Elektro

Alpine A290 Beta: Sperrspitze der Baureihe

Die Serienversion des Alpine 290 Beta soll 2024 kommen. Foto: Alpine

Auch bei Alpine wird es elektrisch. Den Anfang macht ab nächsten Jahr der A290, der jetzt als Showcar präsentiert wurde.

Gerade mal fünf Jahre ist es her, seit Renault seine verblichene Sportwagen-Marke Alpine wiederbelebt hat. Ingenieure und Designer ernteten viel Lob für die Neuauflage des flachen Renners A 110. Die Zeitenwende zum Elektro-Auto zwingt jetzt den Rückkehrer zum Handeln. Beim ersten Alpine ohne Benzintank oder Auspuff dient ein anderes Retromobil als Basis, das in diesem Herbst auf die Straße kommt.


Der elektrische Renault 5 gleicht schon auf den ersten Blick seinem historischen Vorbild, ist aber eben ein handlicher Kleinwagen in bekanntem Kleid und modernem Innenleben. Das ideale Handwerkszeug für die Tüftler der hauseigenen Mucki-Bude, die seit Mitte der 50er-Jahre nur den Motorsport im Blick und den Genen hat.

500 Gäste bei Premiere

Bristol in England, in der ebenso riesigen wie leeren Halle verlieren sich gut 500 Premierengäste. Hier wurde einmal die berühmte Überschall-Concorde gebaut. Jetzt ein Symbol für den industriellen Niedergang der Insel. Die Bühne für ein ganz besonderes Auto, von seinen Schöpfern als „Showcar“ bezeichnet. Der Star des Abends huscht singend über den Asphalt wie die Wilde Maus auf dem Rummel, verschwindet hinter Ecken, um dann an anderer Stelle wieder sichtbar zu werden. Eindeutig ein Renault 5, eindeutig ein Stromer, dem jegliche Lärmentwicklung alter Schule fremd ist.

Das aber ist ein Renault 5, der das Alpine-Labor durchlaufen hat. „A 290“ lautet die Bezeichnung, allerdings gefolgt von Unterstrich und mathematischem „Beta“-Symbol. Das soll darauf hinweisen, dass das Schaustück sozusagen die Beta-Version, also die Phase 2 sein soll. Ein gutes Stück entfernt von der Serie des Knallbonbons, die Ende 2024 erscheinen wird. Die äußere Hülle zeigt schon jetzt, wie der A 290 aussehen wird. Dicht dran am neuen Renault 5. Die dicken 20 Zöller sind weit an die jeweiligen Stoßfänger gerückt, was für satten Stand auf allen Vieren sorgt. Der Dachspoiler reckt sich an seinem Ende keck in den Himmel. Auch die Zusatzscheinwerfer in X-Form sollen es in richtige Leben schaffen.

Fahrer sitzt mittig

Ganz anders das Innenleben, bei dem sich die Designer ohne Rücksicht auf reale Machbarkeit austoben durften. Der Fahrer sitzt wie in einem Rallye-oder Formel-Wagen mittig. Allerdings im Showcar zwischen zwei Passagieren, er kann sich also im Zentrum all der Technik um ihn herum fühlen. Navi-Bildschirm und die üblichen Instrumente fehlen, nur ein kleiner Kasten im Sichtfeld des Piloten ist übriggeblieben. Ein Head-up-Display mit Basisinfos liefert einen Rest an Normalität. Schalensitze, aus Karbon, spezielle Gurte und ein langer Schaltknüppel, der aus der Mittelkonsole ragt, verraten die sportlichen Gene.

Das alles wird es natürlich nicht geben, wenn der A 290 – dann ohne „Beta“ – für geschätzt rund 50.000 Euro an seine Kunden geht. Einige Gimmicks bleiben erhalten. So die zwei E-Motoren, die ihre Allrad-Kraft gerecht und nach Bedarf auf die beiden Achsen verteilen. Oder der Überholknopf, der gedrückt werden kann, wenn beim Duell auf der linken Spur eine Leistungsspritze zum Vorsprung verhelfen soll. Zehn Sekunden lang gibt es mehr Leistung. Bis zum nächsten Sprint ist dann wieder für weitere zehn Sekunden Geduld angesagt. Spezielle Fahrprogramme für nasse oder glatte Straßen sind ebenfalls vorgesehen.

Keine Angaben zur Technik

Zwei große Lufteinlässe unterhalb der Scheinwerfer sorgen dafür, dass der Luftstrom gezielt um das Fahrzeug geführt wird, die sichtbaren Batterielüfter im hinteren Stoßfänger erinnern an die Ventilatoren einen Spiele-PC. Nette Details, mit denen sich der Alpine unter den Renault 5 optisch abheben soll. Das gilt auch für die zahlreichen Lichtleisten zur Stimmungssteigerung. Ein kleiner Gag: Künftige Eigner bekommen den A 290 gleich in zweifacher Form: Als reales Auto und als virtuelles Modell, das zum Beispiel in Video-Spielen oder Simulatoren herumfahren kann.

Über Leistung und Technik verrät Alpine noch nichts. Da der nur 4,05 Meter kurze A 290 auf der bekannten Plattform steht, wird er wohl das Batterieangebot des Renault Megane E-Tech nutzen, zum Beispiel die 60 kWh-Batterie oder den 160 kW//218 PS starken Motor. Auch der kleine Akku (40 kWh) ist denkbar. Ähnlich ausgestattet könnten auch die beiden weiteren Modelle werden, die in der sogenannten „Dreamgarage“ von Alpine auf ihren Einsatz warten. Ein GT im Crossover-Look und natürlich später ein elektrischer Nachfolger des Coupés A 110 sollen dann als Trio die Marke weiterleben lassen. (SP-X)

Über den Autor

Frank Mertens

Nach dem Sport- und Publizistikstudium hat er sein Handwerk in einer Nachrichtenagentur (ddp/ADN) gelernt. Danach war er jahrelang Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele (Sydney, Salt Lake City, Athen) als Berichterstatter begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das bloße Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche. Neben der Autogazette verantwortet er auch den redaktionellen Teil des Magazins electrified.

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn Sie diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwenden oder auf "Akzeptieren" klicken, erklärst Sie sich damit einverstanden.

Schließen