Elektro

Citroën ë-Berlingo: Bonjour Batterie

Der Citroen e-Berlingo sieht robust aus. Foto: Citroen

Stellantis setzt den Hochdach-Kombi unter Strom. Geblieben sind beim Citroen Berlingo die Variabilität und das komfortable Fahrwerk.

Er ist der Malocher bei Stellantis. Freund all derer, die ordentlich was zu packen haben – und denen ein Kombi zu knapp ist und ein Kleinbus zu kolossal. Seit 1996 schon firmiert er unter dem Namen Berlingo – in mittlerweile dritter Generation und mit mehr als zwei Millionen verkauften Exemplaren. Nun gibt es den Hochraum-Nützling als ë-Berlingo auch in einer rein elektrischen Variante. Und: Die Stecker-Version gibt sogar den Familien-Kraftprotz.


Tief im Boden verbirgt sich ein Akku mit 50 kWh, der für 285 Kilometer (WLTP) reicht. Und wenn man dem Reiz der Beschleunigung nicht allzu oft erliegt, innerstädtisch kurvt und an Heizung wie Klimatisierung spart, reichen seine 50 kWh im Alltag ziemlich nahe an den Laborwert heran. Radius ist zuvörderst eine Frage des Gleichmuts. Klar macht der ë-Berlingo auch Tempo 135, aber Dynamik kostet eben Distanz – alte Batterie-Fahrer-Weisheit. Um die 200 Kilometer indes sind auch ohne allzu viel Schleichfahrt möglich.

82 PS im Eco-Modus

Der Citroen e-Berlingo bietet ein schlicht gestaltetes Cockpit. Foto: Citroen

Wer’s nicht so sehr im Fuß hat, kann die Dinge auch in die Hand nehmen: Bei Schalter auf „Eco“ gibt die Elektronik maue 82 PS frei, bei „Normal“ ordentliche 109 und in Stellung „Sport“ die volle Ladung von 135. Beim Ampelstart ist man da trotz 1,9 Tonnen ordentlich dabei – und 11,7 Sekunden bis Tempo 100 schaffen auch vergleichbare Verbrenner nicht rudelweise. Nachhaltiger ist selbstverständlich das Gegenteil: Fuß vom Pedal und per Rekuperation Strom gewinnen. Der Grad lässt sich in zwei Stufen wählen, wobei „B“ ordentlich Vortrieb nimmt, aber noch ohne Bremslicht auskommt. Doch selbst mit defensivster Fahrweise geht dem ë-Berlingo irgendwann der Saft aus. Immerhin: 30 Minuten am Gleichstrom-Lader drücken 80 Prozent Kapazität in die Batterie, an einer Wallbox zapft man gute fünf Stunden, an der heimischen Steckdose dreimal so lange. Ein dreiphasiger On-Board-Charger mit 11 kW ist serienmäßig.

An Mut in Sachen Design hat es im Zeichen des Doppelwinkels selten gemangelt. Und ab und an war der Grat zwischen Genialität und Geschmacksdehnung ein schmaler. Der ë-Berlingo indes bietet trotz jeder Menge Funktionalität schick umbauten Raum ohne überflüssige Extravaganz. Im Interieur dominieren zwar diverse Arten von Hartplastik – bei kleckernden Kindern indes hat das auch seine Vorteile. Davon mal abgesehen geht es überaus kommod zu. Man thront wie Gott in Frankreich vor schön aufgeräumter Armaturentafel, kann sich auf Wunsch Rücken und Hände wärmen und via Head-up-Display leiten lassen. Vorbei die Zeiten, in denen Optik auch mal vor Funktion ging. Eine Zeiger-Variante für den Tacho indes hätten sie durchaus ins digitale Cockpit programmieren dürfen.

Es ist halt ein Transporter

Überall ist zu spüren, dass da eben nicht wie bei früheren Baureihen ein Transporter steht, in dem man auch sitzen kann – sondern ein Pkw, der höchst komfortabel Last und Leute aufnimmt. Vor allem aber haben sie bei Citroën Familien im Blick. Und weil da die Ansprüche unterschiedlicher kaum sein können, ist das Platz-Konzert entsprechend vielstimmig.

Je nach Bedarf kommt der ë-Berlingo mit 4,40 oder 4,75 Meter Länge. Drei Isofix-Sitze fasst die Rückbank, ein vierter kann vorne montiert werden, und auf Wunsch finden auch in der Kurzversion sieben Personen Platz – wobei ganz hinten Kinder klar im Vorteil sind. Pfiffige Details: Entscheidet man sich für den flachlegbaren Beifahrersitz, lässt sich am Rand Sperriges bis 2,70 Meter (Langversion: 3,05 Meter) verstauen. Und das Glas der Heckklappe kann man extra öffnen. Hinter der üblichen Bestuhlung packt Citroëns Raum-Gleiter 775 Liter weg (lang: 1050), umgeklappt sind’s 2,1 Kubikmeter (lang: 2,7). Und: Es gibt mehr als zwei Dutzend Möglichkeiten zum Verstauen. Die einfallsreichste: eine mittig unter dem Dach längs laufende Ablage. Trotzdem – oder gerade deshalb – sollte man sich gut merken, was man wo deponiert hat. Schon im Basis-Modell hält der ë-Berlingo die Spur, erkennt Fußgänger und bremst bei Gefahr. Darüber hinaus ist allerlei Annehmliches im Angebot wie etwa Rückfahrkamera, Abstandstempomat, Parkassistent sowie seitliche Sensoren, die warnen, bevor man sich hässliche Dellen in die Flanke fährt.

Komfortables Fahrwerk

Der Citroen e-Berlingo kannin zwei Längen bestellt werden. Foto: Citroen

Ganz traditionell bleibt Citroën beim komfortablen Fahrwerk. Was kein Schaden ist, weil es straffe Konkurrenten – auch unter dem Stellantis-Dach – zuhauf gibt. Aber auch wenn ein Hochraum-Kombi ausdrücklich nicht für die heiße Hatz zwischendurch gedacht ist – die Lenkung dürfte ruhig stärker das Gefühl vermitteln, dass Volant und Vorderräder miteinander zu tun haben. Und zu heftig sollte man das E-Mobil nicht in die Kurve treiben – knapp zwei Tonnen streben durchaus Richtung Tangente.

Die großen Schiebetüren öffnen sich bei 36.590 Euro. Abzüglich Förderung bleiben unterm Strich allerdings nur 27.020 Euro. Die XL-Version – aktuell nur in der zweithöchsten Ausstattung „Feel Pack“ erhältlich – kostet 1200 Euro mehr. So oder so ist das kaum teurer als ein vergleichbar ausgestatteter Diesel. Wieder ein paar Argumente weniger für den Verbrenner…

Über den Autor

Wolfgang Plank

Wolfgang Plank ist freier Journalist und hat ein Faible für Autos, Politik und Motorsport. Tauscht deshalb den Platz am Schreibtisch gerne mal mit dem Schalensitz des Rallye-Copiloten.

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