Der Audi e-tron wird nun auch in einer Coupé-Variante angeboten. Das SUV-Coupé wartet mit einer besseren Aerodynamik und damit mehr Reichweite auf.
Der Trend zum SUV ist ungebrochen, und seit geraumer Zeit feuern ihn die Hersteller mit dynamischen Coupé-Hochbeinern zusätzlich an. Die locken jene Kunden in die Schauräume, denen die Hausfrauenpanzer eigentlich zu klobig sind. Ob die Taktik auch bei Elektro-Autos funktioniert?
Als erster Hersteller probiert das Audi aus und stellt dem Strom-SUV E-Tron in diesem Frühjahr den angeschrägten Sportback zur Seite. Der kostet mit mindestens 71.350 Euro genau 2250 Euro mehr als sein vor rund einem Jahr auf den Markt gebrachter Bruder.
Nur geringe Unterschiede
Die Unterschiede zwischen den beiden Modellen sind klein, haben aber eine große Wirkung: Von vorne bis zur B-Säule, von unten bis zur Gürtellinie fährt Audi zur Freude der Controller eine Gleichteile-Strategie, auch Länge (4,90 Meter) und Breite sind identisch. Nur hinten-oben bekommt der Sportback ein eigenständiges Blechkleid. Allein dadurch tritt das Schrägheck-Modell aber deutlich zierlicher, agiler und flotter auf. Doch obwohl die Dachlinie 13 Millimeter tiefer verläuft als beim Standard-E-Tron, können selbst Fast-Zwei-Meter-Hünen im Fond noch gut reisen. Hier spielt die konsequente Auslegung der Plattform auf den Elektroantrieb ihren Trumpf aus, die keinen Platz für Verbrenner, Getriebe oder Abgasanlage vorhalten muss.
Einziger Unterschied: Beim Einsteigen muss man sich etwas mehr ducken, um nicht mit dem Kopf anzustoßen – und die Sicht nach hinten ist vom Fahrerplatz aus ziemlich eingeschränkt. Abhilfe schafft hier wie bei fast allen neuen Autos die 360-Grad-Kamera.
Den Arbeitsplatz des Lenkers hat Audi unverändert vom normalen e-tron übernommen, auch im Sportback sitzt man in einem Hightech-Cockpit mit virtuellen Instrumenten und zwei großen Touch-Screens in der Mittelkonsole. Die Bedienung über die zahlreichen Untermenüs ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, flutscht aber nach kurzer Einarbeitungszeit. Und wenn man gar nicht mehr weiter weiß, kann man Amazons Sprachassistentin Alexa um Rat fragen. Geschmacksache: Auch für den Sportback gibt es die virtuellen Außenspiegel; Kameras an kleinen Ärmchen richten den Blick nach hinten und zeigen ihr Bild auf Displays in den Türen an.
Besserer cW-Wert
Einen Vorteil hat der Verzicht auf klassische Spiegel: Der Sportback wird windschlüpfiger. Zusammen mit dem aerodynamisch optimierten S-Line-Paket ergibt sich ein cW-Wert von 0,25, zwei Zehntel weniger als beim klassischen E-Tron. Das kommt der Reichweite zu Gute: Bis zu 446 Kilometer schafft das SUV-Coupé in seiner stärkeren Ausführung als 55er-Modell mit 95-kWh-Akku (ab 83.150 Euro und damit nicht Umweltprämien-berechtigt!); 37 Kilometer mehr als sein Bruder. Der etwas schwächere e-Tron 50 schafft 347 Kilometer. Neben dem geringeren Luftwiderstand profitiert das Coupé von weiteren Effizienz-Optimierungen, unter anderem am Fahrwerk und der Leistungselektronik, und einer größeren nutzbaren Batteriekapazität. Diesen Entwicklungs-Sprung macht auch bald der normale e-tron.
Die Motordaten sind bekannt, beide Modellvarianten setzen auf je einen Antrieb an Vorder- und Hinterachse und stellen so den Allradantrieb sicher. Der E-Tron Sportback 50 kommt auf 313 PS Peak-Leistung, das Top-Modell entwickelt 265 kW/360 PS. Allerdings kann der 55er für wenige Sekunden nochmal eine Schippe drauflegen, beim Boosten stehen 408 PS und die vollen 664 Newtonmeter bereit. Damit spurtet der fast zweieinhalb Tonnen schwere E-Tron keinesfalls ruppig, aber sehr behände in 5,7 Sekunden auf Tempo 100 und presst die Passagiere nachdrücklich in die straffen Sitze.
Strafferes Fahrwerk
Diese Leichtigkeit begeistert schon beim normalen e-tron, vor allem, weil dem Audi auch obenrum die Puste nicht so schnell ausgeht. Die Reichweite-fressende Vmax von 200 km/h erreicht er spielend. Beim Sportback allerdings sorgt ein straffer abgestimmter Unterbau zusätzlich auch für mehr Querdynamik, und in Verbindung mit der S-Line kommen ein spezielles Sportfahrwerk mit adaptiven Dämpfern und die superdirekte Progressiv-Lenkung serienmäßig zum Einsatz. Zwar können höhere Federraten die schwere Masse nicht gänzlich aufwiegen, doch lässt sich mit dem Ingolstädter flinker durch die Kurven wedeln als man meinen möchte.
Wer es richtig fliegen lässt, muss allerdings auch schnell an die Ladesäule. Auch hier gibt sich der e-tron vorbildlich: Am Gleichstrom-Lader tankt er mit bis zu 150 kW Energie und saugt vor allem fast bis zu einem Ladestand von 80 Prozent mit voller Kraft; andere Stromer reduzieren die Ladeleistung schon deutlich früher, was längere Standzeiten bedeutet. Erfahrungsgemäß ist im Audi nach gut 25 Minuten der Akku wieder zu vier Fünfteln gefüllt. Und noch einen Pluspunkt kann der e-tron in Sachen Laden für sich verbuchen: Audi montiert zwei Ladeanschlüsse, links und rechts an den Kotflügeln. So entfällt häufig das lästige Rangieren an der Steckdose. (SP-X)
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