Volvo feiert im November die Weltpremiere des EX90. Das Flaggschiff der Schweden wird dann mit einem Lidar auf dem Dach unterwegs sein.
Der Oberklasse-Crossover soll dank des hoch montierten Laserscanners perspektivisch auch automatisiert fahren können. Vor allem jedoch dürfte die Leistungsfähigkeit normaler Assistenzsysteme profitieren.
Anders als bei Wettbewerbern wie dem Mercedes EQS ist der Lidar nicht unauffällig in der Frontmaske untergebracht, sondern prominent auf dem Fahrzeug platziert. Volvos Chefentwickler für Fahrzeugautomation, Joachim de Verdier, begründet das mit der besseren „Sicht“ auf die Straße. Augenhöhe sei für einen guten Überblick halt günstiger als Kniehöhe. Für die Designer stellt der aufgesetzte Sensor eine Herausforderung dar, erste Skizzen zeigen, dass er offenbar gut integriert, aber trotzdem deutlich sichtbar ist.
Lidar unverzichtbar
Verzichtbar ist Lidar nach Ansicht von Volvo heute nicht mehr. Gegenüber Systemen, die ausschließlich mit Radar und Kamera arbeiten, bietet er neben der zusätzlichen Redundanz Vorteile bei Genauigkeit und Zuverlässigkeit – so funktioniert er beispielsweise auch nachts, bei schlechtem Wetter und in Tunneln. Dazu kommt eine bessere Erkennung von freien Räumen vor dem Fahrzeug, was vor allem für das autonome Fahren wichtig wird.
Technisch ist der EX90 bereits für hochautomatisiertes Fahren auf Level 3 bis 4 vorgerüstet, zum Start im kommenden Jahr wird die Funktion aber noch nicht aktiv sein. Wenn die technischen und juristischen Bedingungen erfüllt sind, können Kunden den „Ride Pilot“ gegen Gebühr freischalten.
Assistenten noch effektiver
Zunächst soll die Lidar-Technik jedoch die Leistungsfähigkeit der aktuellen Assistenzsysteme erhöhen. Volvo führt hier unter anderem das Zusammenspiel mit dem weiter entwickelten Fahrer-Überwachungs-System an: Erkennt die von den Schweden erstmals eingesetzte Stereo-Innenraumkamera, dass der Fahrer durch Sekundenschlaf oder Ohnmacht nicht mehr in der Lage ist, zu steuern, kann sich das Fahrzeug nach mehreren Warnungen selbstständig zum Stillstand bringen. Die autonome Fahrt an den Straßenrand wird dabei vom Lidar überwacht.
Weitere Details zu Antrieb und Technik des elektrischen Crossovers geben die Schweden erst zur Weltpremiere im Herbst bekannt. Das neue Flaggschiff der Marke orientiert sich bei der Größe am aktuellen XC90, trägt aber bereits das neue Markengesicht, fällt eine Spur flacher aus und soll vor allem im Innenraum einen Modernitätsschub erhalten. Einen ersten Eindruck vermittelt das 2021 vorgestellte Concept Recharge, das auch bereits den Lidar-Sensor auf dem Dach trägt. Die Preise dürften knapp unterhalb des sechsstelligen Bereichs starten. (SP-X)