Toyota bringt erstmals einen Fullhybrid bei den Kleinwagen. Was der Aygo X kann, zeigt unsere Testfahrt in Berlin.
Ein Auto, das nur drei Liter Kraftstoff auf 100 Kilometern verbraucht – diese Idee ist nicht neu. Denn Ende der 1990er-Jahre brachte VW mit dem Lupo 3L ein solches Fahrzeug auf den Markt. Die Effizienz erkaufte sich Volkswagen jedoch mit hartem Verzicht: Dünne Sitze, kaum Komfort und eine mechanische Lenkung ohne Servounterstützung waren der Preis für den Minimalverbrauch.
Toyota will nun beweisen, dass es auch anders geht. Mit dem Aygo X Hybrid bringen die Japaner erstmals einen Vollhybrid-Antrieb in die Klasse der Kleinstwagen.
Damit wird der Aygo X Hybrid eine Art Drei-Liter-Auto 2.0. Die vorläufigen Werte sind eine Ansage: 3,7 Liter auf 100 Kilometer und CO2-Emissionen von nur 85 g/km. Das ist Teil des „Multi-Path-Ansatzes“ des größten Autoherstellers der Welt – der unter anderem darauf abzielt, in allen Segmenten elektrifizierte Optionen anzubieten, um CO2-Emissionen zu reduzieren. Zum Preis des kleinen Vollhybriden hält sich Toyota noch bedeckt. Wir durften seriennahe und zu den späteren Serienfahrzeugen technisch identische Prototypen in Berlin Probe fahren – und konnten sogar einen knapp niedrigeren Verbrauchswert von 3,6 Liter auf 100 Kilometer im fließenden Standverkehr erreichen.
80 PS Leistung des E-Motors
Den kleinen Crossover treibt ein Hybridsystem an, das bereits im größeren Yaris zum Einsatz kommt. Es kombiniert einen 1,5-Liter-Dreizylinder-Benzinmotor mit 67 kW/91 PS mit einer 59 kW/80 PS starken E-Maschine. Gemeinsam erzeugen sie eine Systemleistung von 85 kW/116 PS – ein Plus von 44 PS gegenüber dem noch aktuellen Vorgängermodell. Das sorgt nicht nur für spürbar mehr Temperament, was sich in einer Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 9,2 Sekunden zeigt, sondern ermöglicht vor allem im Stadtverkehr hohe elektrische Fahranteile. Ein per Knopfdruck aktivierbarer EV-Modus erlaubt rein elektrisches Fahren bis zu 130 km/h, sofern es der Ladezustand der Batterien hergibt.
Um das komplexe Hybridsystem im kompakten Aygo X unterzubringen, waren einige Kniffe der Ingenieure nötig. So verlängerten sie den vorderen Überhang um 76 Millimeter, um Platz für den größeren Motor zu schaffen – ohne die Proportionen zu beeinträchtigen. Eine notgedrungene Premiere bei Toyota ist die Anordnung der Lithium-Ionen-Batterie: Statt wie üblich parallel, sind die Batteriezellen längs unter den Rücksitzen montiert. Das spart Platz im Innenraum sowie dem Kofferraum, der 231 Liter fasst.
Sportliche GR-Version zu bestellen
Die technische Basis des Aygo X bildet die modifizierte GA-B-Plattform, auf der auch der größere Yaris aufgebaut ist. Diese sorgt durch einen niedrigen Schwerpunkt und eine hohe Karosseriesteifigkeit für ein agiles Fahrverhalten. Während die angenehm direkte Lenkung dazu ihren Teil beiträgt, gibt sich der akustisch präsente Dreizylinder mehr als Nervensäge denn als Sportsfreund. Der Wendekreis bleibt mit unter zehn Metern stadtfreundlich klein.
Für eine sportlichere Gangart bietet Toyota den Aygo X erstmals auch als „GR Sport“-Version an. Diese Variante verfügt über ein straffer abgestimmtes Fahrwerk mit speziellen Stoßdämpfern und Federn sowie eine direktere Lenkung, um die Wankneigung zu verringern und das Handling zu verbessern. Allerdings dringen dabei selbst kleinere Fahrbahnunebenheiten deutlich spürbarer zu den Insassen durch – nicht jedermanns Sache. Die Leistung des Antriebs bleibt identisch. Optisch hebt sich der GR Sport durch exklusive Leichtmetallfelgen, ein Kühlergrilldesign mit dem markentypischen G-Muster und eine auffällige Zweifarblackierung mit schwarzer Motorhaube ab. Im Innenraum unterstreichen aufgestickte GR-Logos das sportliche Ambiente.
Nachhaltigkeit im Innenraum
Dort profitiert der neue Aygo X von einer verbesserten Elektronik, die den Einbau eines 7-Zoll-Kombiinstruments ermöglicht. Je nach Ausstattung kommt ein 9- oder 10,5-Zoll-Touchscreen für das Multimediasystem zum Einsatz, das Smartphones via Apple CarPlay und Android Auto kabellos einbindet. Über die Smartphone-App MyT lässt sich der Kleinstwagen zudem orten oder öffnen und schließen. Umfassende Geräuschdämmungsmaßnahmen, von dickerem Fensterglas bis zu zusätzlicher Isolierung hinter der Armaturentafel und in der Motorhaube, sorgen für eine auf den ersten Eindruck ruhigere Fahrt.
Für die Sitze kommt das Material Sakura Touch zum Einsatz, das zu über 40 Prozent aus pflanzlichem PVC, Korkabfällen und recyceltem PET besteht. Auch in die Sicherheit hat Toyota investiert: Das serienmäßige Assistenzsystem Safety Sense wurde um Funktionen wie eine verbesserte Motorraderkennung des Notbremssystems und eine Beschleunigungsunterdrückung erweitert, die ein plötzliches Anfahren bei Kollisionsgefahr verhindert. (SP-X)