Der Brennstoffzelle gehört der Zukunft, sagen viele. Doch noch ist der Preis der Technologie sehr hoch, aber sie überzeugt, wie ein Test mit dem Hyundai Nexo zeigt.
Natürlich ist das Tankstellennetz noch ausbaufähig. Derzeit gibt es bundesweit nur 84 Wasserstoff-Tankstellen. Doch deren Zahl soll bis Ende des Jahres bereits auf 100 gestiegen sein. Und wer weiß, vielleicht verhilft die gerade von der Bundesregierung verabschiedete Nationale
Wasserstoffstrategie (NWS) der Technologie zu einem weiteren Push. Auf dem Weg zur Energiewende und Klimaschutz misst die Politik dem „grünen“ Wasserstoff dabei als Alternative zu fossilen Energieträgern eine Schlüsselrolle zu. Gerade in der Industrie und dem Verkehr soll damit erreicht werden, die CO2-Emissionen zu verringern.
Der Wasserstoffantrieb hat gerade auf der Langstrecke gegenüber dem rein batterieelektrischem Antrieb deutliche Vorteile. Statt die Batterie wie bei einem Elektroauto stundenlang aufzuladen, braucht man für den Tankvorgang bei einem Brennstoffzellenfahrzeug nur drei bis vier Minuten.
Toyota und Hyundai haben Vorreiterrolle
Doch bislang konzentriert sich die Industrie vor allem auf den ÖPNV (Busse und Züge) und Lkws. Der Pkw-Bereich spielt nur eine nachgeordnete Rolle – mit wenigen Ausnahmen wie beispielsweise Toyota mit dem Mirai oder dem von uns gefahrenen Hyundai Nexo, mit dem wir den Weg von Berlin nach Hameln angetreten sind. Eine Strecke von rund 360 Kilometer.
Da die Reichweite des Nexo bei 666 Kilometer (WLTP) liegt, kann man diese Strecke Berlin-Hameln-Berlin fast mit einer Tankfüllung schaffen. So fassen die drei Wasserstofftanks 6,33 Kilogramm Wasserstoff – theoretisch. Denn je nach Druck an der Tankstelle konnten die Tanks – von denen zwei übrigens vor der Hinterachse, eine dahinter angebracht sind – einmal nur mit 93 Prozent, das andere Mal nur zu 91 Prozent befüllt werden. Doch schlimm ist das nicht: die Reichweite lag immer noch bei deutlich über 500 Kilometer. Die Angst vor fehlender Reichweite – die der E-Mobilität nach wie vor entgegengebracht wird – braucht man in einem Nexo nicht zu haben. Das Brennstoffzellen-SUV der Koreaner überzeugt und mit seinem prägnanten Design fällt man auf. Bei den Tankstopps und der Fahrt durch die Rattenfängerstadt im Weserbergland drehten sich immer wieder Passanten nach diesem Auto um. Ein nettes Gimmick sind die beim Öffnen des Fahrzeuges herausfahrende Türgriffe.
Nexo mit 163 PS Leistung
Doch Aussehen ist das eine, das Fahren das andere. Doch auch hier hinterlässt der seit 2018 auf dem Markt befindliche Nexo einen guten Eindruck. Der Antrieb ist – wie man es von E-Autos kennt – nahezu geräuschlos. Dank einer guten Dämmung nimmt man selbst Abrollgeräusche im Innenraum kaum wahr.
Unterwegs ist der Nexo mit einem 163 PS starkem Elektromotor, der es auf ein maximales Drehmoment von 395 Nm bringt. Das reicht, um ausreichend motorisiert von A nach B zu kommen. So vergehen von 0 auf Tempo 100 9,2 Sekunden und die Höchstgeschwindigkeit ist bei 177 Kilometer erreicht. Diese Werte zeigen, dass der Nexo nicht für die besonders sportlichen Fahrerinnen und Fahrer konzipiert wurde.
Verbrauch von 1,2 Kilogramm
Seine Stärken liegen vielmehr im Komfort – und in dem Wissen, dass man mit ihm emissionsfrei und ohne größere Sorgen auch längere Strecken hinter sich bringen kann. So lag der Normverbrauch während unserer Testfahrten zwar nicht bei den angegebenen 0,84 Kilogramm auf 100 Kilometer, sondern bei 1,2 Kilogramm. Doch wo möglich waren wir auch häufig schneller unterwegs als 130 km/h. Dafür geht dieser Wert vollauf in Ordnung.
Das Fazit nach den über 700 gefahrenen Kilometer jedenfalls fällt positiv aus. Die Technologie ist ausgereift – und nimmt den Zweiflern an E-Autos die Reichweitenangst. Doch der Preis des Nexo ist auch eine Ansage: er liegt nach der Mehrwertsteuersenkung bei knapp über 77..000 Euro. Doch gehört dem Wasserstoffantrieb die Zukunft? Im Schwerlastverkehr ohne Frage – hier ist er alternativlos. Für den Pkw-Bereich dürfte er zumindest mittelfristig das reine E-Auto nicht verdrängen können. So kostet der Hyundai Kona Elektro mit einer Reichweite von 484 Kilometer derzeit rund 40.800 Euro – vor Abzug aller Förderungen.
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