So exklusiv wie die Autos sollen bei Porsche auch die neuen Ladeparks wie der bei Bingen sein. Fremdmarken müssen vorerst draußen bleiben.
Das größte Ärgernis eines E-Auto-Fahrers ist neben der realen Reichweite das Laden, zumindest unterwegs. Für die Edel-Hersteller ist das Problem fast noch größer, denn ihren betuchten Kunden – die mindestens sechsstellige Beträge für ihr Auto ausgegeben haben – will man das Warten auf einen Stecker samt womöglich langsames Laden nicht zumuten.
Verschiedene Hersteller haben da ihre eigenen Konzepte, der Tesla-Schnelllader dürfte das bekannteste sein. Doch während die Musk-Marke ihre Säulen in verschiedenen Ländern nach und nach auch für Fahrer anderer Hersteller öffnet, geht Deutschlands Vorzeige-Sportwagenmarke Porsche nun zunächst einen anderen Weg: Die jetzt offiziell eröffnete erste Charging-Lounge nahe des Autobahnkreuzes A60/A61 bei Bingen ist ausschließlich Porsche-Fahrern zugänglich. Ob das auch so bleibt, ist offen. Es ist jedenfalls kein Geheimnis, dass die andere – wenn auch etwas weniger exklusive – Premium-Marke des VW-Konzerns, Audi, sich mit ihrem Konzept, Ladestationen eher im urbanen Umfeld zu installieren, und das auf Langstrecke ausgelegte Konzept der Stuttgarter gut ergänzen würden.
Sechs Schnelllader mit je bis zu 300 kW Ladeleistung wurden jetzt in Bingen installiert. Und es soll sichergestellt sein, dass ein jeder Porsche auch bei kompletter Auslastung mit eben dieser vollen Leistung laden kann, die im nächsten Jahr auf 400 kW erhöht wird. Mit recht günstigen 33 Cent pro kW liegt der Preis genauso hoch wie an den Ionity-Säulen, wo man seinen Porsche natürlich weiterhin ebenfalls nachladen kann – wenn auch weniger exklusiv.
Überdachte Säulen plus Aufenthaltsbereich
Im Zuge des Pilotprojekts sind weitere Lounges geplant, jeweils mit vier bis sechs überdachten Schnellladesäulen und einem kleinen Aufenthaltsbereich, in dem sich der Porsche-Fahrer frisch machen und Getränke und kleinere Snacks aus dem Automaten kaufen kann. Menschen sind, abgesehen von einem mehrmals täglich arbeitenden Reinigungsteam, nicht auf dem Areal. Daher hat Porsche ein umfassendes Sicherheitssystem installiert, bei dem unter anderem zwölf Kameras den gesamten Bereich überwachen. Zugang haben ohnehin nur Porsche-Fahrer, die sich entweder über eine Kennzeichen-Erkennung (wenn man dieses vorher in der Porsche-App hinterlegt hat), über die Ladekarte oder über einen Registrierungs-QR-Code ausweisen. Geplant sind weitere Lounges unter anderem in Ingolstadt, Hamburg und Würzburg sowie je eine in Österreich und der Schweiz.
Noch dürften freie Säulen im erlauchten Strom-Kreis kein Problem sein. Vom einzigen echten E-Auto, dem Taycan, haben die Schwaben seit 2020 zwar weltweit 110.000 Stück verkauft, in Deutschland aber nur 15.000. Mit der für 2025 avisierten neuen Generation des 718 wird die Zahl der Elektro-Porsche aber wohl deutlich nach oben schnellen. Dann könnte es auch selbst bei einem bis dahin vermutlich deutlich gewachsenen Ladepark an den schicken Porsche-Charging-Stationen auch schon mal eng werden. (SP-X)