Nicht wenige Fans stellen sich die Frage: Kommt der Opel Manta GSe ElektroMod? Doch noch gibt es dazu keine Entscheidung.
Einsame Leere in der riesigen Halle im ersten Stock einer verlassenen Autofabrik in Rüsselsheim. Die Szenerie, in der früher Opel-Modelle im Minutentakt vom Band liefen, mutet heute eher an wie der Schauplatz des Showdowns einer Netflix-Serie der Gattung Action-Thriller. Wenn da nicht ganz friedlich mittendrin ein knapp 4,35 Meter langes und 1,36 Meter flaches Auto parken würde. Für deutsche Westbürger mittleres Alters ist das quietschgelbe Coupé sofort als Opel Manta zu identifizieren. Ostdeutsche Landsleute haben es da schwerer, schließlich wurde das Kult-Auto ein Jahr vor dem Mauerfall eingestellt.
Jetzt wurde der Kino-Star („Manta, Manta“) gleichsam exhumiert und zu neuem Leben erweckt werden. Ein elektrifizierter Manta, Nostalgie trifft abgasfreie Gegenwart. Ein neues Mitglied der aktuellen Opel-Familie oder doch nur ein Marketing-Gag? „Weder noch“, sagt Quentin Huber, der für die Opel-Markenstrategie verantwortlich ist. „Das Projekt „Manta GSe ElektroMOD“ ist eher eine neue Geschäftsidee. Es geht darum, dem Original seine ursprüngliche Faszination zu erhalten und zugleich Top-Innovationen wie neueste LED-Technik, ein volldigitales Cockpit und eben den batterie-elektrischen Antrieb zu nutzen“.
Karosserie blieb nahezu unberührt
Ein näherer Blick auf den nagelneuen Oldtimer offenbart den Spagat. Die Original-Karosserie blieb nahezu unangetastet. 1973 kaufte die damals 50jährige Hertha M. aus Wiesbaden eben jenen Manta A und fuhr ihn elf Jahre lang. Danach schenkte sie ihr gutes Stück der Klassikabteilung von Opel, wo es seitdem neben anderen seiner Art zwar nicht den Weg in ein Museum fand, aber aufbewahrt wurde. Wegen seines guten Zustandes wurde der Zweitürer dann von dem Projektteam für die Herzverpflanzung auserwählt, um sein neues Leben als RestoMOD zu starten.
Der Begriff steht für „Restaurieren“ und „Modifizieren“, durchaus ein angesagter Trend. Denn auch andere hatten schon diese Idee. Beispiele sind der elektrifizierte Jaguar E-Type, das Käfer-Cabrio mit E-Motor, bei dessen Produktion der Hersteller E-Classic ganz offiziell von Volkswagen unterstützt wurde. Umgebaut wurden schon der Trabbi, der Mini Moke oder auch die Citroen Ente. Meist von kleineren Unternehmen auf Wunsch des Oldtimer-Besitzers.
Ganz professionell könnte jetzt auch Opel das neue Geschäftsfeld eröffnen und zahllose „Opelaner“ beglücken. Potenzial ist reichlich vorhanden. Ende 2020 waren noch 1092 Mantas offiziell zugelassen, vom Kadett sind noch gut 20.000 Exemplare unterwegs. Ähnliche Zahlen erreichen auch der Ascona oder der Rekord bzw. Omega. Selbst betagte Dickschiffe wie Opel Kapitän, Admiral oder Diplomat bevölkern Oldtimer-Treffen. Der Bausatz, der den Manta zum Stromer macht, könnte also auch an anderen Opel-Modellen das H-Kennzeichen durch ein solches mit „E“ ersetzen.
Motor aus Konzernregal
Natürlich glänzt das Manta-Schaustück, das jetzt Premiere feiert, vor allem durch den E-Motor aus dem Triebwerksregal des neuen Stellantis-Konzern, zu dem auch Opel gehört. Hatte das Original von Hertha M. noch einen bescheidenen 1,6-Liter-Benziner mit80 PS unter der Haube, locken jetzt 147 PS. Damit übertrifft der Stromer sogar die Sportversion GT/E des Klassikers, die im Jahr 1975 überschaubare 105 PS an die Hinterräder schickte. Für die Ahnen unerreicht sind auch die 255 Newtonmeter an Durchzugskraft des neuen Oldies. Dessen Lithium-Ionen-Batterie mit einer Kapazität von 31 kW/h reicht für gut 200 Kilometer. Wie der moderne Mokka-e, dem jüngst präsentierten Elektro-SUV, kann der Manta natürlich auch beim Bremsen Energie zurückgewinnen, ist also auf Höhe der Zeit.
Im Herzimplantation ist aber nur ein Teil der Feinarbeit des Designteams um Pierre-Olivier Garcia. „Uns ging es auch um die Mischung aus Zeitgeist von damals und heute“, sagt der Chef-Gestalter von Opel und bittet zum Rundgang. Blickte das Original aus Doppelscheinwerfern in die Siebziger, trägt der ElektroMOD ganz zeitgemäß das Gesicht des elektrischen Opel Mokka, das LED-Tagfahrlicht, Scheinwerfer und das Opel-Logo zu einem Element vereint. Kleiner Gag: Auf schwarzem Hintergrund können in weißer Digitalschrift Nachrichten oder Grüße an die Außenwelt übermittelt werden, wenn´s denn der TÜV erlaubt. Pechschwarz übrigens ist auch die Motorhaube.
Kreisrunde Heckleuchten
Echter Nostalgie-Look sind die wie beim Klassiker kreisrunden Heckleuchten. Wer genau hinschaut, entdeckt seitlich vor dem Türspalt das charakteristische Manta-Logo, das die Silhouette des flachen Meeresbewohners nachzeichnet und gleichzeitig als QR-Code dient. Der enthält einen Link, mit dem Passanten eines parkenden Manta alle Infos abrufen können. Bis auf die Handynummer der Fahrerin natürlich. Beim Upcycling, wie das „aus Alt mach neu“ genannt wird, sparten die Designer das heute dann doch zu antiquiert wirkende Cockpit aus. Es wurde durch eine Kombination aus zwei Widescreen-Displays ersetzt (12 bzw. 10 Zoll), die neben den Standardanzeigen auch Ladezustand der Batterie und Reichweite verraten.
Bleibt der Elektro-Manta nun ein Einzelstück oder könnte zumindest ein Umbausatz ab Werk eine Chance auf Verwirklichung haben? Opel-Chef Michael Lohscheller freut sich zwar über die vielen positiven Reaktionen nach Veröffentlichung von ersten Bildern der elektrischen Wiedergeburt der Ikone, will sich aber über deren Zukunft nicht festlegen. Da müssen wohl erst die hauseigenen Euro-Fuchser der Mutterfirma PSA in Paris in Klausur gehen. Opel nennt keine möglichen Preise für die Elektrifizierung von gut erhaltenen Oldtimern wie den Manta. Je nach Detailverliebheit des Kunden dürfte aber ein mindestens mittlerer fünfstelliger Betrag auf der Rechnung stehen. (SP-X)
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