Elektro

eSprinter: Mercedes baut um auf Heckantrieb

Optisch hat sich der eSprinter nicht verändert, technisch hingegen stark. Foto: Mercedes-Benz

Für das Facelift des eSprinter hat Mercedes den Elektro-Antrieb nach achtern verlegt. Mehr Reichweite gibt’s jetzt auch.

Der Mercedes eSprinter geht mit komplett neuem Konzept in die zweite Runde. Dabei wandert der Antrieb von vorne nach hinten, wo eine aufwendigere Starrachse nach dem De-Dion-Prinzip samt GfK-Blattfedern für weniger Gewicht und mehr Fahrstabilität sorgen soll.  Im vorderen Teil, der mit allen Fahrzeugvarianten kombinierbar ist, sitzen sämtliche Hochvolt-Komponenten. Das Mittelmodul beherbergt im Unterboden die Batterie, im Heckmodul sitzt der Elektromotor. Das Angebot umfasst zwei Karosserieformen und -längen, zwei Leistungsstufen, sowie drei Batteriegrößen. Premiere feiert ab Sommer auch eine Version mit offener Pritsche.


Das maximale Ladevolumen des langen Hochdach-Kastenwagens beträgt 14 Kubikmeter, bei einem zulässigen Gesamtgewicht von bis zu 4,25 Tonnen zu fahren mit einem ganz normalen Pkw-Führerschein. Eine neue EU-Richtlinie, die das Mehrgewicht der elektrischen Transporter berücksichtigt, macht es möglich. Interessant nicht nur für Kommunen ist zudem die maximale Anhängelast von bis zu zwei Tonnen.

Batteriegrößen zwischen 56,8 und 113 kW

Bei der zweiten Generation wandert der Antrieb nach hinten. Foto: Mercedes-Benz

An der Hinterachse des eSprinter sitzt ein neuer, gemeinsam mit ZF entwickelter Permanentmagnet-Synchronmotor, erhältlich mit 100 kW (136 PS) oder 150 kW (200 PS) und mit bis zu 400 Newtonmeter Drehmoment. Die Batteriegrößen variieren zwischen 56,8 und 113 kWh. Bei den Batteriezellen haben sich die Schwaben für eine Lithium-Eisenphosphat-Variante entschieden, die ohne die umweltschädlichen und gesundheitsgefährdenden Metalle Kobalt und Nickel auskommt. Dank On-Board-Lader lassen sich die Akkus an Gleichstrom-Stationen mit bis 115 kW aufladen. Die kleinste Version braucht etwa 28 Minuten, um sich von 10 auf 80 Prozent zu regenerieren, die größte rund 42 Minuten.

Nach WLTP-Messung ist dann eine maximale Reichweite von 440 Kilometern möglich, wer sich meistens im urbanen Bereich aufhält, kann auch über 500 Kilometer mit einer Ladung schaffen, heißt es bei Mercedes. Große Reichweite und schnelles Nachladen seien essenziell, um mit elektrischen Antrieben überhaupt im hart umkämpften Gewerbe Fuß zu fassen. Versand-Riese Amazon soll übrigens zu den ersten Bestellern zählen.

Cockpit fast wie in den Pkw-Modellen

Serienmäßig an Bord sind Multifunktionslenkrad und MBUX. Foto: Mercedes-Benz

Optisch hat sich der Sprinter nicht verändert. Weder außen noch innen, wo nach wie vor robuster Kunststoff dominiert. Serienmäßig an Bord ist immer das aktuelle, aus Mercedes-Pkws bekannte Multifunktionslenkrad, einige kluge Assistenten sowie die neueste Version des Multimedia-Systems MBUX mit 10,25 Zoll-großem Display. Eingebunden in das Mercedes Ökosystem für Elektromobile ermöglicht es den Fahrer über das Navigationssystem Routen zu planen, Ladeeinstellungen zu optimieren oder die beste Ladestrategie zu berechnen. Drei Fahrprogramme sowie vier Rekuperationsstufen sollen helfen, so viele elektrische Kilometer wie möglich aus den Akkus zu quetschen.

Das elektrische Sprinter-Erlebnis an sich ist keine große Überraschung. Und das ist die gute Nachricht. Der große E-Wagen mit langem Radstand fährt unspektakulär, auffällig leise, ausreichend komfortabel und erstaunlich handlich. So, wie es einem 7,02 Meter langen Blechkasten, der als Held der Arbeit geboren wurde, eben möglich ist. Dank präziser Lenkung und tiefem Schwerpunkt bringen kurvenreiche Landstraßen eher Spaß als Frust. Das elektrische Ensemble zeigt sich dabei bestens aufeinander abgestimmt.

Die Preisliste des elektrischen Flaggschiffs beginnt mit der 56 kWh Batterie bei 71.388 Euro (netto 59.990 Euro), mit großem Akku geht es bei etwa 104.000 Euro los, Nettopreis rund 88.000 Euro. Die Leasingrate für die Einstiegsversion liegt bei 690 Euro (48 Monate, 80.000 Kilometer). Eine Option, die laut Mercedes etwa 80 Prozent der Gewerbekunden wählen. Zudem fährt immer ein umfangreiches Servicepaket mit. Die ersten vier Wartungen bis 160.000 Kilometer sind bereits im Fahrzeugpreis enthalten. (SP-X)

Über den Autor

Wolfgang Plank

Wolfgang Plank ist freier Journalist und hat ein Faible für Autos, Politik und Motorsport. Tauscht deshalb den Platz am Schreibtisch gerne mal mit dem Schalensitz des Rallye-Copiloten.

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