Elektro

Citroën ë-C4 X: Elektrisch und sonst nix

Citroën erweitert das Angebot in der Kompaktklasse um den ë-C4 X. Foto: Citroen

An Mut fehlt es bei Citroën offenbar nicht: Ein klassischer Viertürer soll im deutschen Kompaktsegment stromern. Dort fährt man eigentlich viel lieber Fließheck.

Die französische Marke Citroën, deren rund 100 Jahre altes Logo auf die Detailansicht eines Zahnrades zurückgeht, hat ihre Anhänger schon mit manchem gewagten Designvorschlag verblüfft. Dieser Tradition scheint auch das neue Modell ë-C4 X verpflichtet, das in diesem Frühjahr auf den deutschen Markt kommt. Der unbedarfte Betrachter wird darin wohl eine gewöhnliche Limousine erkennen, die Marketing-Prosa des Herstellers macht daraus jedoch ein „Crossover-Design, das die elegante Silhouette eines Fließhecks mit der modernen Dynamik eines SUV und der Geräumigkeit eines Viertürers verbindet“.


Darauf muss man erstmal kommen. In der Dachlinie ein wenig Coupé, rund um die Räder ein bisschen SUV-Beplankung, dazu eine Bodenfreiheit von 156 Millimetern – das ist Citroëns neue Limousinen-Interpretation. Gut möglich, dass es auf die Akzeptanz dieser Mélange hierzulande gar nicht so sehr ankommt. Citroën will den außereuropäischen Absatz auf rund ein Drittel des Gesamtvolumens steigern und je weiter man auf dem Globus nach Süden kommt, desto lieber entscheiden sich die Kunden dort für einen Viertürer. Bereits in Spanien und der Türkei ist das zu beobachten, aber auch in Nordafrika und Südamerika. Eine weitere Vertriebsentscheidung folgt staatlicher Förderlogik: In 14 Märkten Europas, darunter die skandinavischen Staaten, Benelux, Niederlande und Deutschland, kommt ausschließlich die rein-elektrische Variante des C4 X zum Einsatz.

Reichlich Platz unterm Deckel

Das Infotainment der Citroen e-C4 verfügt über einen großen Touchscreen. Foto: Citroen

Seine Wettbewerber findet der neue Citroën im sogenannten C-Segment, in Deutschland heißt das Golf-Klasse. Mit 4,60 Metern Länge ist der C4 X nicht nur 30 Zentimeter länger als der namensgebende Klassenprimus, sondern bietet im ausladenden hinteren Überhang der Karosserie auch ungewöhnliche Kapazität. 510 Liter Kofferraum-Volumen sind ein Wert, wie er bei den Business-Limousinen der oberen Mittelklasse üblich ist. Golf, Focus, Astra und die Besitzer der Hatchback-Konkurrenz anderer Importeure müssen sich meist mit deutlich weniger als 400 Litern begnügen. Durch umlegbare Rücksitzlehnen sind im Citroën maximal 1360 Liter Gepäckraum möglich.

Ob dieser voluminöse Vorteil ausreicht, das Fahrzeug attraktiv für Familien und berufstätige Singles zu machen, muss sich noch erweisen. Ein weiterer Pluspunkt könnte die Reichweite des Stromers sein, der aus einer 50 kWh-Batterie bis zu 479 km Aktionsradius holen soll. Zumindest dann, wenn im überwiegenden Stadtbetrieb häufig rekuperiert und so der Akku geschont wird. Auf einer längeren Testrunde bei etwa zehn Grad Außentemperatur und ohne besondere Herausforderungen in städtischem und Überlandverkehr errechnete der Bordcomputer einen Durchschnittsverbrauch von 17,8 kWh je 100 Kilometer – ein durchaus vorzeigbarer Wert für einen rund 1700 Kilo schweren Pkw.

Das richtige Kabel finden

Ist der Stromvorrat einmal erschöpft, verspricht Citroën ein Nachladen auf 80 Prozent binnen einer halben Stunde. Freilich ist es dem Kunden überlassen, ob er die dafür notwendigen Voraussetzungen schafft. Im Standard-Lieferumfang für den Basispreis von 37.450 Euro ist ein Mode 3-Ladekabel enthalten. In der Zubehörliste finden sich zudem verschiedene Kabel-Optionen zu Preisen zwischen 279 und 539 Euro. Maximal kann der Wagen, so ist es den technischen Daten zu entnehmen, 100 kW Ladeleistung verarbeiten. Unter optimalen Umständen gelte ein Zugewinn von 100 km Reichweite je zehn Minuten Ladezeit.

Abgasfrei und vorbildlich leise – so soll der ë-C4 X zum Sympathieträger werden. Umweltpunkte sammelt er laut Hersteller auch durch ressourcenschonende Produktionsweise: Rund 135 Kilogramm Recycling-Material, hauptsächlich Metalle und Kunststoffe, seien in jeden Fahrzeug verbaut, heißt es. Und auch eine Wärmepumpe, die bekanntlich den Stromverbrauch zu reduzieren und Reichweite zu gewinnen hilft, wenn die Außentemperaturen im Winter gesunken sind.

Antrieb aus dem Konzernregal

Der Citroen e-C4 X mit seinem imposanten Heck. Foto: Citroen

Die Antriebstechnik des ë-C4 X kommt ohne Überraschungen aus. Es ist das 100 kW (136 PS) starke E-Modul mit fester Getriebeübersetzung und Frontantrieb, wie es nicht nur in der Schwestermarke Peugeot, sondern auch in Opel-Modellen wie Mokka oder Corsa zum Einsatz kommt. Maximal 260 Newtonmeter Drehmoment bringt diese Einheit auf die Straße, die Höchstgeschwindigkeit ist aus Gründen der Batterieschonung auf 150 km/h begrenzt. Wer Freude an kräftigen Spurts hat, kann die 100-km/h-Marke in weniger als zehn Sekunden knacken.

Das Temperament ist also da, auch die Lenkung setzt Richtungsbefehle präzise um, wenngleich sie sich dabei etwas synthetisch anfühlt. Komfort-orientierte Fahrwerks-Auslegungen gehören bei Citroën zum Markenkern, weshalb der verwendeten „Advanced-Comfort“-Federung besondere Sorgfalt gewidmet wurde. Sie kompensiert auf wohltuende Weise Straßen-Unebenheiten und sorgt für ein entspanntes Fahrgefühl. Ob es allerdings, wie zur Präsentation behauptet, einen „fliegender-Teppich-Effekt“ zu erzeugen in der Lage ist, bleibt individuellen Urteilen unterworfen. Immerhin war es die Edelmarke Rolls-Royce, die diese Eigenschaft als erstes für sich in Anspruch nahm.

Ab der Basisausstattung bietet der ë-C4 X 18-Zoll-Leichtmetallfelgen, 10-Zoll-Touchscreen, Aktiver Spurhalte-Assistent, Audio-System mit digitalen Radioempfang, Aufmerksamkeitsassistent, elektrisch einstell- und beheizbare Außenspiegel, Berganfahrassistent, Einparkhilfe hinten, Regensensor und Verkehrszeichenerkennung. In der 41.340 Euren teuren Top-Version umfasst das Ausstattungs-Angebot unter anderem noch Navigationssystem, Head-Up-Display (mit Zusatzscheibe), Rückfahrkamera und Massagesitze.

Über den Autor

Axel F. Busse

Axel F. Busse ist gelernter Redakteur, sein kommunikations-wissenschaftliches Studium absolvierte er an der FU Berlin. Nach Tätigkeiten bei Tageszeitungen, wo er sich mit Auto- und Verkehrsthemen beschäftigte, arbeitet er seit 2003 als freier Autor ausschließlich in diesem Bereich. Außer für electrified und die Autogazette schreibt er für verschiedene Online- und Printmedien.

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