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Polestar-Chef: Zug Richtung E-Mobilität hält keiner auf

Thomas Ingenlath hat in einem Polestar 2 Platz genommen. Foto: Matthias Mederer/Polestar

Polestar-Chef Thomas Ingenlath hat mit Unverständnis auf die Blockade der FDP zum Verbrenner-Aus 2035 reagiert – und kritisiert die Partei.

Die EU-Entscheidung für das geplante Aus von Fahrzeugen mit Verbrennungs-Motor ab dem Jahr 2035 wurde am Freitag auf Druck der FDP auf vorerst unbestimmte Zeit verschoben. Darauf reagierte Polestar-Chef Thomas Ingenlath mit Unverständnis. Die Autobranche brauche Planungssicherheit.


„Es ist erbärmlich, dass es in einem derart merkwürdigen Parteienstreit nun eine unentschiedene Situation gibt“, sagte Ingenlath am Freitag im Interview mit der Autogazette und dem Magazin electrified. Die Industrie sei daran interessiert, dass es klare Rahmenbedingungen gibt.

E-Fuels nichts für Massenmarkt

Der FPD warf der Manager ein unprofessionelles Verhalten vor, da sie kurz vor der anstehenden Abstimmung die Notbremse zieht, nachdem das Verbrenner-Aus monatelang im Raum stand. Die FDP knüpft ihre Zustimmung zum Verbrenner-Aus daran, dass auch nach 2035 synthetische Kraftstoffe – so genannte E-Fuels – in Verbrennungsmotoren eingesetzt werden können.

Das geplante Verbrenner-Aus 2035 sieht Ingenlath als Chance für die deutsche und die europäische Autoindustrie. „Wenn wir uns nicht mit voller Energie und der Investitionspower, die wir haben, da reinhängen, werden wir die Zeichen der Zeit verpassen“.  Ingenlath warnte davor, dass sonst andere die Chance ergreifen, sich Wettbewerbsvorteile zu schaffen. Damit meine er nicht nur Hersteller aus China, sondern auch den USA wie Tesla, aber auch GM oder Ford. „Der Innovationsdrang ist in Asien-Pazifik und in den USA stärker als in Europa.“

Verbrenner-Aus 2035 keine Herausforderung

Die Diskussion um E-Fuels würde nach Auffassung von Ingenlath in die vollkommen falsche Richtung laufen. Synthetische Kraftstoffe seien nichts für den Massenmarkt, so Ingenlath. „Es weiß jeder, dass man E-Fuels in dieser großen Menge nicht nachhaltig herstellen kann.“ Sie in Nischen einzusetzen, sei vorstellbar, „sie aber ins Spiel zu bringen, um damit das Verbrenner-Aus zu kippen, sei nicht nachvollziehbar“. E-Fuels stellen aus Sicht von Ingenlath „keine Alternative zur Elektrifizierung des großen Pulks von Autos“ dar.

Ein Verbrenner-Aus 2035 würde die Autobranche mit Blick auf die Transformation aus Sicht von Ingenlath auch nicht vor große Herausforderungen stellen, das sei keine „große Challenge“. Angesichts des Klimawandels hätte es vielmehr einen früheren Abschied vom Verbrenner geben müssen. Dass das Verbrenner-Aus nun gerade aus Deutschland torpediert werde, sei vor dem Hintergrund, dass das Land sich ambitionierte Klimaziele gesetzt habe, „eine Inkonsequenz, die im Ausland nur schwer nachvollziehbar ist“. Ingenlath zeigte sich trotz der nun verschobenen Abstimmung überzeugt davon, dass sich bis 2035 der gesamte Markt Richtung E-Mobilität gewendet haben wird, „wohl schon eher. Den Zug Richtung E-Mobilität wird keiner mehr aufhalten“.

Über den Autor

Frank Mertens

Nach dem Sport- und Publizistikstudium hat er sein Handwerk in einer Nachrichtenagentur (ddp/ADN) gelernt. Danach war er jahrelang Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele (Sydney, Salt Lake City, Athen) als Berichterstatter begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das bloße Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche. Neben der Autogazette verantwortet er auch den redaktionellen Teil des Magazins electrified.

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