Elektro

Mercedes CLA auf MMA-Plattform: Lädt mit bis zu 320 kW

Der Mittelklasse-Stromer CLA von Mercedes muss ein Erfolg werden. Foto: Mercedes

Bislang sind die E-Autos von Mercedes keine großer Erfolg. Deshalb hängt bei den Schwaben viel vom Erfolg der kommenden kleinen und kompakten E-Modelle rund um den CLA ab.

Es ist eisig kalt, die Straße zum Timmelsjoch hinauf dick verschneit, aber Markus Kern steht die Vorfreude auf eine flotte Fahrt ins Gesicht geschrieben. Der Ingenieur ist mit für den E-Antrieb des neuen CLA verantwortlich, der im Herbst 2025 auf den Markt kommt. Wir sitzen zwar in einem Vorserienmodell, dessen Cockpit sich samt Bildschirm im XL-Breitformat noch hinter Tarnblenden versteckt. Doch schon die organisch gerundete Form des Mercedes-typisch Sitzverstellung in der Tür lässt vermuten: Hier kommt etwas völlig Neues.


Tatsächlich basiert der CLA auf der neuen MMA-Elektroplattform mit 800-Volt-Technik. Die Mercedes Modular Architektur soll der Marke den Durchbruch im wichtigen Kompaktsegment bringen, der den bisherigen 400-Volt-Modellen EQA und EQB versagt blieb. Mit bis zu 320 kW soll der neue CLA in nur zehn Minuten Strom für 300 Kilometer Reichweite laden und mit einer Füllung des 85 kWh großen Akkus 750 Kilometer weit kommen.

Auftakt für etliche Neuheiten

Die Coupé-Limousine bildet aber nur den Auftakt für eine eine ganze Reihe neuer Mercedes-Modelle, die ab 2026 EQA und EQB ersetzen. Und weil Nutzwert in diesem Segment vor allem im Geschäft mit Firmenkunden eine große Rolle spielt, ist zudem für 2027 ein geräumiger Shooting Brake angekündigt.

Kern gibt kräftig Gas und fast wie auf Schienen zieht der Wagen seine Spur die rutschige Passstraße hoch. „Das Allradsystem basiert auf einem 200-kW-Aggregat mit Zweigang-Getriebe an der Hinterachse sowie einem 80-kW-Motor vorne“, erklärt der Ingenieur. „Mit dem E-Antrieb können wir hohes Antriebsmoment immer an der Schlupfgrenze entlang ermöglichen.“

Effizienz, Verbrauch und Reichweite standen im Lastenhaft der Entwickler ganz oben, sagt Kern. Das sei nur mit tiefgreifenden Verbesserungen an Batterie, Motor und Karosserie machbar gewesen. Um Reibungsverluste zu minimieren, wird der vordere Motor des 4×4-Modells im normalen Fahrbetrieb komplett abgekoppelt und nur bei Bedarf blitzschnell zugeschaltet.

Effiziente Verbrauchswerte

Außerdem hätten die E-Motoren einen Inverter, dessen Siliziumtechnologie eine höhere Taktung bei gleichzeitig weniger Verlusten ermögliche, sagt Kern. Was er meint: Der Wechselrichter eines E-Antriebs wandelt den Gleichstrom der Batterie für den Einsatz im Motor in Wechselstrom, schaltet vereinfacht gesagt den Strom in extrem kurzen Abständen ein und aus. Und hier habe Kerns Team wohl die ideale Frequenz getroffen, weshalb die Motoren besonders effizient arbeiten.

„Wir haben in der Erprobung locker Verbrauchswerte unter 15 kWh pro 100 Kilometer herausgefahren“, erklärt der Schwabe, während er auf der langen Gerade in eine Talsenke hinunter auf 100 km/h beschleunigt. Er zieht einmal am rechten Lenkstockhebel und der CLA verzögert sanft. „Die Elektronik steuert die Rekuperation intelligent und bremst den Wagen nur so stark ab, wie gerade nötig.“ Auf der Ideallinie nimmt unser Prototyp die enge Rechtskurve und Kern gibt wieder Gas. Steil zieht sich Straße hoch zum Pass. Ob hier die anderen Versionen des CLA auch so locker hochkämen? Denn auch eine heckgetriebene Version mit 272 PS hat Mercedes bereits angekündigt, sowie eine Variante mit 58 kWh großen Batterie und etwa 500 Kilometern Reichweite.

Auch Benziner wird angeboten

Obwohl der CLA auf einer Elektroplattform aufbaut, ist zudem ein Benziner avisiert, mit 48-Volt-Technik und einem kleinen, direkt im Doppelkupplungsgetriebe montierten E-Motor. Er ist an eine im Vergleich zu anderen Mildhybriden etwas größere Batterie gekoppelt. Deshalb kann der Benziner auch kurze Strecken rein elektrisch fahren.

Die Sonne taucht die Passhöhe in gleißendes Licht. Bevor es wieder herunter geht, bleibt noch kurz Zeit für einen intensiveren Blick in den Innenraum. Das Lenkrad wirkt deutlich aufgeräumter, ohne separate Touchflächen für Cockpitdisplay und zentralem Bildschirm. Und auf der Rückbank scheinen künftig auch Menschen mit langen Beinen einigermaßen vernünftig zu sitzen. Sieht also nach einem vernünftigen Gesamtpaket aus. Sofern der Preis stimmt. Doch in diesem Punkt bleibt Kern stumm. (SP-X)

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SP-X

SpotPress - abgekürzt SP-X - ist eine auf Nachrichten aus der Autoindustrie spezialisierte Agentur.

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