Elektro

Volvo C40: Ein Motor reicht

Der Volvo C40 ist auch mit Single-Motor erhältlich. Foto. Volvo

Den Volvo C40 gibt es seit einiger Zeit nicht nur mit Doppelmotor inklusive Allrad, sondern auch als bescheidenere Variante.

Es ist ja in Mode, speziell in der elektrischen SUV-Mittelklasse sogenannte „Coupé-Versionen“ bestehender Modelle aufzulegen, wie es etwa VW mit dem ID.4/ID.5 macht. Auch Volvo hat sich diesem Trend nicht verschlossen und seinem XC40 seit Sommer letzten Jahres den optisch schöneren, aber aufgrund der stärker abfallenden Dachlinie auch etwas unpraktischeren C40 an die Seite gestellt. Diesen gibt es als Allrader mit zwei Motoren und 408 PS Leistung sowie mit nur einem Motor (Single), der es auf 231 PS bringt, bei dem nur die Vorderachse angetrieben wird.


Das sollte reichen, zumal auch dieses Fahrzeug schon eine Investition von mindestens 47.500 Euro bedeutet. Es ist dann zumindest gut ausgestattet, für einen satten Aufpreis von rund 10.000 Euro gibt es die Ultimate-Version, die dann eine vollständige Assistenten-Crew und weitere Extras wie eine elektrische Heckklappe beinhaltet.

Volvo mit Top-Qualität

Ja, Volvo ist eine teure Marke geworden, aber das Design innen wie außen und die herausragende Verarbeitung können die Preise zumindest ein wenig rechtfertigen. Zudem sind Service, Wartung und Verschleißarbeiten während der dreijährigen Garantie (bis 100.000 Kilometer) kostenlos.
Bei einem Voll-Elektroauto stellt sich für die meisten Autofahrer fast immer die Frage nach Reichweite und Ladefähigkeiten. Der C40 kommt in unserer Version je nach Ausstattung nach Norm bis zu 432 Kilometer weit, in der Praxis waren es bei warmem Herbstwetter rund 300 Kilometer, was wir mal als so mittelgut einstufen wollen. Der Volvo lädt wahlweise mit 11 kW (AC) oder 150 kW (DC).

Gute Platzverhältnisse

Die Platzverhältnisse gehen für ein SUV der 4,40-Meter-Klasse in Ordnung, hinten kann es aufgrund der „Coupé-Linie“ für Erwachsene im Kopfbereich schon mal etwas ungemütlicher werden. Der Kofferraum fasst bescheidene 413 Liter, die sich durch Umlegen der Rückbank auf bis zu 1.205 Liter erweitern lassen. Dazu kommt noch ein kleines Fach mit 31 Litern unter der Fronthaube.

Und wie fährt er sich? Als Elektroauto natürlich vor allem im Anzug spritzig – und bei 160 km/h wird der C40 sowieso abgeregelt. Es zeigte sich aber vor allem, dass eine Leistung von 238 PS gerade für ein Elektroauto mehr als ausreichend ist. Mit anderen Worten: Ein Motor ist genug. Nur wer wirklich eine eigentlich für dieses Antriebskonzept unpassende Sportlichkeit wünscht oder für den ein Allradantrieb etwa aufgrund von Wohnort und Witterung unerlässlich ist, sollte sich die stärkere und deutlich teurere Doppelmotor-Variante anschauen.

Fahrzeug mit leichten Schwächen

Weniger überzeugt hat uns das Fahrwerk, das trotz eines Radstands von 2,70 Meter zu unkomfortabel ausgelegt ist. So zappelt der Fünfsitzer häufig über schlechtere Straßen, von denen es ja allzu viele gibt. Leider lässt einem der C40 auch nur die Wahl, ohne Rekuperation frei zu rollen oder mit dem One-Pedal-Driving ein besonders starkes, für uns häufig als zu heftig empfundenes Abbremsen in Kauf zu nehmen. Hier wären Zwischenstufen hilfreich.

Schwächen zeigt der Schwede auch bei der Bedienung, nicht alles erschließt sich dem Fahrer leicht und auf Anhieb. Natürlich gewöhnt man sich sehr schnell an die Eigenheiten des Volvo, aber das darf ja keine Ausrede sein. Ein Head-up-Display wird übrigens noch nicht mal gegen Aufpreis angeboten, schlichtweg weil vor der Windschutzscheibe dafür wohl der Bauraum fehlt. Für ein Premium-SUV ein klarer Nachteil. Und wenn wir gerade beim Meckern sind: Das mittige Fahrerdisplay kann für die Darstellung von Navikarten genutzt oder ausgeschaltet werden. Mehr Infos gibt es nicht her. Ein klarer Fall für die nächste Modellpflege.

Ab 2023 mit Hinterradantrieb

Apropos Modellpflege: Im neuen Modelljahr 2023 wird Volvo den C40 auf Hinterradantrieb umstellen. Zudem wird die Leistung von 231 auf 238 PS angehoben. Damit nicht genug, wird das elektrische SUV eine weitere Variante mit Hinterradantrieb erhalten. Dann mit größerem Akku (78 kWh) und noch mehr Leistung (252 PS).

Trotz einiger Schwächen ist der C40 auch in der aktuellen Version ein gutes Elektroauto, dessen Vorzüge die Nachteile klar überwiegen. Das gelungene Design, der typisch schwedisch-edle Innenraum, das hohe Sicherheitsniveau und die tolle Verarbeitung überzeugen. Die hohen Preise und das zu unruhige Fahrwerk bleiben die Hauptkritikpunkte. Gegen das eine hilft ein gefülltes Bankkonto oder eine großzügige Dienstwagenregelung, gegen das andere helfen leider nur frisch geteerte Straßen. (SP-X)

Über den Autor

Frank Mertens

Nach dem Sport- und Publizistikstudium hat er sein Handwerk in einer Nachrichtenagentur (ddp/ADN) gelernt. Danach war er jahrelang Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele (Sydney, Salt Lake City, Athen) als Berichterstatter begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das bloße Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche. Neben der Autogazette verantwortet er auch den redaktionellen Teil des Magazins electrified.

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