Der Nissan Leaf kehrt zurück. Der Elektro-Pionier kann ab Herbst bestellt werden und fährt mit zwei Batteriegrößen vor.
Der Nissan Leaf ist für den japanischen Autobauer nicht irgendein Modell im Portfolio. Ihm kommt eine Sonderrolle zu. Schließlich hat Nissan mit dem Leaf 2010 das erste Elektromodell für den Massenmarkt gelauncht.
Seither wurden von den bisher zwei Generationen des Leaf fast 700.000 Fahrzeuge in 37 Märkten weltweit verkauft. Beliebt war der Stromer dabei auch in Europa: hier entschieden sich allein 290.000 Kundinnen und Kunden für den Leaf. Nun werden im Herbst die Bestellbücher der dritten Generation des im Designcenter im japanischen Atsugi gestalten Leaf geöffnet. Erste Auslieferungen dürften dann im kommenden Jahr erfolgen. Neben dem Leaf wird in Kürze übrigens auch die E-Version des Kleinwagens Micra ihren Marktstart feiern, die in Kooperation mit Renault entstanden ist. Der Micra ist technisch identisch mit dem R5, wurde optisch aber an Front- und Heckleuchten leicht modifiziert.
Aerodynamik im Fokus beim Leaf
Natürlich sind beide Modelle für Nissan auf dem Weg in die E-Mobilität wichtig – bisher hat man mit dem Ariya bei den Pkws nur ein E-Auto im Angebot – doch es überrascht nicht, dass dem Leaf nicht nur wegen seiner Historie als eine Ikone der Marke eine größere Bedeutung zukommt. Schließlich ist er ein eigenständig entwickeltes und gestaltetes Modell.
Entsprechend hat man beim Design viel Wert auf die Aerodynamik gelegt, die maßgeblichen Einfluss auf die Reichweite eines Elektromodells hat. So fährt der neue Nissan Leaf nicht nur mit bündigen Griffen an Fahrer- und Beifahrertür vor, sondern bietet neben einer fließenden Dachlinie auch einen verkleideten Unterboden. Im Zusammenspiel mit weiteren aerodynamischen Optimierungen an Front und Heck wie einem optimierten Raddesign und einer aktiven Kühlergrillklappe konnte ein cW-Wert von 0,25 erreicht werden.
Optisch hinterlässt der neue Leaf einen stimmigen und dynamischen Eindruck. Die Überhänge sind kurz, die Front wird durch ein über die gesamte Front laufendes Leuchtband mit tief nach unten laufenden Scheinwerfern bestimmt. Hinten sorgt ein integrierter Heckspoiler für einen idealen Luftstrom.
Moderner Innenraum
Modern präsentiert sich auch der Innenraum des Nissan Leaf, der über ein großes Display mit zwei 14,3 Zoll großen Bildschirmen verfügt. Der Leaf verfügt dabei über ein Google-System, was der Fahrerin oder dem Fahrer Zugriff auf Maps und den Google Assistant bietet; auf die Integration von ChatGPT hat man verzichtet. Wichtige Funktionen lassen sich über den Sprachassistenten problemlos auswählen. Das wirkt alles stimmig.
Gleiches trifft auf das Panoramaglasdach mit seiner elektrochromen Technologie zu. Per Knopfdruck lässt sich der Lichteinfall bestimmen: das reicht von klar bis milchig, zudem sorgt eine entsprechende Beschichtung dafür, dass die Sonneinstrahlung reduziert und damit die Erhitzung des Fahrzeugs reduziert wird. Ähnliches kennt man bereits von Renault.
Der Innenraum ist dank der CMF-EV-Plattform der Renault-Nissan-Mitsubishi-Allianz geräumig. Fahrer und Beifahrer finden ausreichend Platz vor. Aber auch die Passagiere im Fonds können längere Fahrten entspannt antreten – und überstehen. Denn ihnen bietet sich in dem 4,35 Meter langem Leaf ausreichend Kopf- und Kniefreiheit, selbst dann, wenn vor ihnen eine größere Person sitzt. Im Kofferraum des übrigens 1,81 Meter breiten und 1,55 Meter hohen Leaf ist Platz für 437 Liter Gepäck.
Erste Runden auf Testareal Millbrooke
Und wie fährt sich der Leaf? Abschließend lässt sich das noch nicht sagen, da wir bei einem Fahrevent für Mitglieder des europäischen Autopreises „Car of the Year“ auf dem Testareal im britischen Millbrooke nur ein paar Runden in einem Vorserienfahrzeug absolvieren konnten. Soviel lässt sich aber doch festhalten: der erste Eindruck auf der kurvenreichen Strecke war vielversprechend. Der Leaf fährt agil, die Lenkung spricht direkt an. Mit seinem Radstand von 2,69 Meter liegt der Fronttriebler auch in flotter genommenen Kurven satt auf der Straße. Die Kraftentfaltung lässt wenig Wünsche offen.
Das Fahrwerk ist indes sehr auf Komfort abgestimmt, könnte etwas straffer sein. Aber wer weiß, ob die Fahrwerksspezialisten von Nissan hier bis zum Marktstart noch weiter Hand anlegen. Derzeit sei übrigens nicht geplant, den Leaf auch mit Allradantrieb anzubieten, wie Dann Moss sagt, der bei Nissan Europa den Bereich Forschung und Entwicklung verantwortet. „Wir sehen derzeit für einen Allrad beim Leaf keine Nachfrage“, sagt Moss. Sollte sich das ändern, könne man aber schnell reagieren, da man 4×4 beispielsweise auch beim Ariya im Angebot hat.
Große Batterie mit 604 Kilometer Reichweite
Angeboten wird der Nissan Leaf übrigens mit zwei Batteriegrößen: einem 75 kWh Akku mit einer Reichweite von bis zu 604 Kilometer und einer 52 kWh großen Batterie (436 Kilometer). Dabei fährt der neue Leaf mit einem neuen E-Antrieb vor, der um zehn Prozent kleiner geworden ist als die vorherige Generation. Der E-Motor kommt dabei bei der Variante mit großem Akku auf eine Leistung von 160 kW/214 PS (130 kW/177 PS bei kleiner Batterie) und stellt ein maximales Drehmoment von 355 Nm (345 Nm) zur Verfügung. Wie bei E-Autos üblich, liegt es sofort an. Derart motorisiert legt er den Sprint von 0 auf 100 km/h in gerade einmal 7,6 Sekunden (8,6 Sekunden) zurück. Die Höchstgeschwindigkeit liegt jeweils bei 160 km/h. Als Verbrauch werden übrigens 14,2 kWh/100 km angegeben.
Und wie schnell lädt der neue Leaf? Bei der Topvariante ist eine Ladeleistung von bis zu 150 kW an einem entsprechendem Schnelllader möglich. Das ist okay, mehr aber auch nicht. So vergehen für die Ladung von 20 auf 80 Prozent 30 Minuten. Bei der kleineren Batterie sind bis zu 105 kW in der Spitze möglich. Über die Schaltpaddels am Lenkrad lässt sich übrigens die Stufe der Rekuperation einstellen; dabei ist auch One-Pedal-Driving möglich.
Wie bei allen neuen Nissan-Modellen verfügt natürlich auch der Leaf über eine Vielzahl von modernen Assistenzsystem. Dazu gehören neben einem Spurwechsel- auch ein Müdigkeitsassistent oder auch eine adaptive Geschwindigkeitskontrolle. Und der Preis? Dazu sagt Nissan bisher nichts. Er könnte sich bei der Variante mit kleiner Batterie bei unter 40.000 Euro bewegen.