Bosch hat auf der Fahrradmesse Eurobike ein neues ABS-System vorgestellt. Es ist speziell für Pedelecs mit einem Antriebssystem des Zulieferers konzipiert.
Im Vergleich zum ersten E-Bike-ABS von Bosch ist die zentrale Steuereinheit des vom Bremsenspezialisten Magura entwickelten Systems um 77 Prozent kompakter und um 55 Prozent leichter. Auch dank eines minimalistischen Designs erlaubt das neue ABS eine optisch dezentere Integration als bisher. Das tubusförmige Steuergerät eignet sich unter anderem für die Montage an der Fahrradgabel.
Basis für das Bremssystem sind hydraulische Scheibenbremsen von Magura mit Radgeschwindigkeitssenor, die in verschiedenen Größen sowie mit Zwei- und Vier-Kolben-Bremssättel kombinierbar sind.
Rad bleibt stabil
Die Steuereinheit ist mit dem Antriebssystem von Bosch verbunden, von dem es auch mit Strom versorgt wird. Das Prinzip ist einfach: Sollte die Sensorik ein starkes Überbremsen feststellen, wird das Bremsdruckventil an der Vorderbremse geöffnet, um so die augenblickliche Bremswirkung zu verringern. Dies erfolgt in Intervallen in schneller Folge, um somit selbst bei einer Vollbremsung auf schwierigem Untergrund das Fahrrad trotz hoher Bremsleistung stabil zu halten. Unter anderem wird ein Abheben des Hinterrads und damit ein Überschlagen verhindert. Das ABS sorgt also dafür, dass der Fahrer im Sattel bleibt und weiter die Kontrolle behält.
Auf einem Testparcours mit einem mit ABS gerüsteten Multicharger von Riese & Müller bestätigte sich die Leistungsfähigkeit des Systems. Ob auf trockenem Asphalt oder Schotteroberfläche – das Bike zeigte bei Vollbremsungen mit vehementem Tempoabbau keine kritischen Reaktionen. Der Sicherheitsgewinn ist entsprechend hoch. Claus Fleischer, CEO von Bosch eBike Systems weist darauf hin, dass sich laut Forschungsergebnissen 29 Prozent aller Unfälle mit Pedelecs durch ABS-Technik verhindern lassen.
Für verschiedene Fahrradtypen
Während die erste ABS Generation noch für die Anwendung bei nur einem Fahrradtypen, nämlich Trekking-Bikes mit 28-Zoll-Rädern, ausgelegt war, ist das neue ABS deutlich variabler einsetzbar. Mit ABS Cargo, ABS Touring, ABS Allroad und ABS Trail wurde vier Grundvarianten für unterschiedliche Applikationen entwickelt. E-MTBs zum Beispiel bieten in Hinblick auf Geometrie, Federung und Reifen ganz eigene Voraussetzungen für eine ABS-Abstimmung, was beim ABS Trail grundsätzlich berücksichtigt wurde. Zudem wollen Mountainbiker unterwegs auf dem Trail bei harten Bremsmanövern nicht zu stark ausgebremst werden. Deshalb wurde die Trail-Variante in Zusammenarbeit mit professionellen E-MTB-Athleten entwickelt und speziell auf eine sportliche Fahrweise hin optimiert.
Das neue ABS gehört zu den Neuerungen zum Modelljahr 2023 für die Welt der Bosch-Antriebsysteme. Erste Modelle mit dem neuen Bremssystem werden noch in diesem Jahr auf den Markt kommen. Für mehrere Dutzend Fahrradmarken wird es verfügbar sein. Wie hoch der Aufpreis dafür ausfällt, hängt von der Preispolitik des Fahrradherstellers ab, doch Claus Fleischer rechnet mit einem Aufschlag von 400 bis 500 Euro. (SP-X)