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KGM Musso EV: Pick-up unter Strom

KGM bietet mit dem Musso EV nun auch einen elektrischen Pick-up an. Foto: KGM

KGM bringt mit dem Musso EV einen elektrischen Pick-up. Was das Modell zu bieten hat, zeigt unser Test.

Pick-ups sind Arbeitsgeräte, die ordentlich schleppen und ordentlich was wegstecken können. Sie tauchen im Forst auf und auf Baustellen, sie sind auch jederzeit für Freizeitaktivitäten mit schwerem Gerät zu haben. Und: Sie haben üblicherweise einen Dieselmotor unter der Haube. Letzteres muss nicht mehr sein, so bietet etwa Maxus aus China gleich zwei Offroader mit Pritsche und großem Akku an.


KGM wollte da nicht nachstehen, und verpasste dem 5,16 Meter langen Musso eine Komplett-Elektrifizierung. Die entsprechenden Zutaten kennt man schon aus dem Torres EVX, auf dessen speziell entwickelter Fahrzeugarchitektur er auch basiert. Im Torres machen sie einen recht guten Job. Und so waren auch die ersten Erfahrungen mit dem ab 42.000 Euro erhältlichen Musso EV auf Autobahnen, Straßen und Sträßchen und innerorts im Rhein-Main-Gebiet durchaus von Wohlwollen geprägt: Das um die 2,2 Tonnen schwere Gefährt, das mit Frontantrieb und einem Motor antrat und das außerdem auch als 4WD mit noch einer Strommaschine am Heck zu haben ist, macht Laune. Es vermittelt ein leicht abgehobenes Gefühl von Freizeit und Abenteuer.

Musso mit geringer Zuglast

Auf die Ladefläche passt eine Europalette, die maximale Nutzlast liegt bei einer halben Tonne. Eine integrierte Trittstufe und eine eigene Beleuchtung erleichtern die Beladung. Als Zugmaschine ist der Musso EV nicht ganz vorne mit dabei. Mehr als 750 Kilo ungebremst und 1,8 Tonnen gebremst sind beim Stromer-Pick-up nicht drin. Dass man in einem Nutzfahrzeug unterwegs ist, merkt man eigentlich erst auf schlechten Straßen, dann macht sich das etwas unharmonische Fahrwerk bemerkbar. Die Lenkung arbeitet zudem ein wenig indifferent.

Die technischen Details sind schnell aufgezählt: Der Fronttriebler leistet 152 kW/207 PS und liefert ein maximales Drehmoment von 339 Nm. Damit sprintet er in ordentlichen 9,2 Sekunden auf die 100er-Marke und beschleunigt bis 162 km/h. Das Temperament ist überschaubar, schließlich gibt es schon ohne Ladung auf der Pritsche einiges zu schleppen. Aber die gebotene Dynamik ist für ein Fahrzeug dieses Typs absolut ausreichend. Beim Allradler geht das alles etwas flotter vonstatten, denn ihm wird nochmal das identische Kraftpaket an die Hinterachse montiert. Das sorgt für mehr Spaß und für einen Sprintwert von 8,0 Sekunden und 177 km/h Spitze.

Reichweite von 420 Kilometer

Ökonomisch gesehen ist die 2WD-Version erkennbar im Vorteil. Deren WLTP-Normverbrauch von 23,0 kWh/100 Kilometer und einer Reichweite von 420 Kilometern stehen beim 4WD 26,0 kWh und 379 Kilometer gegenüber. Der Strom stammt jeweils aus einem knapp über 80 kWh fassenden Lithium-Eisen-Sulfat-Akku. Auf den gibt KGM eine Garantie von bis zu zehn Jahren oder eine Million Kilometer – das ist üppig. Nicht gerade üppig ist dagegen die Ladeleistung von 120 kW, die nach Erfahrungen mit dem Torres EVX überdies nur recht kurzzeitig verfügbar ist. Der Hersteller verspricht jedenfalls die Füllung von zehn auf 80 Prozent in 36 Minuten – vermutlich unter Idealbedingungen. An der Wallbox kann der Kraftspender dreiphasig mit 11 kW gefüllt werden. Das dauert dann von null bis 100 Prozent etwa 10,3 Stunden.

Nicht nur die Karosseriebasis stammt vom Torres EVX, auch das Interieur weist sehr starke Familienähnlichkeiten auf. Platz ist im Musso EV jedenfalls genug, auch in der zweiten Reihe – wobei der Mittelplatz wie bei so vielen aktuellen Autos eher einen Hauch von Notsitzcharakter hat. Für Füße und Kopf ist viel Freiraum verfügbar, und die verwendeten Materialien und ihre Verarbeitung entsprechen eher SUV- als Pick-up-Niveau. Das Cockpit wird von einer 12,3-Zoll-Instrumentenanzeige und einem zentralem 12,3-Zoll-Touchscreeen mit drahtgebundener Smartphone-Einbindung via Apple CarPlay und Android Auto dominiert – auch das kennt man aus dem Torres.

Aufpreis für Wärmepumpe

Der KGM Musso EV bietet eine Reichweite von über 400 Kilometer. Foto: KGM

Ebenso das relativ leicht erlernbare Bedienkonzept, die Phalanx der Assistenten, die bei Zuwiderhandlung aufdringlich bimmeln oder klingeln. Eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik ist ebenso an Bord wie ein achtfach elektrisch verstellbarer Fahrersitz, Sitzheizung und -belüftung. An Komfort mangelt es jedenfalls nicht. KGM bietet den EV-Pick-up in sechs verschiedenen Lackierungen und in den zwei Ausstattungsvarianten Core und Lux an. Der Basis-2WD ist ab günstigen 41.990 Euro zu haben, als Lux kostet er ab 48.990 Euro. Die zweite E-Maschine kostet 4.000 Euro extra. Die dringend zu empfehlende Wärmepumpe wird beim Core mit 1.300 Euro berechnet, im Lux ist sie serienmäßig installiert.

Der Musso EV vermittelt beim ersten Kennenlernen das Gefühl, einen zuverlässigen, soliden Kumpel für alle Lebenslagen kennengelernt zu haben. Ein Hardcore-Arbeitsgerät ist er nicht und will er auch gar nicht sein. Seine Preise sind knapp kalkuliert. Und ja: Irgendwie schaut er auch so richtig cool aus. (SP-X)

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SP-X

SpotPress - abgekürzt SP-X - ist eine auf Nachrichten aus der Autoindustrie spezialisierte Agentur.

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