An Superlativen fehlte es nicht zur Präsentation: „Historisch“ sei das Ereignis, mit dem die neue Elektromarke Aehra jetzt ihre erste Limousine auf der Milano Monza Motor Show vorstellte. Sie in Bewegung zu erleben, wird wohl noch etwas dauern.
Hazim Nada, der 41-jährige US-Amerikaner mit Wohnsitz am Comer See, hat sich eine bekannte Maxime zu eigen gemacht. Sie stammt von Ferdinand Porsche und geht so: „Ich konnte das Auto meiner Träume nirgends finden, also habe ich es selber gebaut“.
Das Ergebnis heißt Aehra Sedan, ist rund fünf Meter lang und streng genommen schon die zweite Kreation, die der Unternehmer mit seinem Team realisiert hat. Nach einem SUV, das nur das Kürzel mit den bekannten, geländewagenähnlichen Fahrzeugen gemein hat, kommt nun eine „ultra-premium Limousine“ mit Elektroantrieb.
Limousine folgt dem SUV
Der Sedan folgt in geschwungener-muskulöser Formgebung und kraftvollen Linien dem im vergangenen Jahr vorgestellten SUV und kann als dessen flacherer Zwilling gelten. Das Designteam um Felippo Perini, so beschreiben es die Urheber selbst, „verzichtete konsequent darauf, zahlreiche Kanten innerhalb der Karosserie zu schaffen und betonte stattdessen den Charakter des neuen Modells durch die Verwendung von Reflexionen, wobei die Karosserie durch Licht und Schatten geteilt wird.“
Das Heck wird bestimmt von einer breiten Flügelkante und integrierten Leuchtelementen. Ebenso umweltverträglich wie kraftvoll, überragend in Komfort und Qualität, dazu hinreißend schön – das sollen die Merkmale des Fahrzeugs sein.
Hohe Ansprüche
Design ist bekanntlich die Feuilleton-Abteilung des Automobilbaus und auch wenn es der Beschreibung an Blumigkeit nicht mangelt, muss man ehrlicher Weise konzedieren: Viel mehr als gute Absichten gibt es von Aehra derzeit nicht zu vermelden. Mit Chefingenieur Franco Cimatti, der als Testchef bei Ferrari und später bei Lotus diente, und Designer Perini hat Hazim Nada zwei ausgewiesene Experten ins Boot geholt. Sie sollen dafür sorgen, so hat es der Chef selbst formuliert, dass die Aehra-Fahrzeuge „unter Verwendung der besten Technologien, Materialien und Methoden, die die globale Automobilindustrie zu bieten hat, konstruiert und hergestellt“ werden.
Wer über den Mitbegründer der neuen Elektromarke recherchiert, stößt schnell auf seine Aktivitäten als ehemaliger Rohstoff-Händler und eine Veröffentlichung („The Dirty Secrets of a Smear Campaign“) vom März dieses Jahres im US-Magazin „New Yorker“, die eine Geschichte von Datenmissbrauch (jemand hatte u.a. Telefondaten bei Nadas Mobilfunkanbieter unbefugt abgefragt) inklusive einer Diskreditierungs-Kampagne gegen den Unternehmer ausbreitete. Dies habe letztlich die Reputation seiner Firma „Lord Energy“ zerstört. Die Folge sei die Hinwendung zum Auto-Business gewesen.
Früheste Auslieferung 2026
Laut Hazim Nada begann die Entwicklung „mit einem weißen Stück Papier“. Man habe „mit der Regel brechen“ wollen, dass aktuelle Elektrofahrzeuge wie konventionelle Autos aussehen, bei denen lediglich der Verbrenner- durch einen Elektroantrieb ersetzt worden sei. Als frühestes Auslieferungsjahr der Aehra-Schöpfungen gilt derzeit 2026 und so bestimmen gegenwärtig noch Inszenierung und Dramaturgie das Geschehen statt nachvollziehbarer Geschäftszahlen oder andere harte Fakten.
Am jetzt enthüllten Viertürer sind als eines der wenigen technischen Details Brembo-Bremssättel zu erkennen. Als Batteriegröße werden 120 kWh erwartet (der Akku kommt vom österreichischen Lieferanten Miba) und die Reichweite soll damit bis zu 800 Kilometer betragen. Die Motorleistung ist mit 550 bis 600 kW anzusetzen, je nachdem, für welche technische Antriebslösung man sich schließlich entscheide. Als Ladezeit stehen bis zu 350 kW in Aussicht, die durch eine eigene entwickelte 925 Volt-Plattform ermöglicht werden soll.
Die Einordnung als „ultra-premium Limousine“ gibt einen Ausblick auf die ins Visier genommene Kundschaft und den zu erwartenden Preis: Zwischen 160.000 und 180.000 Euro wird der Wagen in Europa wohl kosten. Dort soll der Sedan zunächst angeboten werden, später China und der Nahe Osten folgen. Über die Frage, wer wo die Fertigung übernimmt, darf weiter spekuliert werden.