preis auf den Markt kommen. Das Fahrzeug soll nicht nur neue Kundengruppen in der E-Mobilität erschließen, sondern auch eine Art Kampfansage an all jene sein, die der deutschen Autoindustrie das Totenglöckchen läuten. Das jetzt gezeigte Fahrzeug ist eine Studie – wird anders heißen, aber nicht völlig anders aussehen.
Es ist zudem Teil einer großen Produktoffensive der Wolfsburger, bis 2027 sollen neun neue Modelle auf den Markt kommen, „darunter vier auf Basis des neuen Modularen E-Antriebsbaukastens MEB mit Frontantrieb“, so VW-Vorstandschef Thomas Schäfer. „Unser Anspruch: Wir werden bis 2030 der weltweit technologisch führende Volumenhersteller. Und zwar als Marke für alle – so wie man es von Volkswagen erwarten darf.“ Allzu ernst sollte man den 20.000-Euro-Hype allerdings nicht nehmen. Es wird zwar sicher ein Basismodell zu diesem Preis geben, allerdings dürfe ein einigermaßen alltagstauglich ausgestattetes Modell – wie üblich bei Volkswagen – deutlich teurer werden.
Kürzer als der ID.2all
Modelltechnisch gesehen ist der ID.Every1 Nachfolger des bis 2023 gebauten Kleinwagens Up, der zwar beim Publikum gut ankam, die erforderlichen Gewinne allerdings nicht einfuhr. Der Neue ist mit 3,88 Metern (Up: 3,60 Meter) etwas kürzer als der aktuelle Polo (4,07 Meter) und als der vollelektrische ID.2all (4,05 Meter), der auf der gleichen Plattform steht und für rund 25.000 Euro ab 2026 auf den Markt kommen soll.
Mit dem etwas größeren, für 2027 avisierten ID.Concept GTI komplettiert der ID.Every1 die von VW so genannte Electric Urban Car Family an vollelektrischen Kleinwagen. Angetrieben wird der kleinste Elektriker der ID-Reihe von einem neu entwickelten E-Motor mit 70 kW (95 PS), er schafft 130 km/h in der Spitze und soll eine nicht gerade berauschende Reichweite von „mindestens 250 Kilometern“ bieten. In der Praxis muss man wahrscheinlich alle 180 Kilometer nachladen. Ein Auto für die Stadt also.
Verzicht auf Effekthascherei
Beim Design des ID.Every1 verzichtet VW weitgehend auf Effekthascherei und überzeugt mit klaren Linien, wie sie dem Image der Marke entsprechen. Die Wolfsburger setzen damit einmal mehr auf Zeitlosigkeit und auf Wertbeständigkeit auch im Kleinwagensegment, eine gewisse optische Langeweile wird dafür in Kauf genommen. Der Innenraum profitiert vom MEB-Konzept: Trotz geringerer Länge ist er gleich groß wie beim aktuellen Polo. Die Breite von 1,81 Metern, gepaart mit der geringen Höhe von 1,49 Metern und 19 Zoll großen Rädern lassen den der ID.Every1 fast wie ein Spielzeugauto wirken.
Dabei ist es den VW-Verantwortlichen mehr als ernst mit den Neuen: Sowohl die Serienversionen des ID.Every1 als auch des größeren ID.2all sind zum Erfolg verdammt. Da die Marge pro verkauftem Auto gerade beim kleinsten Modell relativ gering ausfallen dürfte, muss das Geld über Volumen gemacht werden. Die Wettbewerber indes liegen vorne. (SP-X)