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Football for Forests: Jedes Tor zählt

Brandrodungen und Dürren sorgen in vielen Teilen der Welt für einen dramatischen Rückgang der Waldbestände. Dagegen unternimmt nun der Think Tank „Climate Focus“ mit seinem Projekt „Football for Forests“ etwas.

Der Fußball hat in den zurückliegenden Wochen selten für positive Schlagzeilen gesorgt. Die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar wurde und wird auch noch bis zum Finale durch die Diskussion über Menschenrechtsverletzungen überschattet.


Doch Fußball bewegt die Menschen. Allein in Deutschland hat der Deutsche Fußball-Bund (DFB) über sieben Millionen Mitglieder. Damit ist der DFB der weltweit größte Sportverband. Hinzu kommen weltweit Millionen Fans, die nicht in Vereinen organisiert sind, aber wöchentlich die Spiele ihrer Mannschaft im Fernsehen oder Stadion verfolgen. Diese Menschen will das Projekt „Football for Forests“ (F4F) des Think Tanks „Climate Focus“ erreichen. Sie sollen dazu beitragen, etwas gegen die Entwaldung zu tun. „Mit unserem Projekt wollen wir die Fans dazu bringen, etwas für die Aufforstung der Wälder zu tun“, sagt Charlotte Streck, eine der Co-Gründerinnen von „Climate Focus“. Dazu entwickelt der Think Tank gerade die gleichnamige App „Football for Forests“.

Beta-Version der App-Store erhältlich

Eine Beta-Version ist bereits im App-Store erhältlich. Die finale Version soll bis zum offiziellen Start des Projekts fertiggestellt werden. Innerhalb der App haben Fans die Möglichkeit, Tipps für die Spiele ihrer Mannschaft abzugeben. Für jedes erzielte Tor können sie spenden und das im Wettbewerb mit Fans anderer Klubs tun. Für die Startphase von F4F will „Climate Focus“ zunächst die Fans in Großbritannien und in Europa erreichen, zu einem späteren Zeitpunkt soll es auf weitere Länder ausgerollt werden.

Damit der Start ab Februar auch verheißungsvoll beginnt, führt das Team um Charlotte Streck seit Monaten mit Fan-Vereinigungen in Deutschland und Bundesligisten Gespräche über das Projekt. In Großbritannien arbeitet man mit „Planet Super League“ zusammen, einer Plattform, die Fußball-Fans dazu animieren will, sich für Nachhaltigkeitsprojekte einzusetzen. „Das bisherige Feedback aus den geführten Gesprächen stimmt uns sehr zuversichtlich“, berichtet die Biologin und Rechtswissenschaftlerin, die an der Uni Potsdam am Fachbereich Wirtschaft- und Sozialpolitik lehrt. Angesprochen werden sollen aber neben Fans und Vereinen auch Unternehmen, die mit ihren Angestellten Renaturierungsziele setzen.

Ambitionierte Ziele

„Climate Focus“-Mitgründerin Charlotte Streck mit Kindern in Kolumbien. Foto: Climate Focus

Die Ziele, die sich „Climate Focus“ gesetzt hat, sind ambitioniert. Über die nächsten fünf Jahre will man eine Million Fans gewinnen, die bis dahin 25 Millionen Euro für die Aufforstung der Wälder in Lateinamerika gespendet haben. Mit diesem Geld sollen 5.000 Fußball-Felder bepflanzt werden. Das entspricht einer Fläche von 3.700 Hektar oder annähernd vier Millionen Bäumen.

Ganz von Null startet „Climate Focus“ dabei aber nicht. Denn man arbeitet bereits seit 2008 in Kolumbien an Aufforstungsprojekten. Dort hat man mit „Ganso“ eine gemeinnützige Organisation gegründet. „Uns ist es wichtig, dass wir vor Ort mit lokalen Partnern wie Tiempo de Juego und Carbon Decision zusammenarbeiten, denn die wissen genau, was zu tun ist“, so Streck. In der Amazonas- und der Orinoquia-Region hat man bereits Vorverträge für 35 beziehungsweise 20 Fußball-Felder geschlossen. Dort sind bereits mehr als 17.000 Bäume gepflanzt worden.

Unterstützung der GIZ

Vier Bäume entsprechen einer Tonne CO2-Äquivalent. Foto: Tiempo de Juegos

„Climate Focus“ belässt es bei dem für die Startphase von der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) mit 150.000 Euro geförderten Projekt nicht bei der Bepflanzung, sondern begleitet es mit einem umfassenden Monitoring. So schult die Partner-Organisation Tiempo de Juego beispielsweise Jugendliche, um sich selbst um den Wald zu kümmern. „Natürlich stehen wir auch in einem engen Austausch mit der Landbevölkerung. Mit ihnen reden wir darüber, welche Vorteile sich für sie durch die Aufforstung und die anschließende Bewirtschaftung der Flächen ergeben.“ Die App-Nutzer werden über die App über die entsprechenden Fortschritte der Aufforstung informiert. Dort können sie sehen, wie viele Bäume in Kolumbien mit ihrem Engagement gepflanzt wurden. Streck jedenfalls zeigt sich zuversichtlich, dass Fußball als ein Türöffner für mehr Klimaschutz fungieren kann.

Wie wichtig das Thema der Aufforstung auch für die Bundesregierung ist, konnte man gerade auch bei den Klimaverhandlungen (COP27) in Sharm El Sheik sehen. Dort hat Bundeskanzler Olaf Scholz eine Aufstockung der Finanzmittel von einer auf zwei Milliarden Euro bis zum Jahr 2025 angekündigt. Dass ist gemessen an den nötigen Finanzmitteln nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber dennoch lobt Streck das Engagement der Bundesregierung als ein wichtiges Zeichen für den Waldschutz. Klar ist, damit die 2021 bei der COP26 verabschiedete UN-Walddeklaration ein Erfolg und die Entwaldung bis 2030 gestoppt wird, braucht es immense Anstrengungen. Ein Projekt wie F4F versucht jedenfalls im Kleinen einen Beitrag zu leisten.

Über den Autor

Frank Mertens

Nach dem Sport- und Publizistikstudium hat er sein Handwerk in einer Nachrichtenagentur (ddp/ADN) gelernt. Danach war er jahrelang Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele (Sydney, Salt Lake City, Athen) als Berichterstatter begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das bloße Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche. Neben der Autogazette verantwortet er auch den redaktionellen Teil des Magazins electrified.

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