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Volvo EX30: Kleines Elektro-SUV ganz groß

Optisch angesprechend: das Design des neuen Volvo EX30. Foto: Bittmann/Volvo

Volvo erschließt sich neue Kundengruppen. Mit dem Elektro-SUV EX30 schicken die Schweden ihr bislang kleinstes Modell mit einem attraktiven Preis an den Start.

Gut, mit einem Preis von 36.590 Euro für das Einstiegsmodell mit einer Leistung von 272 PS und einer Reichweite von 344 Kilometer ist der Volvo EX30 sicherlich kein Schnäppchen. Doch das erwartet von einem Premiumanbieter wie den Schweden auch niemand.


Mit diesem Preis sorgt Volvo im Premiumumfeld aber für eine Ansage – und selbst chinesische Premium-Hersteller haben für diese Summe nichts anzubieten. Wer für diesen Preis elektrisch fahren will, wird sonst nur bei Volumenherstellern fündig. Für einen Opel Mokka Electric beispielsweise werden bereits 40.800 Euro fällig.

Bei dieser attraktiven Preispolitik verwundert es nicht, dass sich Volvo beim Absatz einiges vom EX30 verspricht. In Deutschland, wo die Schweden nach den ersten zehn Monaten des Jahres 33.300 Fahrzeug neu zulassen konnten, soll der elektrische Einstiegs-SUV den Absatz ab dem kommenden Jahr um 25 Prozent in die Höhe schnellen lassen. Nach den ersten zehn Monaten des Jahres ist der XC60 mit 10.287 Einheiten momentan noch das meistverkaufte Modell, dahinter folgt der XC40 (8815) vor dem XC90 (4321). Der EX30 dürfte diese Rangfolge verändern.

Volvo EX30 wird auch in Gent produziert

Weltweit ruhen ebenso große Hoffnungen auf dem EX30, weshalb Volvo ihn nicht nur in China bauen lasst, sondern auch im Werk im belgischen Gent. Hier laufen bereits der XC40 und der C40 vom Band. Der EX30 ist damit das dritte E-SUV, was in Europa produziert wird. „Die Aufnahme der Produktion in Gent ist ein logischer Schritt, da wir die starke Nachfrage nach unserem kleinen Elektro-SUV weltweit bedienen wollen“, sagt Volvo-Chef Jim Rowan. Er bezeichnet den EX30 dann auch als einen „Eckpfeiler der laufenden strategischen Transformation von Volvo Cars“. Diese sieht nicht nur vor, dass Volvo bis Mitte des Jahrzehnts nicht nur die Hälfte seines Absatzes mit batterie-elektrischen Fahrzeugen bestreitet, sondern ab 2030 nur noch E-Autos verkauft.

Infos wie Tempo und Navigation sind nur auf dem Zentraldisplay des Volvo EX30 zu sehen. Foto: Bittmann/Volvo

Der EX30 jedenfalls wird die Transformation beschleunigen – und helfen, auch die Renditeziele zu erreichen. Wer meint, dass Volvo Abstriche an seinem Einstiegs-SUV gemacht hat, täuscht sich. Der EX30 sieht aus wie ein Volvo und fährt sich auch wie ein Volvo. Kein Wunder. Zwar basiert der EX30 auf der SEA-Plattform des Mutterkonzerns Geely – darauf baut auch der Smart #1 auf – aber Design und die Abstimmung kommen aus Schweden. Optisch ist der gerade einmal 4,23 Meter EX30 ein Hingucker – und bietet damit ideale Voraussetzungen, sich mit ihm auch bei Fahrten in den immer voller werdenden Innenstädten wohl zu fühlen. Die Maße jedenfalls fallen in einem Wettbewerbsumfeld wohltuend auf, in dem gefühlt jedes neue E-SUV immer größer zu werden scheint.

Wichtige Infos nicht im direkten Sichtfeld

Wenn es an diesem Auto denn etwas gibt, was zumindest bei der ersten Begegnung und den ersten Testfahrten negativ auffällt, dann ist es der Umstand, dass fahrrelevante Informationen wie das Tempo oder die Navigationsanwendungen nicht mehr im Sichtfeld der Fahrerin oder des Fahrers auftauchen. Sie werden nur noch auf dem 12,3 Zoll großen Mitteldisplay angezeigt. Das führt dazu, dass man seinen Kopf immer zum Display und damit weg von der Straße richten muss, um diese Infomationen zu erhalten.

Für eine Marke, die die Sicherheit als DNA in seine Marke verankert hat, ist das doch arg erstaunlich. Etway, was noch der Gewöhnung bedarf, ist die Positionierung der Fensteröffner. Sie sind nicht wie üblich an den Türgriffen angebracht, sondern befinden sich ergonomisch nicht optimal positioniert in der Mittelkonsole. . Das war es dann aber auch schon, was einem negativ auffällt.

Fahrtechnisch hinterlässt bereits die 272 PS starke Einstiegsversion einen guten Eindruck. Der EX30 fährt sich so, wie man es von einem Volvo kennt. Einfach im Handling, komfortabel auf der langen Strecke. Seine Abmessungen fordern indes ihren Tribut im Innenraum. Im Fond können Erwachsene zwar noch einigermaßen sitzen, mehr als zwei sollten es indes nicht sein. Und auch der Kofferraum ist mit 318 Litern überschaubar. Doch von einem Kompakt-SUV erwartet niemand Wunderdinge beim Platzangebot.

Einstiegsvarianre nit 344 Kilometer Reichweite

Die 51 kWh große Batterie ermöglicht eine Reichweite von 344 Kilometern. Noch weiter kommt man mit dem EX30 als Extended Range (41.790 Euro). Der 69 kWh-Akku ermöglicht hier eine Reichweite von 475 Kilometer (WLTP). Das maximale Drehmoment von 343 Nm sorgt für einen kraftvollen Antrieb. Sportlich kann es auch von Statten gehen, wenn man denn den Verbrauch nicht im Blick hat. 5,3 Sekunden vergehen bis Tempo 100 und die Höchstgeschwindigkeit ist – wie bei Volvo üblich – bei 180 km/h erreicht. Als Verbrauch werden 17 kWh/100 km in Aussicht gestellt.

Ist die Batterie leer, kann sie je nach Motorisierung mit 150 kW bzw. 175 kW an einem Schnelllader geladen werden. Dann vergehen 26 bzw. 26,5 Minuten, um den Akku von 10 auf 80 Prozent wieder mit Energie zu befüllen. Eine Wärmepumpe und ein Vorkonditionierung sind bei allen Modellen Standard.

Topmodell hat 428 PS

Mit einer Länger von 4,23 Meter ist der EX30 das kleinste Modell von Volvo. Foto: Bittmann/Volvo

Für diejenigen, die nie genug Leistung bekommen können, gibt es auch noch den TwinMotor Performance: Der bringt es auf satte 428 PS und ein maximales Drehmoment von 543 Nm. Den Sprint auf 100 km/h legt der EX30 mit diesem Antrieb dann in Sportwagentempo von 3,6 Sekunden zurück. Der Spaß, diesen Volvo zu fahren, beginnt dann indes auch bei mindestens 48.490 Euro.

Aber seien wir ehrlich: Braucht man soviel Leistung für ein Kompakt-SUV? Nicht wirklich. Vor allem auch deshalb nicht, weil das dem Nachhaltigkeitsanspruch dieses Fahrzeugs zuwider läuft. So konnten beim EX30 die Emissionen über den gesamten Produktions- und Lebenszyklus bei einer Fahrleistung von 200.000 Kilometer auf unter 30 Tonnen reduziert werden. Erreicht wird das u.a. durch die Verwendung von Recycling-Materialien So kommen 25 Prozent wiederverwertetes Alu bei allen verbauten Teilen zum Einsatz, beim Stahl sind es 17 Prozent. Einen ähnlichen Anteil gibt es bei den Kunststoffen. Zum Einsatz kommen etwa bei Türverkleidungen, Sitzen oder der Armaturentafel erneuerbare Materialien – beispielsweise aus Denim und Flachs. Bei den Sitzen enthält die Wollmischung 70 Prozent receyceltes Material. Damit glänzt der neue EX30 nicht nur durch seine kompakten Maße, sondern auch durch seine Nachhaltigkeit.

In der Summe seiner Eigenschaften vermag der neue EX30 trotz der genannten Kritikpunkte zu überzeugen: Das Design ist ansprechend, die Fahrdynamik passt, der Preis stimmt. Einem Erfolg des neusten Volvos dürfte damit nichts im Wege stehen.

Über den Autor

Frank Mertens

Nach dem Sport- und Publizistikstudium hat er sein Handwerk in einer Nachrichtenagentur (ddp/ADN) gelernt. Danach war er jahrelang Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele (Sydney, Salt Lake City, Athen) als Berichterstatter begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das bloße Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche. Neben der Autogazette verantwortet er auch den redaktionellen Teil des Magazins electrified.

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